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Sonntag, 8. September 2013
Wettrennen auf dem Mississippi
Vor ein paar Tagen in der Welt: ein spannender Bericht über ein Dampferrennen auf dem Mississippi, von New Orleans nach St. Louis im Juni 1870. Die Schiffe hießen "Robert E. Lee" und "Natchez", nach dem Südstaatengeneral und der historischen Stadt in Mississippi am selbigen Fluss benannt. Hier zum Artikel.
Freitag, 9. August 2013
Rerun: The hole in the ozone layer
Sunday, 26 August
2012
A few years ago, when the
discussion about the climate crisis and the hole in the ozone layer was still
raging, we were assured that the state of Brandenburg in northern Germany would
turn into a steppe and that Brandenburg—and thus Berlin as well—would enjoy a
Mediterranean climate. So far that hasn’t really happened; if anything, summers
have become cooler.
The USA on the
other hand has been scorched by one heat wave after another. Like our showery
April-style summers here in Germany, the high temperatures in the USA seem to
be a direct result of climate change.
The fact that
spring is coming earlier each year also appears to be behind the fires raging
in the USA, mainly in the west. Recently there have been fires in Arizona and
Colorado; now they are mainly in northern California and Idaho. So far this
year, 1,423 forest fires have destroyed over 12,065 square miles. You can find
out more on the website of the US Department of Agriculture’s Forest Service.
Another
problem attributed to mild winters and early springs is the West Nile Virus,
which is occurring more frequently in Louisiana and other states. 1,118 people
have already been infected this year (suffering from meningitis, encephalitis
etc.) and a total of 41 have died. 75% of the cases occurred in 5 states:
Texas, Mississippi, Louisiana, South Dakota and Oklahoma—almost half of them in
Texas. 6 people have died in Louisiana so far. A few weeks ago, aerial spraying
of pesticides against mosquitoes in Dallas caused some controversy.
This reminds
me of the little trucks which used to drive through my tree-lined quarter in
Baton Rouge each spring and summer, spraying death to the insects. It probably
wasn’t very healthy, but it was certainly effective. The Center for Disease
Control recommends various products designed to deter mosquitoes, of which DEET
was the only product I could find among those tested and approved by the German
consumer’s association Stiftung Warentest—and even that carries
health risks. So the best advice is to stay indoors, wear long sleeves, and get
rid of standing water and other places where mosquitoes breed.
Global warming
also means that Mississippi water levels are lower than ever before, so that it
is no longer navigable further north, not far from Greenville, Mississippi. By
the middle of the month, 97 ships were stranded there after a barge went
aground (see here). But when Mississippi water levels are so low and less water
is flowing into the Gulf of Mexico, salt water flows back from the Gulf into
the river, whose lower reaches are below sea level, by up to one mile a day.
This usually happens once every 8-10 years, but it now seems to be occurring
more frequently, partly because the navigational channel further north is being
dug deeper all the time to enable bigger ships to pass. This impacts the
drinking water supply, alongside other negative effects.
Plaquemines
Parish lies right on the Gulf and has been directly affected by various
hurricanes (Katrina, Rita and Gustav, among others) as well as the disastrous
oil spill; it now buys drinking water from New Orleans as well as purchasing
some further north which is carried down in barges. Now New Orleans itself is
also threatened (see here).
What’s more,
Hurricane Isaac has now crossed Cuba and Haiti and is on its way to south
Florida and the Keys (including Key West), before carrying on towards the Gulf
coast (see here). Current evacuation routes for New Orleans have already been
determined. So in fact I should be pleased, sitting here at my desk in the
middle of August, wrapped up in a woolly jumper and thick socks—at least I can
relax and work without being threatened by any natural disasters.
Translated by Bridget Schäfer
Mittwoch, 13. März 2013
Mississippi
Im ARD-Fernsehen lief am Montag der erste Teil des Zweiteilers Mississippi, genauer gesagt Der wilde Norden, den man sich diese Woche noch in der Mediathek ansehen kann, siehe hier. Am nächsten Montag läuft Teil 2, Die große Flut.
Auf der Webseite gibt es auch Verweise auf den Film Mississippi -- Eine amerikanische Legende, der schon im Januar im SWR lief, sowie auf den Beitrag Nostalgiefahrt auf dem Mississippi im Deutschlandfunk, allerdings schon vom letzten Sommer, aber doch interessant zu lesen. Letzten Freitag lief im Hessischen Rundfunk der Beitrag New Orleans: von schwarzen Indianern und weißer Magie.
Auf der Webseite gibt es auch Verweise auf den Film Mississippi -- Eine amerikanische Legende, der schon im Januar im SWR lief, sowie auf den Beitrag Nostalgiefahrt auf dem Mississippi im Deutschlandfunk, allerdings schon vom letzten Sommer, aber doch interessant zu lesen. Letzten Freitag lief im Hessischen Rundfunk der Beitrag New Orleans: von schwarzen Indianern und weißer Magie.
Dienstag, 12. März 2013
Ironman 70.3
Bis zum 15. April könnt Ihr Euch noch anmelden für den Ochsner Ironman 70.3* in New Orleans, der am 21. April 2013, einem Sonntag, stattfindet. In den Tagen vorher finden schon vorbereitende Veranstaltungen statt und überhaupt ist es sicher besser, vorher anzureisen, denn los geht es um 4.30 Uhr mit dem Shuttle zum Veranstaltungsort.
