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Dienstag, 17. Februar 2015
Verschiedenes
Was wir dieses Jahr schon alles verpasst haben:
1. Den 200. Jahrestag der Schlacht von New Orleans am 8. Januar 1815, die im ein paar Kilometer entfernten Chalmette am Mississippi gefochten wurde. Es war eine der letzten Schlachten des Britisch-Amerikanischen Krieges, des vielleicht ersten Krieges, den die junge USA 1812 angefangen hatte. Auf britischer Seite waren sehr hohe Verluste (2700, gegenüber 71 Amerikanern) zu beklagen, weil die Soldaten in klassischer Gefechtsformation antraten und reihenweise niedergemäht wurden. Nach Ende der Schlacht erfuhren die Kriegsparteien, dass bereits am 24. Dezember 1814 der Friedensvertrag von Gent geschlossen worden war, der erst im Februar 1815 durch die USA ratifiziert wurde. Andrew Jackson war der erfolgreiche Befehlshaber, der schließlich 1829 siebenter Präsident der USA wurde. An ihn erinnert auch die Reiterstatue auf dem Jackson Square, dem früheren Place d’Armes, im French Quarter. Die Originalstatue befindet sich im Lafayette Park in Washington, D.C., unweit des Weißen Hauses, ein weiterer Abguss in Nashville, Tennessee, und schließlich wurde 1987 noch einer für Jacksonville, Florida angefertigt. Jackson ist besonders auch für sein grausames Vorgehen gegen die Indianer bekannt. Eine wichtige Rolle in diesem Krieg spielte auch der Pirat Jean Lafitte, nach dem zum Beispiel ein State Park benannt ist.
2. Heute ist schon wieder der letzte Tag der Mardi Gras-Saison (der Fat Tuesday), an dem besonders viele Paraden stattfinden, u.a. Rex und Zulu. Vor einigen Wochen hatte jemand auf Facebook ein Heimvideo aus den 1950er Jahren eingestellt, das beim Mardi Gras gefilmt worden war. Ohne Ton sah man Bilder aus dem French Quarter, wo sogar das Publikum aufwändig und phantasievoll verkleidet war. Auch das hat sich sehr geändert, denn heute wird Karneval eher konsumiert. Es gibt die Krewes, die die Gefährte (meist riesige LKW) schmücken und sich selbst maskieren. Die Maskierten werfen von den Wagen Plasteperlenketten, bedruckte Becher, Doubloons (eine Art Münzen) und anderen Tinnef in die Menge, die darum heftig kämpft, und selbst fast nie verkleidet ist. Ein aktuelles Video zeigt die 610 Stompers, die am Sonntag in der ganz und gar männlichen Krewe of Toth-Parade in hellblauen Shorts getanzt haben und nach eigener Erklärung als Männer Freude in die Welt bringen wollen. Gerade in New Orleans ein guter und wichtiger Vorsatz. Während der ganz und gar weiblichen Muses-Parade am Donnerstag kam es am Rande zu einer Auseinandersetzung, bei der zwei junge Männer erschossen wurden. Ein 19-Jähriger war der Täter. Manchmal tanzt beim Mardi Gras sogar die Polizei mit, hier.
3. In Louisiana gibt es weitgehend noch eine sehr lebendige Volkskultur, die natürlich vor allem auf dem Lande betrieben wird: Cajun Mardi Gras, Festivals mit Musik, Tanz, Essen und wöchentliche Tanzveranstaltungen, bei denen alles von 8 bis 80 Cajun-Tänze tanzt, immer im Kreis durch den Raum und mit wechselnden Partnern. Man nennt das Fais Do Do, eigentlich ein beschwichtigender Spruch in der Babysprache zum Einschlafen, weil die Frauen ihre kleinen Kinder oft zu den Bällen mitbrachten, die dann dort in einem extra Raum (parc aux petits) schlafen sollten. Das ist die traditionelle Erklärung. Eine andere führt den Begriff auf Dos à Dos, einen Ruf für einen Tanzschritt im Contra Dance zurück. (Hier.) Jetzt gibt es eine Webseite, die an viele, auch heute nicht mehr existierende Dancehalls erinnert, eingerichtet vom Center for Louisiana Studies. Aufgelistet sind dort auch die noch heute geöffneten Dancehalls, davon, und das ist keine Überraschung, die meisten in Lafayette, Eunice, Breaux Bridge, Mamou, wo die Cajun-Tradition noch gepflegt wird. Sehr schön und interessant.
