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Samstag, 11. Januar 2014

Nur ganz kurz

Anfang der Woche kam es zu einem wahrscheinlich historischen Ereignis: In Berlin war es mindestens 13 Grad Celsius wärmer als zur gleichen Zeit in New Orleans, wo die arktische Klirrkälte mit 2- C Einzug hielt. Auf Facebook diskutierte man Methoden zur Rettung der Tomatenpflanzen (abdecken, Taschenlampe oder andere Wärmequelle daneben legen), und der traditionell erste Umzug der Mardi-Gras-Saison, die Krewe of Joan of Arc (Jeanne d'Arc), die am 6. Januar in historischen Kostümen durchs French Quarter zieht, musste sich warm anziehen. Heute sind in New Orleans wieder 22 Grad, es gibt King cakes und alles dürfte wieder in Butter sein.
Von den New Orleans Saints (dem Footballteam) heißt es, dass sie bei kaltem Wetter nicht so gut spielen, und trotzdem haben sie letztes Wochenende in Philadelphia gegen die gleichnamigen Eagles knapp gewonnen. Als sie gegen drei Uhr früh am Flughafen in New Orleans eintrafen, standen Fans an der Ausfallstraße Spalier und klatschten und johlten.
Das neue Jahr hat wieder mit einigen Schießereien und Morden begonnen. Auch das wird in der Wahl zum Bürgermeister eine Rolle spielen, die jetzt in die heiße Phase tritt. Es gibt vier Kandidaten: den amtierenden Bürgermeister Mitch Landrieu (Demokrat), den ehemaligen Richter Michael Bagneris (Demokrat; Obama hat zwar Landrieu seine Unterstützung ausgesprochen, aber das lokale Orleans Parish Democratic Executive Committee unterstützt Bagneris); Danatus N. King, Präsident der lokalen Abteilung des NAACP (National Association for the Advancement of Colored People, eine Bürgerrechtsorganisation für Afroamerikaner; King ist auch Demokrat) und Manny "Chevrolet" Bruno (parteilos), der immer wieder zur komischen Unterhaltung kandidiert.
Der erste Wahlgang findet am 1. Februar 2014 statt; die Stichwahl zwischen den beiden übrig gebliebenen Kandidaten ist per Gesetz für den 4. Samstag nach dem ersten Samstag im Februar vorgesehen. Allerdings hat Gouverneur Bobby Jindal schon 2102 für dieses Jahr eine Ausnahme festgelegt, den 15. März 2014, weil die Wahl sonst dem Karneval in die Quere kommen würde (Aschermittwoch, und somit alles vorbei, ist nämlich am 5. März 2014). Nur in New Orleans, oder?

Mittwoch, 12. Juni 2013

Rerun: Dear Universe


This is an entry I wrote on a sunny, louvered porch in Donaldsonville, Louisiana, last fall.

Tuesday, 18 September 2012
Dear Universe,

You’re probably wondering why my ecological footprint has exploded over the past two weeks, why I’m trampling the environment with gigantic shoes. The answer is simple: I’m in the USA. And because I’m just visiting, I can’t arrange things the way I’d like them.
First, the transportation: airplanes brought me and my baggage here, more than 8,200 kilometers (some 5,100 miles), and hopefully they’ll bring me back the more than 8,500 kilometers (some 5,300 miles) in one piece. In the process, they release incredible amounts of emissions directly into the vulnerable sky. Fortunately I do this very rarely, and the next time I get paid, I’ll make a donation and ask for atonement. 
Then I’ve got a little rental car, which I don’t use every day, since I’m spending time staying with lots of nice people, but it is covering a considerable distance (around 1,000 miles so far). Unfortunately this is essential, because otherwise I’d be dependent on other people chauffeuring me around to an extent that perhaps famous writers could reckon with. And while I’m here I can’t be so strict about my vegetarian diet, and so the airplanes will have a heavier load to take back, and countless animals, above all cows, will have died for my sake, of course not without previously releasing large quantities of methane into the atmosphere. (Forgoing meat and milk products, I recently heard in an episode of Freakonomics on NPR, hereis the surest way to eat an environmentally friendly diet. Unfortunately, this show doesn’t run on NPR Berlin.)
And then the trash: all the disposable cups and silverware and packaging used on the flight alone, even though it supposedly gets recycled! Here all the coffee shops serve everything with paper cups, plates and bags, and when I ask for tap water, I’m given it in a thin, transparent cup that tastes obnoxiously of plastic the very second time you use it. At least I do without the straws now.
Then there’s the air conditioning, always running and usually much too cold for me. At a reading in the Baton Rouge Gallery on Sunday it was set at 71° Fahrenheit, when it was about 96° outside! Now I’m sitting completely un-air conditioned on a screened-in veranda, and after just a few days in Louisiana I feel that I have a sort of fresh glow. Not because of the air conditioning, but despite it…
I admit that there’s also a certain clandestine attraction to living as carelessly and excessively as most Americans. But in just a week, dear Universe, I’ll be good again, saving and recycling, riding my bike, walking, running to the train and riding it and letting countless animals live. See you then!
Translated by Isabel Cole