Geschwommen wird im Lake Pontchartrain am Southshore Harbor, mit dem Fahrrad geht es am Seeufer entlang und dann immer weiter auf dem Chef Menteur Highway** nach Osten bis zum Bayou Sauvage***. Der Lauf führt ebenfalls am Seeufer entlang, dann durch den riesigen City Park, die schattige Esplanade Avenue entlang bis zum Louis Armstrong Park, wo sich auch der Congo Square und somit die legendäre Geburtsstätte des Jazz befindet.
Damit, und dass der Lauf angeblich jetzt auch im French Quarter sein soll, wird auch geworben. Der Ironman 70.3 ist, wie auch der Halbmarathon vor kurzem, nur ein halber, denn 70,3 Meilen ist nur die halbe Distanz. Man schwimmt also nur 1,2 Meilen (1,9 Kilometer), fährt 56 Meilen (90 Kilometer) mit dem Fahrrad und läuft einen halben Marathon, also 13,1 Meilen (21,1 Kilometer).
Seit 2009 gibt es diesen Wettbewerb in New Orleans. Auf der Teilnehmerliste stehen Amerikaner und -innen aus dem ganzen Land, sogar aus Brooklyn, aber auch viele Läufer aus Mexiko, der Karibik, Südamerika und jeweils einer aus London, Dublin, Stockholm. Ich werde übrigens nicht teilnehmen.
*Ochsner betreibt in New Orleans mehrere Krankenhäuser.
** Chef menteur heißt auf Französisch wörtlich "lügender Häuptling" und soll wiederum auf die Sprache der Choctaw zurückgehen. Es gibt mehrere mögliche Erklärungen: 1) die Bezeichnung für einen französischen Gouverneur, der einen Vertrag nicht eingehalten hat, 2) eine Bezeichnung für den Mississippi mit seinen vielen Windungen, Nebenarmen und Verlaufsänderungen und 3) ein indianischer Häuptling, der so viel log, dass er vertrieben wurde und sich dort in der Gegend niederließ.
*** Bayou Sauvage heißt auf Französisch wörtlich "wildes Bayou". Ein Bayou ist ein stehender oder langsam fließender Wasserarm, oft früher zum Mississippi gehörend. Mehr Erklärungen hier. Am Bayou Sauvage gibt es auch ein National Wildlife Refuge, d.h. ein Landschaftsschutzgebiet. Sehr schön dort.
Geschwommen wird im Lake Pontchartrain am Southshore Harbor, mit dem Fahrrad geht es am Seeufer entlang und dann immer weiter auf dem Chef Menteur Highway** nach Osten bis zum Bayou Sauvage***. Der Lauf führt ebenfalls am Seeufer entlang, dann durch den riesigen City Park, die schattige Esplanade Avenue entlang bis zum Louis Armstrong Park, wo sich auch der Congo Square und somit die legendäre Geburtsstätte des Jazz befindet.
Damit, und dass der Lauf angeblich jetzt auch im French Quarter sein soll, wird auch geworben. Der Ironman 70.3 ist, wie auch der Halbmarathon vor kurzem, nur ein halber, denn 70,3 Meilen ist nur die halbe Distanz. Man schwimmt also nur 1,2 Meilen (1,9 Kilometer), fährt 56 Meilen (90 Kilometer) mit dem Fahrrad und läuft einen halben Marathon, also 13,1 Meilen (21,1 Kilometer).
Seit 2009 gibt es diesen Wettbewerb in New Orleans. Auf der Teilnehmerliste stehen Amerikaner und -innen aus dem ganzen Land, sogar aus Brooklyn, aber auch viele Läufer aus Mexiko, der Karibik, Südamerika und jeweils einer aus London, Dublin, Stockholm. Ich werde übrigens nicht teilnehmen.
*Ochsner betreibt in New Orleans mehrere Krankenhäuser.
** Chef menteur heißt auf Französisch wörtlich "lügender Häuptling" und soll wiederum auf die Sprache der Choctaw zurückgehen. Es gibt mehrere mögliche Erklärungen: 1) die Bezeichnung für einen französischen Gouverneur, der einen Vertrag nicht eingehalten hat, 2) eine Bezeichnung für den Mississippi mit seinen vielen Windungen, Nebenarmen und Verlaufsänderungen und 3) ein indianischer Häuptling, der so viel log, dass er vertrieben wurde und sich dort in der Gegend niederließ.
*** Bayou Sauvage heißt auf Französisch wörtlich "wildes Bayou". Ein Bayou ist ein stehender oder langsam fließender Wasserarm, oft früher zum Mississippi gehörend. Mehr Erklärungen hier. Am Bayou Sauvage gibt es auch ein National Wildlife Refuge, d.h. ein Landschaftsschutzgebiet. Sehr schön dort.