Samstag, 11. Januar 2014
Nur ganz kurz
Anfang der Woche kam es zu einem wahrscheinlich historischen Ereignis: In Berlin war es mindestens 13 Grad Celsius wärmer als zur gleichen Zeit in New Orleans, wo die arktische Klirrkälte mit 2- C Einzug hielt. Auf Facebook diskutierte man Methoden zur Rettung der Tomatenpflanzen (abdecken, Taschenlampe oder andere Wärmequelle daneben legen), und der traditionell erste Umzug der Mardi-Gras-Saison, die Krewe of Joan of Arc (Jeanne d'Arc), die am 6. Januar in historischen Kostümen durchs French Quarter zieht, musste sich warm anziehen. Heute sind in New Orleans wieder 22 Grad, es gibt King cakes und alles dürfte wieder in Butter sein.
Von den New Orleans Saints (dem Footballteam) heißt es, dass sie bei kaltem Wetter nicht so gut spielen, und trotzdem haben sie letztes Wochenende in Philadelphia gegen die gleichnamigen Eagles knapp gewonnen. Als sie gegen drei Uhr früh am Flughafen in New Orleans eintrafen, standen Fans an der Ausfallstraße Spalier und klatschten und johlten.
Das neue Jahr hat wieder mit einigen Schießereien und Morden begonnen. Auch das wird in der Wahl zum Bürgermeister eine Rolle spielen, die jetzt in die heiße Phase tritt. Es gibt vier Kandidaten: den amtierenden Bürgermeister Mitch Landrieu (Demokrat), den ehemaligen Richter Michael Bagneris (Demokrat; Obama hat zwar Landrieu seine Unterstützung ausgesprochen, aber das lokale Orleans Parish Democratic Executive Committee unterstützt Bagneris); Danatus N. King, Präsident der lokalen Abteilung des NAACP (National Association for the Advancement of Colored People, eine Bürgerrechtsorganisation für Afroamerikaner; King ist auch Demokrat) und Manny "Chevrolet" Bruno (parteilos), der immer wieder zur komischen Unterhaltung kandidiert.
Der erste Wahlgang findet am 1. Februar 2014 statt; die Stichwahl zwischen den beiden übrig gebliebenen Kandidaten ist per Gesetz für den 4. Samstag nach dem ersten Samstag im Februar vorgesehen. Allerdings hat Gouverneur Bobby Jindal schon 2102 für dieses Jahr eine Ausnahme festgelegt, den 15. März 2014, weil die Wahl sonst dem Karneval in die Quere kommen würde (Aschermittwoch, und somit alles vorbei, ist nämlich am 5. März 2014). Nur in New Orleans, oder?
Von den New Orleans Saints (dem Footballteam) heißt es, dass sie bei kaltem Wetter nicht so gut spielen, und trotzdem haben sie letztes Wochenende in Philadelphia gegen die gleichnamigen Eagles knapp gewonnen. Als sie gegen drei Uhr früh am Flughafen in New Orleans eintrafen, standen Fans an der Ausfallstraße Spalier und klatschten und johlten.
Das neue Jahr hat wieder mit einigen Schießereien und Morden begonnen. Auch das wird in der Wahl zum Bürgermeister eine Rolle spielen, die jetzt in die heiße Phase tritt. Es gibt vier Kandidaten: den amtierenden Bürgermeister Mitch Landrieu (Demokrat), den ehemaligen Richter Michael Bagneris (Demokrat; Obama hat zwar Landrieu seine Unterstützung ausgesprochen, aber das lokale Orleans Parish Democratic Executive Committee unterstützt Bagneris); Danatus N. King, Präsident der lokalen Abteilung des NAACP (National Association for the Advancement of Colored People, eine Bürgerrechtsorganisation für Afroamerikaner; King ist auch Demokrat) und Manny "Chevrolet" Bruno (parteilos), der immer wieder zur komischen Unterhaltung kandidiert.
