Sonntag, 11. September 2011

Rückblick auf die Katastrophe

Alle reden über den 11. September, aber bei mir ist die Erinnerung inzwischen so in Worte zementiert (wie auch die vom 9. November 1989), dass sie seltsam abstrakt ist. Nur so viel: Ich lebte in Donaldsonville, Louisiana, und habe es im Radio von an Anfang an live verfolgt. Dann Aufregung, Panik und Gerüchte an der Uni, am Nachmittag Wohnungsbesichtigung in New Orleans, was vielleicht ein wenig ruhiger als sonst war und sich ansonsten auch danach nur in dem Maße veränderte, wie sich die USA vor allem ideell veränderten.
Hier stattdessen noch ein kurzer Abriss zu Hurrikan Katrina 2005, den ich nur in den Medien verfolgt habe, und wo die Katastrophe vor sechs Jahren noch in vollem Gange war. Wieder aus dem großen Artikel, der seit Jahren beim Herausgeber liegt und des Abdrucks harrt:
„Am Montag, den 29. August 2005 um 6.10 Uhr traf Hurrikan Katrina östlich von New Orleans auf das Festland. Die küstennahen Gegenden im Nachbarstaat Mississippi wurden sofort dem Erdboden gleichgemacht und auch die Golfküste in Louisiana war völlig verwüstet. New Orleans schien zunächst glimpflich davon gekommen zu sein: starker Regen und Sturm, ein paar abgedeckte Dächer, Stromausfall, Wasser auf einigen Straßen. Doch rund zwei Stunden später waren die Flutmauern am Industrial Canal gebrochen; um 14 Uhr wurden Lecks am 17th Street Canal gemeldet. Am nächsten Tag zeichnete sich ab, dass diese nicht mit Sandsäcken zu schließen waren. Langsam und unaufhaltsam lief die Stadt voller Wasser.
In einem Bericht im Juni 2006 gestand das Army Corps of Engineers sein massives Versagen bei der Konstruktion und Errichtung der Dämme ein. Präsident Bush hatte das Budget zugunsten von Steuersenkungen und für den Irakkrieg umverteilt und immer weniger Geld für die Verstärkung der Dämme beantragt.
Seine erste Annäherung an das Katastrophengebiet bestand in einem Überflug auf dem Weg von seiner Ranch in Crawford, Texas, nach Washington. D.C. Am 1. September 2005 äußerte er in einem Fernsehinterview, dass niemand die Dammbrüche vorhergesehen habe (dazu ein Kommentator „Unvorhersehbar? Vielleicht für Sie, Herr Präsident“). Am 15. September 2005 hielt er eine Fernsehansprache auf dem Jackson Square im historischen French Quarter. Für den Präsidentenbesuch waren Straßen gereinigt und potemkinsche Hilfsstände aufgebaut worden. Tatsächlich gelang es der Federal Emergency Management Agency (Bush zu FEMA-Chef Brown „Du machst eine tolle Arbeit“) wochenlang nicht, die Stadt mit Wasser, Lebensmittel und anderem Grundbedarf zu versorgen, während Privatpersonen wie der Schauspieler Sean Penn bereits Menschen mit Booten von Dächern und Brücken retteten und Künstler wie Wynton Marsalis Lebensmitteltransporte organisierten. Und so sollten die Scheinwerfer für die Inszenierung vor stereotyper Kulisse für lange Zeit das einzige Licht in der Stadt bleiben, in der es monatelang kein Gas, keine Elektrizität, keine Müllabfuhr gab.“

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