Sonntag, 18. November 2012
A Studio in the Woods
Das Studio im Wald liegt hinter den Bergen bei den sieben
Zwergen, so scheint es, obwohl es in Louisiana kaum Berge gibt. Auf der circa halbstündigen Fahrt von New Orleans geht es über die lange, sehr befahrene,
tatsächlich hügelartige Crescent City Connection-Brücke
(Halbmondstadtverbinder) auf die andere Seite des Mississippi, dann hält man
sich rechts, dann links auf dem General de Gaulle Boulevard durch die
zersiedelte Westbank, dann über eine weitere hohe und in sich geschwungene
Brücke über den Intracoastal Waterway hinweg zu einer verlassenen Straße, die
gleich am Fuße des Deiches einer der großzügigen Kurven des Mississippi folgt,
die hier, das sieht man auf der Landkarte, eigentlich eher eine Öse ist. Die
Straße endet vor den Toren des Audubon Center for Research und einige Meter davor zeigt rechts ein verwittertes
Schild auf die zugewachsene Einfahrt zum Studio in the Woods.
Organisch in die Bäume eingefügt steht ein lichtes hölzernes
Haus mit großzügiger, gazeumzäunter Veranda. Die Koordinatorin Cammie
Prewitt-Hill empfängt mich mit Flipflops und langem fließenden Rock. Wir treten
in eine große Küche mit Fenstern an drei Seiten, die in ein wirres, gemütliches
Wohnzimmer und hinten einen Arbeitsplatz übergeht. Ich sage: Das sieht aus wie
jemandes Haus. Cammie sagt: Ist es ja auch.
Und das kommt so:
Joe und Lucianne Carmichael kamen 1968 als frisch verliebtes
Paar manchmal an diese Stelle zum Picknicken, bis sie 1969 zufällig hier ein
Grundstück erwarben. Neben ihrem „richtigen“ Beruf waren beide Künstler – sie
arbeitet mit Ton, er mit Holz – und so bauten sie aus den im umliegenden Wald
und anderswo anfallenden Materialien bis 1977 nach und nach das Haus. Er
zimmerte einen langen Tisch für die Veranda, sie brannte die Fliesen für den
Fußboden. Dann legten sie einen kleinen Teich an, doch das umliegende Dickicht
ließen sie fast unberührt, sahen es vielmehr als Inspiration für ihre Arbeit,
denn sie hatten sich auch Künstlerstudios gebaut. Sie luden Schulklassen
zu Ausflügen ein und gewährten manchmal informelle Künstleraufenthalte,
leiteten Workshops.
1998 begann die Suche nach einem wohlwollenden Hausbesitzer.
Im Dezember 2004 übergaben sie A Studio in the Woods in die Obhut der Tulane University New Orleans, wo
es zum Center for Bioenvironmental Research (Zentrum für umweltbiologische Forschung) gehört. Zum Studio gehört auch der
Umweltkurator Dave Baker, der die Natur beobachtet und pflegt, zum Beispiel den
Chinesischen Liguster entfernt, der den gesamten Süden der USA zu überwuchern
droht. Seit 2003 werden im Studio in the Woods Aufenthaltsstipendien für
Künstler angeboten, nach Katrina und Rita vor allem auch
Restaurationsaufenthalte für von den Hurrikanen betroffene Künstler, darunter
der Komponist und Musiker Michael White, der in dem Film The Sound of
the Storm beschrieb, wie er hier wieder
anfing zu arbeiten. Jedes Jahr im Januar werden Aufenthaltsstipendien für
jeweils 6 Wochen ausgeschrieben, die an Künstler verschiedener Sparten vergeben
werden: bildende Künstler, Autoren, Filmemacher, Musiker.
Wenige Tage vor meinem Besuch war die junge Jazzfolksingerin, Musikerin und
Liedermacherin Sarah Quintana aus New Orleans gerade als Stipendiatin
eingezogen, von deren Musik, wie Cammie berichtete, die ganze Jury sofort in
den Bann gezogen war. Beeinflusst sicher auch durch ihr Leben in Frankreich, wo
sie auch eine Fangemeinde hat, ist es eine Musik mit ungewöhnlichen Tönen und
viel Raum und Zeit. Ihre erste Platte The World Has Changed hat sie übrigens per Crowdfunding
finanziert.
Sarah erzählt, wie sie die Geräusche der Natur aufnimmt, die
sie porös und aufnahmefähig machen, wie wohl sie sich in der Nähe der
Waschbären, Armadillos, und Waldtiere fühlt, wie der fruchtbare Mississippi sie
inspiriert. Dass sie den
Mississippi, der wie sie meint, wegen der Umweltprobleme wütend auf uns
ist, konsequent mit dem weiblichen „sie“ bezeichnet, mag mit
ihrem traurigen, aber wunderschönen Lied „Mama Mississippi“ zu tun haben: Sarah
Quintana auf der Kaffeetasse ihrer Großmutter. Hört es Euch hier an! Im Dezember soll ihr Album mit den Stücken aus dem Studio erscheinen, The Delta Demitasse.
Begleitet war mein Besuch von einer Geräuschkulisse aus Industrielärm, der über den Deich drang: Quietschen, Knarren,
Schlagen, Schiffs- und Hafengeräusche, wie ich sie aus Donaldsonville kenne, wo
ich gleich am Mississippi gewohnt habe. Als ich später auf den Deich kletterte,
sah ich sie liegen, die riesigen Ozeanfrachter, vielleicht auf Reede,
einer hinter dem anderen, in der ganz unromantischen Flusslandschaft. Das Studio in the Woods ist also nicht einfach eine Naturoase für die Künstlerseele,
sondern ein Ort, der dem sich Kunst und Realität verbinden, an dem die Idylle
eben auch von chinesischem Liguster und Industrie gebrochen ist, wo man in der
Natur und doch ganz mit der aktuellen Zeit verbunden ist.