Der erste Wahlgang findet am 1. Februar 2014 statt; die Stichwahl zwischen den beiden übrig gebliebenen Kandidaten ist per Gesetz für den 4. Samstag nach dem ersten Samstag im Februar vorgesehen. Allerdings hat Gouverneur Bobby Jindal schon 2102 für dieses Jahr eine Ausnahme festgelegt, den 15. März 2014, weil die Wahl sonst dem Karneval in die Quere kommen würde (Aschermittwoch, und somit alles vorbei, ist nämlich am 5. März 2014). Nur in New Orleans, oder?
Dienstag, 14. Mai 2013
Schießerei in der Second Line
Der Original Big 7 Social Aid and Pleasure Club (hier auf Facebook) gründete sich 1996 in einer Sozialwohnsiedlung in New Orleans, um, wie alle diese Klubs (manche davon sind auch Mardi Gras Indians), etwas Positives für das Viertel und die Menschen zu bewirken. Seit 2001 veranstalten sie zum Muttertag eine Second-Line-Parade. (Hier ein Videoclip vom Anfang der Parade.)
Eine Second Line (zweite Reihe) kennt man aus dem Fernsehen von Jazzbeerdigungen, allerdings normalerweise ohne den tragisch-trauernden Teil. Eine Kapelle zieht spielend durch die Straßen und die Menschen tanzen hinterher, einige bunt angezogen und mit Sonnenschirmen.
Bei der Parade am Sonntag sollen 300-400 Menschen mitgetanzt haben. Als dann auf der Frenchman Street, ca. 2 km vom French Quarter entfernt, scharf geschossen wurde, waren es noch 200. 19 Menschen wurden verletzt, zum Glück starb niemand. Zahlreiche deutschsprachige Medien berichteten.
Inzwischen wurde ein 19-jähriger Verdächtiger per Überwachungsvideo identifiziert und wird gesucht. Montagabend gab es eine Demonstration und Mahnwache.
Jetzt werden auch Stimmen laut, dass die großen US-Medien nicht darüber berichtet hätten und Obama nicht gekommen ist, wohl, weil es New Orleans ist und die Betroffenen schwarz und arm. Weil die Gewalt hier oft „black on black“ (Schwarze gegen Schwarze) ist, wie mir eine kreolische Dame letztes Jahr versicherte.
Die Washington Post rückt das Ganze in den größeren Kontext von Armut und Verwahrlosung bestimmter Viertel und einer immer noch stark kritisierten, wenn auch inzwischen etwas weniger korrupten Polizeigewalt in der Stadt. Anwohner berichten, dass sie ihre Kinder nicht mehr auf die Straße lassen und dass verfallende Häuser Drogendealern als Unterschlupf dienen.
Insgesamt hat sich die Mordrate zwar etwas verringert, 2012 nur 193 Morde und damit 7 weniger als im Jahr davor. Doch auch bei der Martin Luther King Jr.-Parade im Januar kam es zu einem Drive-by-Shooting und zum Mardi Gras wurde im French Quarter geschossen.
Gewalt in der Second Line ist offenbar nichts Neues. Chris Rose, der Times-Picayune-Reporter, der für seine ungeschliffenen, herzzerreißenden Kolumnen in der Zeit unmittelbar nach Katrina berühmt wurde (zusammengefasst in dem Buch 1 Dead in Attic. After Katrina -- 1 Toter auf dem Dachboden. Nach Katrina), schrieb schon damals darüber, wie er im August 1995 zum ersten Mal eine Schießerei bei einer Second Line erlebte. Dann, 2006, versuchte er es wieder, nahm sogar seine Kinder mit. „Die Stadt ist jetzt anders“, sagte er sich. Doch auch diese Parade endete mit Schüssen, Blut, Sirenen. „Wenn man auf der Straße tanzt, dann ist die Freiheit spürbar. Ich frage sie: Gibt es einen besseren öffentlichen Ausdruck der Freude? Wo sonst auf der Welt wachen Bläser und Trommler am Morgen auf, schnallen sich die Instrumente an und laufen herum, um einen heillosen Aufruhr zu veranstalten und Hunderte, Tausende Lemminge tanzen hinterher?“*
Mich bestürzt das zutiefst. Mardi Gras, Second Lines, Musik, Feste, Geselligkeit, kostenlos und draußen, sind hier überlebenswichtig, halten die Menschen trotz enormer Unannehmlichkeiten, Probleme, Ängste in der Stadt. Diese Traditionen haben New Orleans nach Katrina überhaupt erst wieder auf die Beine gebracht. Was wenn sie nicht mehr gelebt werden können, weil es zu gefährlich ist?