Montag, 24. Dezember 2012

Weihnachtsfeuer


Wenn man in diesen Tagen westlich von New Orleans auf der River Road entlangfährt, wird man vor allem in St. James Parish, der früher so genannten German Coast, am Ufer des Mississippi steil aufgeschichtete, tipiförmige Holzkegel sehen. Diese dürfen nicht höher als 18 Fuß oder 6 Meter sein und müssen offiziell angemeldet werden. Am Heiligabend um 19 Uhr werden sie alle gleichzeitig angezündet, mehr als 100 sollen es sein. Der Effekt ist dramatisch und bewegend, eine beinah existentielle Erfahrung. Ein Brauch der Cajuns mit ungeklärten Wurzeln, der sich inzwischen auch als Touristenattraktion herumgesprochen hat.
In diesem Jahr allerdings ist so schlechtes Wetter angesagt (zwar um die 20 Grad, aber Regen, Tornados), dass die Feuer möglicherweise ausfallen oder auf Silvester verschoben werden müssen.
Wo Ihr auch seid: Joyeux Noël und Frohe Weihnachten! (Fotos auch unter "Cajun Bonfire")

Dienstag, 25. September 2012

Erntemond

Die Zeit vergeht wie im Fluge, außer natürlich während des Fluges, vor allem über den Atlantik, endlose Minuten und Stunden, wo die Beine zu lang sind und der Kopf zu schwer und umgekehrt, wo man zu müde ist, um zu lesen oder einen Film zu sehen, und zu wach, um zu schlafen, und wo das Tablett mit der willkommenen und längst aufgegessenen Abwechslung, wie es scheint, stundenlang nicht weggeräumt wird.
Mittwoch vor einer Woche war ich beim Harvest the Music-Fest auf dem Lafayette Square gleich vor dem Bundesgerichtsgebäude. Es spielten die Iguanas (siehe auch hier). Das Volk stand herum und redete und die Kinder kletterten auf einer Skulptur herum. Speisen und Getränke gab es auf Marken an Ständen, aber es wurde auch Schmuck und anderes verkauft. Neben der Bühne tanzten junge Elfen mit blinkenden Hulahup-Reifen. Es war ein Sommerabend, wie wir ihn in Berlin den ganzen Sommer nicht hatten, die Iguanas spielten, es wurde dunkel, und die Welt war ganz in Ordnung. Ich hatte mich gleich in ein T-Shirt verguckt und habe es nach langem Zögern doch gekauft.
Morgen ist wieder Harvest the Music auf dem Lafayette Square. Es spielt Dr. John. Ich werde nicht da sein, aber meine Freunde werden an mich denken und auf mich anstoßen. Aber so ein November in Berlin im September hat doch auch seinen Reiz?
Am 30. ist hier wieder Vollmond, schon am 29. in New Orleans - dort ist es der sogenannte Harvest Moon, Erntemond. Hier ist der vom letzten Jahr (am Lake Pontchartrain, mit Grillenzirpen im Hintergrund).
Das T-Shirt mit Kofferknitterung.

Mittwoch, 20. Juni 2012

Sommeranfang

Heute ist Sommersonnenwende, aber das rechte Sommeranfangsgefühl will hier in Berlin nicht aufkommen: Temperaturen zwischen 14 und 19 Grad (57-66 Fahrenheit), strömender Regen, Wind, grau. Ein schöner Tag zum gemütlich zu Hause bleiben, der längste Tag des Jahres, den wir heute wohl gar nicht so richtig zu sehen bekommen werden. Sonnenaufgang : 4.43 Uhr Sonnenuntergang: 21.31 Uhr, Tageslänge: 16 Stunden und 50 Minuten.
In New Orleans ist wieder mal strahlender Sonnenschein, 32 Grad (90 Fahrenheit), 77 Prozent Luftfeuchtigkeit, aber eben das alles viel kürzer: nur 14 Stunden und 7 Minuten, von 5.58 Uhr bis 20.05 Uhr. Denn New Orleans (ca. 30 Grad nördlicher Breite) liegt auf der Höhe von Kairo, Berlin (52,5) irgendwo in Saskatchewan in Kanada.
Der Sonnenuntergang in New Orleans wird wieder dramatisch sein: ein riesiger roter Sonnenball, der zusehends hinterm Horizont versinkt oder ins Wasser plumpst. Kein Wunder, dass wir die großen Romantiker sind: Schöne Sonnenuntergänge sind zwar selten, aber wenn, dann können wir sie in aller Ruhe auskosten. So richtig schöne Sonnenuntergangsgemälde konnte deshalb wohl vor allem unser Caspar David Friedrich malen. Dieses hier, Das Kreuz im Gebirge, hängt in der Gemäldegalerie in Dresden (ca. 50 Grad nördlicher Breite) und bei meiner Oma im Schlafzimmer hing es auch. Schöne Fotos von Sonnenuntergängen in New Orleans hier und hier.