Zum Abschluss meines Besuches sprach ich noch kurz mit
Lucianne Carmichael, die meinte, ich solle mich doch einmal auf einen
Aufenthalt bewerben. Mach' ich, sehr gern.
Sonntag, 11. November 2012
Jackson Square
Der zentrale Platz im French Quarter ist der Jackson Square,
nach einer Seite hin offen, ansonsten gesäumt von den Pontalba Apartment
Buildings, der St. Louis Cathedral, dem Cabildo und dem Presbytère beiderseits
der Kathdrale (Foto). In der Mitte befindet sich ein kleiner gestalteter Park mit
Bänken und einer Statue für General Jackson auf seinem Pferd, das Ganze umgeben von einem
hohen eisernen Zaun. Auf dem umliegenden Pflaster sitzen
Porträtzeichner, Maler, Wahrsagerinnen, Schuhputzer, Musiker für die Touristen, und gelegentlich schlendern Polizisten vorbei.
Der Platz wurde dem Place des Vosges (Vogesenplatz) im Pariser Marais nachempfunden (ist allerdings viel kleiner) und hieß früher
Place d’Armes (Platz der Waffen). Nach der Schlacht von New Orleans, die Andrew Jackson siegreich
gegen die Engländer führte, wurde der Platz nach ihm benannt (1815, die Statue steht seit 1856). Auf der offenen
Seite zum Fluss hin ist die Decatur Street, an der geschmückte Kutschen mit Mauleseln und illuster
bekleideten Stadtführern auf Touristen warten. Im September gingen von dort
auch die neuen Doppelstockbusstadtrundfahrten los, die gerade eingeführt
wurden.
Geht man über die geschwungene Treppe jenseits der Decatur Street weiter, über die Straßenbahngleise und wieder eine Treppe hinauf, dann kommt man zum Moonwalk (Foto), einer befestigten
Flusspromenade, auf der man über den weiten, geschwungenen
Mississippi hinwegblicken kann, benannt nach Bürgermeister Moon Landrieu (geb.
1930, 1960-66), Vater der Senatorin Mary Landrieu und des jetzigen
Bürgermeisters Mitchell Landrieu.
Jener hat jetzt einen Gesetzesentwurf einbringen lassen, dass der Jackson Square von 1 bis 5 Uhr früh zur Reinigung geräumt werden muss, was nachtaktive Wahrsagerinnen und Musiker empört (hier). An den verschiedenen Ecken sind auch die Preservation Hall, das Café du Monde, Pirate’s Alley. 80% der Besucher der Stadt besuchen den Jackson Square, und die genießen es, dass es keine Sperrstunde gibt und man jederzeit auf offener Straße (oder auf dem Platz oder der Promenade am Fluss) Alkohol trinken darf. Mitch Landrieu wird sich doch nicht unbeliebt machen wollen...
Jener hat jetzt einen Gesetzesentwurf einbringen lassen, dass der Jackson Square von 1 bis 5 Uhr früh zur Reinigung geräumt werden muss, was nachtaktive Wahrsagerinnen und Musiker empört (hier). An den verschiedenen Ecken sind auch die Preservation Hall, das Café du Monde, Pirate’s Alley. 80% der Besucher der Stadt besuchen den Jackson Square, und die genießen es, dass es keine Sperrstunde gibt und man jederzeit auf offener Straße (oder auf dem Platz oder der Promenade am Fluss) Alkohol trinken darf. Mitch Landrieu wird sich doch nicht unbeliebt machen wollen...
Sonntag, 26. August 2012
Das Ozonloch
Vor einigen Jahren, als wir noch eine Diskussion um die
Klimakatastrophe und das Ozonloch hatten, da versprach man uns hier die Versteppung
Brandenburgs (und damit auch Berlins) und ein italienisches Klima. Bis jetzt
hat das noch nicht so ganz geklappt, und die Sommer fallen eher frisch aus.
Die USA wiederum werden von einer Hitzewelle nach der anderen
überrollt. So wie unser Aprilwetter hier im Sommer ist die Hitze dort anscheinend
eine direkte Auswirkung des Klimawandels.
Auf den immer früher einsetzenden Frühling werden zum
Beispiel die Brände zurückgeführt, die vor allem im Westen der USA wüten, vor
kurzem noch in Arizona und Colorado, jetzt vor allem in Nordkalifornien und
Idaho. Dieses Jahr ist bei 1423 Waldbränden im Lande bereits eine Fläche von mehr als 12.065 Quadratmeilen (d.h.
ca. 31.250 Quadratkilometer) abgebrannt. Mehr auf der Seite des Forest Service des US Department of Agriculture (Landwirtschaftsministerium).
Ein anderes Problem, das ebenfalls auf milde Winter und
den frühen Frühling zurückgeführt wird, ist der Westnilvirus, der auch in
Louisiana gehäuft auftritt. Dieses Jahr sind bereits 1118 Menschen durch
Infektion damit erkrankt (Meningitis, Enzephalitis usw.) und 41 insgesamt sind gestorben. 75% der Erkrankungen
traten in 5 Staaten auf: Texas, Mississippi, Louisiana, South Dakota und
Oklahoma), fast die Hälfte aller Fälle in Texas. In Louisiana gab es bisher 6
Todesopfer. Gegen den Virus hat man vor einigen Wochen in Dallas aus der Luft
Mückenmittel versprüht, nicht ganz unumstritten.
Mich erinnerte das an die kleinen Transporter, die in Baton Rouge im Frühjahr und Sommer immer durch mein mit hohen Bäumen bestandenes Wohnviertel fuhren und Insektentod versprühten. Auch vielleicht nicht gesund, aber wirksam. Das Center for Disease Control empfiehlt verschiedene Mücken abweisende Wirkstoffe, von denen ich unter den von der Stiftung Warentest geprüften und für gut befundenen Produkten nur DEET gefunden habe, was auch Gesundheitsrisiken birgt. Also am besten: drinnen aufhalten, langarmige Sachen tragen, stehendes Wasser und andere Mückenbrutplätze beseitigen.
Mich erinnerte das an die kleinen Transporter, die in Baton Rouge im Frühjahr und Sommer immer durch mein mit hohen Bäumen bestandenes Wohnviertel fuhren und Insektentod versprühten. Auch vielleicht nicht gesund, aber wirksam. Das Center for Disease Control empfiehlt verschiedene Mücken abweisende Wirkstoffe, von denen ich unter den von der Stiftung Warentest geprüften und für gut befundenen Produkten nur DEET gefunden habe, was auch Gesundheitsrisiken birgt. Also am besten: drinnen aufhalten, langarmige Sachen tragen, stehendes Wasser und andere Mückenbrutplätze beseitigen.
Die Erwärmung hat auch dazu geführt, dass der Mississippi so einen niedrigen Wasserstand hat wie nie und weiter nördlich unweit von
Greenville, Mississippi, nicht schiffbar ist, so dass sich dort Mitte des Monats
97 Schiffe angestaut hatten, nachdem ein Schleppkahn auf Grund gelaufen war. (Hier.) Wenn aber der Mississippi niedrig steht und weniger Wasser in den Golf von
Mexiko einströmt, dann fließt Salzwasser aus dem Golf in den Mississippi
zurück, dessen unterer Lauf unter dem Meeresniveau liegt, und zwar um ungefähr
eine Meile pro Tag (1,6 km). Normalerweise kommt das alle 8-10 Jahre vor, aber
dass es jetzt scheinbar häufiger wird, hat auch damit zu tun, dass die
Fahrrinne des Flusses weiter nördlich immer mehr tiefer ausgehoben wird, um
größeren Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen. Neben anderen negativen
Auswirkungen beeinträchtigt das auch die Trinkwassergewinnung.
Plaquemines Parish, die direkt an den Golf grenzt und von
diversen Hurrikanen (Katrina, Rita, Gustav und mehr) und der Ölkatastrophe
direkt betroffen war, kauft jetzt Trinkwasser aus New Orleans, holt aber auch
in Schleppkähnen weiter nördlich welches. Jetzt ist auch New Orleans bedroht. (Hier.)
Außerdem hat Hurrikan Isaac Kuba und Haiti überquert
und ist jetzt auf dem Weg nach Südflorida mit den Key-Inseln (darunter Key
West), bevor er sich weiter in Richtung Golfküste aufmacht. (Hier.) Aktuelle Evakuationsrouten für New Orleans sind schon festgelegt.
Insofern sollte ich wohl froh sein, mitten im August zwar mit dicken Socken und Strickjacke aber eben doch ganz entspannt und unbedroht von Naturkatastrophen hier
am Schreibtisch sitzen zu dürfen.
Mittwoch, 30. Mai 2012
Am Mississippi
„Hach, du hast es gut, als Freiberufler kannst du dir deine
Zeit einteilen,“ höre ich oft von Festangestellten. Dabei vergessen sie aber
meistens, dass wir oft keine Feierabende oder Wochenenden haben, und dass man
meistens entweder zu viel oder zu wenig (bezahlte) Arbeit hat. (Im Moment etwas
zu wenig, schickt Aufträge!)
Letzte Woche habe ich das aber wirklich luxuriös
ausgenutzt und bin am Donnerstag Mittag aufs Land zu meinen Eltern gefahren, um
mir einen Film anzusehen und hier darüber zu berichten. Ein Freund hatte mich vor ein paar Wochen darauf
aufmerksam gemacht: die dreiteilige Dokumentation Am Mississippi (Der tiefe Süden, Blues und Baumwollfelder, Von
Elvis zu Mark Twain) von Peter Adler. Inzwischen habe ich verstanden, wie so etwas funktioniert: Die Serie wurde 2010 zum ersten Mal
ausgestrahlt und dann immer wieder abwechselnd auf Arte, 3sat oder Phoenix.
Die gesamte erste Folge ist Louisiana gewidmet, während es
in der dritten Folge ganz schnell von Memphis, Tennessee, an St. Louis und
anderen hunderten von Kilometern vorbei nach Hannibal, Missouri, geht, dem
berühmten Geburtsort von Mark Twain, den er in Tom Sawyers Abenteuer
beschrieben hat. (Inzwischen ist Hannibal allerdings viel zu touristisch, um wirklich noch an den Heimatort von
Tom und Huck zu erinnern. Ich habe mich vielmehr in dem abgelegenen Örtchen Brussels, Illinois,
dorthin zurückversetzt gefühlt, wo mein Onkel und ich mal auf einem Dorffest waren.)