Dienstag, 12. Juni 2012

Pools

Im Moment, sagt der Wetterbericht, sind in New Orleans gefühlte 31 Grad, morgen sollen es 36 werden, bei 87% Luftfeuchtigkeit. Bei solchen Temperaturen leuchte ich warm und weich, aber den meisten Menschen ist es doch manchmal zu heiß. Abkühlung könnte Wasser bieten, von dem es in New Orleans wahrlich genug gibt. Aber im Mississippi (im Süden) und im Lake Pontchartrain (dem riesigen Salzwassersee im Norden) würde auch ich schon wegen des regen Verkehrs nicht baden. Ruhigere Gewässer wie Lake Maurepas, Lake Borgne, diverse Bayous beherbergen Alligatoren und anderes gefährliche Gefleuch. Vor vielen vielen Jahren habe ich mal in den Schnellen des Pearl Rivers gebadet, aber der fließt vor allem durch den Nachbarstaat Mississippi.
Also Freibecken. Wenn man nicht das Glück hat, Nachbars Swimmingpool nutzen zu dürfen, dann gibt es noch andere Möglichkeiten: Man wird Mitglied im Jewish Community Center an der St. Charles Avenue, auch wenn man vielleicht nicht jüdisch ist, wo der Pool von Mai bis September geöffnet ist. Nicht ganz billig. Oder man fährt in den Country Club, wo übrigens die beeindruckendste Lebenseiche überhaupt steht. Er ist ein wenig außerhalb und ganz schön exklusiv. Oder man schleicht sich in eines der Hotels mit Swimmingpool und gibt sich als Tourist aus.
Das ist aber dieses Jahr gar nicht nötig, denn das W-Hotel im Central Business District öffnet seinen Dachswimmingpool dem gemeinen Volk (im Juni, Juli und August sonntags von 13 bis 20 Uhr) und zwar kostenlos, bis es voll ist.
All dieses gilt natürlich für gewöhnlich nur für Leute, die auf den kurzen Wegen vom klimatisierten Gebäude zum Auto ins Schwitzen kommen. Die, die gezwungenermaßen per Bus, Straßenbahn, Fahrrad oder per pedes unterwegs sind, müssen sich irgendwie anders abkühlen.
Als Studentin im Baton Rouge der Neunziger war ich an der Universität im Pool schwimmen. Strahlend türkises Wasser, ein Gebäude wie aus 1001 Nacht, wie ein türkisches Bad in Budapest, menschenleer. Auch nichts für olympische Schwimmer, aber ein Traum. 

Montag, 30. Januar 2012

Winterwetter

Hier in Berlin rüttelt seit einigen Tagen der sibirische Frost an den Fenstern und begehrt zähnefletschend Einlass. Auf den Straßen schneidet er durch den Mantel ins Fleisch und kneift mit eiserner Faust in die Nase. Doch mit dem Frost kam die Sonne, von Kälte verschleiert, aber eindeutig, nach wochenlangem Regen. Ein Hauch von Schnee liegt auch noch, und so strömten die Berliner gestern wie zum Osterspaziergang ins Freie, kletterten auf die Aussichtspunkte und spielten im Park Boule.
Aus New Orleans erreichten mich letzte Woche Nachrichten über Januarrekordtemperaturen von 25 Grad. Das Winterwetter verläuft dort in kleinen Zyklen: Auf die Wärme folgen Gewitter (letzte Woche mit Warnungen vor Überflutungen und Tornados), danach ist es kalt, sonnig und trocken (am Wochenende waren zwischen 7 und 15 Grad) und dann wird es immer wärmer und feuchter, bis es wieder gewittert und so weiter - und so ist es heute teils bewölkt und die Temperaturen liegen zwischen 12 und 21 Grad.
Nächsten Sonnabend beginnen die Karnevalsumzüge mit der Parade der Krewe de Vieux. Karneval in New Orleans kenne ich sonnig; nur 1991 wateten wir manchmal - danach - über die Canal Street (die aber aus anderen Gründen so heißt).