Wieder einmal hat hier ein Regisseur interessante Leute ausfindig
gemacht und vorgestellt, wenn auch nicht immer direkt am Mississippi. Es
beginnt mit dem Cajun David Allemond, der durch das Atchafalaya Basin paddelt, eine riesige,
durch menschliches Eingreifen entstandene Sumpflandschaft, sehr meditativ, wenn man mit Mückenspray versehen ist. Der englischsprachige Wikipedia-Artikel zeigt die Veränderung des Flussverlaufs und des Deltas übrigens in einer interaktiven Karte.
Dann geht
es in das berühmte Café des Amis in Breaux Bridge, gleich östlich von
Lafayette, wo die Cajuns und Kreolen u.a. ihre Musik- und Tanzkultur pflegen.
In New Orleans porträtiert er den Schmied Darryl Reeves, der viele der
historischen Kunstschmiedearbeiten in der Stadt restauriert. Dann besucht er
den Hobbymaler Charles Simms, der seine eigenen Bilder lieber sammelt als
verkauft und spricht mit dem berühmten Trompeter Kermit Ruffins.
Im Norden Louisianas wird ausführlich von Flohmärkten,
Rodeos und anderen Aktivitäten im Staatsgefängnis in Angola berichtet, wo die
Mehrzahl der Häftlinge lebenslang einsitzt, obwohl sich einige von ihnen, wie
die aktuellen Recherchen der Times-Picayune
zeigen, schon längst rehabilitiert haben. Die letzte Station in Louisiana ist
bei der Autorin Anne Butler, die als Familienerbin die Greenwood-Plantage
nördlich von St. Francisville bewohnt und aufrechterhält.
Das nächste Mal laufen die drei Folgen am 13., 14. Und 15.
Juni jeweils um 9.45 Uhr auf ZDFinfo. Also hier, finde ich, hat das deutsche Fernsehen unsere Rundfunkgebühren mal richtig gut angelegt.
Freitag, 18. November 2011
Die Digedags in New Orleans
Ich war dieser Tage zu Besuch im Südlouisiana meiner Kindheit. Wie die meisten normalen Menschen in der DDR konnte ich natürlich bis zur Wende nicht in den Westen reisen. Ich hatte zwar schon damals meinen Onkel in Amerika und amerikanische Mal- und Märchenbücher, die ich nicht lesen konnte, und Farbfotos mit lächelnden Cousins und Cousinen auf Pferden, mit Autos, in Fantasieuniformen, echt amerikanisch eben. Aber die leben alle in St. Louis, Missouri, ca. 11 Autostunden von New Orleans.
Dass mich eine tiefe Sehnsucht nach New Orleans und Louisiana erfüllte, die später in wahre Liebe umschlagen sollte, das kommt sicher von den Digedags. Wir hatten nämlich ein Abonnement der Comic-Zeitschrift Mosaik. Und im Mosaik reisten die Digedags, die unzertrennlichen Koboldbrüder Dig, Dag und Digedag, ins Weltall, in den Orient, ins Mittelalter, und schließlich in die USA des 19. Jahrhunderts und erlebten die tollsten Abenteuer. Sprachlich vielleicht etwas hölzern, ohne Sprechblasen und Lautmalereien, aber die Handlung ist spannend und ungemein lehrreich. In den USA waren die Digedags Reporter und hatten Gold gefunden, dass sie nach New Orleans bringen und zur Befreiung von Sklaven (die damals noch Neger hießen) einsetzen wollten. Die Figuren und Orte haben amerikanisch anmutende Namen (Jeremy Joker, Turtleville); die Kostüme entsprechen der Zeit, man fährt Schaufelraddampfer und die Häuser sehen anders aus als bei uns. Aber sie sehen auch anders aus als dort, und wenn es immer wieder am Mississippi spielt, sieht das alles in Weitwinkeleinstellungen doch wie ein kleines europäisches Legoland aus und nicht wild und ungestüm, wie die Natur in den USA und vielleicht besonders im Süden ist. Ein imaginäres Louisiana eben, wie so oft. Nebenbei lernt man etwas Geschichte—der Sklavenexpress, die damaligen Bundesstaaten, der anstehende Bürgerkrieg... Natürlich waren die Digedags immer auf der Seite der Guten und Schwachen, und ihre Gegenspieler trugen schwarz und sahen böse aus (Mr. Coffins!).
Irgendwann gab es die Digedags nicht mehr und dafür kamen die Abrafaxe, aber das war einfach nicht dasselbe. Jetzt gibt es das Mosaik wieder und immer noch in Büchern zusammengefasst, so wie diesen Band Die Digedags in New Orleans. Inzwischen gibt es auch eine Mosapedia, die auch eine tolle Wissensquelle ist.
Wie immer ging auch in New Orleans im Mosaik alles gut aus, die Guten haben gesiegt und ich bin beruhigt wieder nach Berlin zurückgekehrt. Doch die nächsten Abenteuer kommen bestimmt.
Sonntag, 9. Oktober 2011
A Studio in the Woods
In dem deutschen Dokumentarfilm The Sound after the Storm, der Anfang des Jahres hier in einigen Kinos lief, erzählt der Klarinettist, Jazzhistoriker und Universitätsprofessor Dr. Michael White, wie er im Hurrikan Katrina sein Haus und sein Jazzarchiv verloren hat, darunter ein Mundstück von Sidney Bechet, eine Originalnotenschrift von Jelly Roll Morton und 4.000 Bücher. Ein einmonatiger Aufenthalt 2007 in A Studio in the Woods, so erzählt er, habe ihm damals geholfen, wieder arbeiten zu können. Das Ergebnis war eine neue CD Blue Crescent (unter click here gibt's dort eine Hörprobe).
A Studio in the Woods (Ein Studio im Wald) ist ein Programm der renommierten Tulane University in New Orleans, inmitten von ca. 3 Hektar Waldgebiet am anderen Ufer von New Orleans (der West Bank) am Mississippi gelegen. Die frühere Zuckerrohrplantage ist seit zehn Jahren eine Residenz für Künstlerstipendiaten. Das Besondere ist die kreative Stille und Ferne zur Großstadthektik, kombiniert mit der intimen Nähe zu dieser einzigartigen südlousianischen Natur, zum Mississippi und zum Wald. Teile des Waldes sind seit 30 Jahren nicht betreten worden; Ziel ist es, in den nächsten 50 bis 75 Jahren den Urzustand wieder herzustellen. Eine einzigartige Kombination also aus Kreativität und Umweltschutz.
Die Autorin Sheryl St. Germain berichtet in einem kürzlich veröffentlichten Essay von ihrem Aufenthalt im Mai 2005, unter schwierigen persönlichen Bedingungen, und über einen Spaziergang, den sie im Jahr darauf nach Katrina dort mit dem Umweltkurator David Baker unternahm. Er machte sie einerseits auf die Zerstörungen aufmerksam, der Baumkronen und der Pflanzen, und zeigte ihr andererseits, dass diese auch Chancen für andere Pflanzen bietet, für die Zurückdrängung einer chinesischen Parasitenpflanze. Selbstheilungskraft der Natur eben.
Im Frühjahr 2011 gab es die letzte Ausschreibung zum Thema Ebbe und Flut für mehrere 60-tägige Aufenthalte. Die Filmemacherin Rebekka Snedeker war jetzt im September dort, der Lyriker Benjamin Morris ist es wohl jetzt gerade, beide aus New Orleans. Am Freitag begann eine Ausstellung zum 10. Jahrestag des Bestehens in der Carroll Gallery auf dem Campus der Tulane University: „10 years, 47 artists“.
Ich war noch nie in A Studio in the Woods. Aber ich träume...
A Studio in the Woods (Ein Studio im Wald) ist ein Programm der renommierten Tulane University in New Orleans, inmitten von ca. 3 Hektar Waldgebiet am anderen Ufer von New Orleans (der West Bank) am Mississippi gelegen. Die frühere Zuckerrohrplantage ist seit zehn Jahren eine Residenz für Künstlerstipendiaten. Das Besondere ist die kreative Stille und Ferne zur Großstadthektik, kombiniert mit der intimen Nähe zu dieser einzigartigen südlousianischen Natur, zum Mississippi und zum Wald. Teile des Waldes sind seit 30 Jahren nicht betreten worden; Ziel ist es, in den nächsten 50 bis 75 Jahren den Urzustand wieder herzustellen. Eine einzigartige Kombination also aus Kreativität und Umweltschutz.
Die Autorin Sheryl St. Germain berichtet in einem kürzlich veröffentlichten Essay von ihrem Aufenthalt im Mai 2005, unter schwierigen persönlichen Bedingungen, und über einen Spaziergang, den sie im Jahr darauf nach Katrina dort mit dem Umweltkurator David Baker unternahm. Er machte sie einerseits auf die Zerstörungen aufmerksam, der Baumkronen und der Pflanzen, und zeigte ihr andererseits, dass diese auch Chancen für andere Pflanzen bietet, für die Zurückdrängung einer chinesischen Parasitenpflanze. Selbstheilungskraft der Natur eben.
Im Frühjahr 2011 gab es die letzte Ausschreibung zum Thema Ebbe und Flut für mehrere 60-tägige Aufenthalte. Die Filmemacherin Rebekka Snedeker war jetzt im September dort, der Lyriker Benjamin Morris ist es wohl jetzt gerade, beide aus New Orleans. Am Freitag begann eine Ausstellung zum 10. Jahrestag des Bestehens in der Carroll Gallery auf dem Campus der Tulane University: „10 years, 47 artists“.
Ich war noch nie in A Studio in the Woods. Aber ich träume...
Donnerstag, 18. August 2011
Ankommen
Wenn man nach New Orleans fährt, geht es die letzten hundert Kilometer über Marschen und Sümpfe. Es ist eine stille Landschaft zwischen Wasser und Land: Sumpfzypressen umringt von ihren Wurzelknien; Reiher stehen reglos zwischen Zedern und Palmettos, und die Mücken, Schlangen und Alligatoren kann man in der gleißenden Schwüle hinter den Scheiben nur erahnen. Es ist das Ende der Welt, so scheint es—oder zumindest das der Vereinigten Staaten von Amerika. Doch später mehren sich die Autobahnkreuze, Werbetafeln, Lagerhallen und Einkaufszentren, und wer den Reiseführer studiert hat, bemerkt auch einige der riesigen, legendären Friedhöfe, die man—so heißt es darin—als Tourist besser meiden sollte. Wenn man dann die richtige Abfahrt nimmt, holpert man durch schattige Alleen und an verwunschenen Parks vorbei: Willkommen in New Orleans.
Die „Crescent City“ (Halbmondstadt) wurde 1718 auf einer Erhöhung in einer engen Biegung des Mississippi gegründet, das ist das heutige Vieux Carré oder French Quarter. Die Stadt ist an allen Seiten von Wasser umgeben: Im Osten, Süden und Westen wird sie durch den Fluss begrenzt und im Norden vom Lake Pontchartrain, einem Salzwassersee, den man auf einer ca. 40 km langen Brücke überqueren kann. Bayous und Kanäle durchziehen die Stadt; so der 1923 eröffnete Industrial Canal entlang der Lower Ninth Ward oder der 17th Street Canal, der in den eleganten Vorort Metairie führt. Die Häuser haben hier keine Keller und begraben werden kann man nur in überirdischen Sarkophagen, denn es ist sumpfig, und ganze Stadtteile liegen bis zu eineinhalb Meter unter dem Meeresspiegel. Wenn es hier alle paar Tage tropisch gewittert--New Orleans liegt auf der Höhe von Kairo--, dann stehen die Canal Street und andere Straßen knietief unter Wasser, bis die Pumpstationen sie wieder frei gepumpt haben.Dienstag, 16. August 2011
The Fly
Auf Facebook gibt es eine Gruppe namens "I grew up in New Orleans during the 1970s, did you? What do you remember??“, wo ich nicht Mitglied bin, denn ich bin in einem Vorort von Berlin (DDR) aufgewachsen. Die Gruppe hat 5482 Mitglieder, und natürlich erinnert man sich vor allem an Läden und Restaurants, die es nicht mehr gibt, oder Autokinos oder den Wettermann oder die Fernsehwerbung für New Orleanser Geschäfte. Was nicht auftaucht, sind die einschlägigen Sehenswürdigkeiten, Bourbon Street, das French Quarter überhaupt, oder auch nur Jazz Fest (das New Orleans Jazz and Heritage Festival, das seit 1970 immer im April/Mai—bei glühender Hitze—auf dem Fair Grounds and Race Track stattfindet).
Ausgerechnet mein Freund Rex erwähnte The Fly, und das gibt es auch heute noch. In meinen letzten Monaten in New Orleans bin ich jeden Morgen 3-4 Kilometer dort hin geradelt, ohne zu wissen, wie es heißt. Es gehört zum Audubon Park in Uptown, einem verwunschenen, üppigen Park mit ausladenden louisianischen Eichen, Magnolien, Pelikanen, Tümpeln, einem Park, der mit seinen vielen Joggern, Skatern, Spaziergängern sehr urban wirkt und in dem sich auch der beliebte Audubon Zoo befindet. Und dann dahinter, über die Eisenbahngleise hinweg, beginnt The Fly, eine weite Grasfläche in einer Kurve des Mississippi gelegen, mit wenigen Bäumen, wo der Fluss breit und wild und ganz steil mit Pflastersteinen und Stahlnetzen befestigt ist, und wo riesige Frachter und Schlepper majestätisch vorbeiziehen. Ein meditativer Blick. Dort also kann man auf der Wiese liegen, direkt am Flusshang sitzen und schauen, Fußball und anderes spielen, picknicken und man kann bestimmt auch hervorragend parken und auf dem Rücksitz schmusen, wie es die Amerikaner gern tun. The Fly heißt übrigens so, weil dort früher ein modernistisches, schmetterlingsförmiges Gebäude stand, das in den achtziger Jahren bei einer Kollision mit einem Frachter zerstört wurde. (Das passiert schon mal--in den neunziger Jahren rammte ein Frachtschiff in ein Einkaufzentrum in der Stadtmitte.)
The Fly gehört für mich zu den Dingen, die New Orleans so besonders machen: die Natur, das menschengerechte Maß, die Weite, und die Freiheit zu sein, wie man ist. Leider habe ich kein Foto, aber im Internet gibt es sogar ein kleines Video, zum Beispiel hier ...
P.S. Es stellt sich heraus, dass Rex, der nicht mehr dort wohnt, den kleinen Bau meinte, der dort nicht mehr steht. Er schreibt mir: „The fly was really a small structure, mainly a shelter, I think with a bathroom. It was right at the river's edge on the levee, and the main purpose seemed to be smoking pot.“ (The Fly war eigentlich nur ein kleines Gebäude, hauptsächlich ein Unterstand, ich glaube mit Toiletten. Es war gleich am Rande des Flusses auf dem Deich und es schien hauptsächlich dazu da zu sein, dass man dort Hasch rauchen konnte.)
P.S. Es stellt sich heraus, dass Rex, der nicht mehr dort wohnt, den kleinen Bau meinte, der dort nicht mehr steht. Er schreibt mir: „The fly was really a small structure, mainly a shelter, I think with a bathroom. It was right at the river's edge on the levee, and the main purpose seemed to be smoking pot.“ (The Fly war eigentlich nur ein kleines Gebäude, hauptsächlich ein Unterstand, ich glaube mit Toiletten. Es war gleich am Rande des Flusses auf dem Deich und es schien hauptsächlich dazu da zu sein, dass man dort Hasch rauchen konnte.)
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