Robin Bevans, Mitorganisatorin der Mahnwache und Mitglied in der Social Aid Task Force, meint: „Der Code des Schweigens muss enden. Wenn wir aufstehen und uns Gehör verschaffen, dann wird so etwas vielleicht aufhören.“ Vielleicht. Hoffentlich. Was sonst?
Siehe auch NOLA Shooting American Voices, Times-Picayune.
* S. 223/24 Meine Übersetzung.
„There is a tangible freedom in dancing in the street. I ask you: What better public expression of joy exists? Where else in the world do horn players and drummers just wake up in the morning, strap on their instruments, and start wandering around making an unholy racket and then hundreds, thousands of dancing lemmings fall in and follow them to the sea?“
Eine Second Line (zweite Reihe) kennt man aus dem Fernsehen von Jazzbeerdigungen, allerdings normalerweise ohne den tragisch-trauernden Teil. Eine Kapelle zieht spielend durch die Straßen und die Menschen tanzen hinterher, einige bunt angezogen und mit Sonnenschirmen.
Bei der Parade am Sonntag sollen 300-400 Menschen mitgetanzt haben. Als dann auf der Frenchman Street, ca. 2 km vom French Quarter entfernt, scharf geschossen wurde, waren es noch 200. 19 Menschen wurden verletzt, zum Glück starb niemand. Zahlreiche deutschsprachige Medien berichteten.
Inzwischen wurde ein 19-jähriger Verdächtiger per Überwachungsvideo identifiziert und wird gesucht. Montagabend gab es eine Demonstration und Mahnwache.
Jetzt werden auch Stimmen laut, dass die großen US-Medien nicht darüber berichtet hätten und Obama nicht gekommen ist, wohl, weil es New Orleans ist und die Betroffenen schwarz und arm. Weil die Gewalt hier oft „black on black“ (Schwarze gegen Schwarze) ist, wie mir eine kreolische Dame letztes Jahr versicherte.
Die Washington Post rückt das Ganze in den größeren Kontext von Armut und Verwahrlosung bestimmter Viertel und einer immer noch stark kritisierten, wenn auch inzwischen etwas weniger korrupten Polizeigewalt in der Stadt. Anwohner berichten, dass sie ihre Kinder nicht mehr auf die Straße lassen und dass verfallende Häuser Drogendealern als Unterschlupf dienen.
Insgesamt hat sich die Mordrate zwar etwas verringert, 2012 nur 193 Morde und damit 7 weniger als im Jahr davor. Doch auch bei der Martin Luther King Jr.-Parade im Januar kam es zu einem Drive-by-Shooting und zum Mardi Gras wurde im French Quarter geschossen.
Gewalt in der Second Line ist offenbar nichts Neues. Chris Rose, der Times-Picayune-Reporter, der für seine ungeschliffenen, herzzerreißenden Kolumnen in der Zeit unmittelbar nach Katrina berühmt wurde (zusammengefasst in dem Buch 1 Dead in Attic. After Katrina -- 1 Toter auf dem Dachboden. Nach Katrina), schrieb schon damals darüber, wie er im August 1995 zum ersten Mal eine Schießerei bei einer Second Line erlebte. Dann, 2006, versuchte er es wieder, nahm sogar seine Kinder mit. „Die Stadt ist jetzt anders“, sagte er sich. Doch auch diese Parade endete mit Schüssen, Blut, Sirenen. „Wenn man auf der Straße tanzt, dann ist die Freiheit spürbar. Ich frage sie: Gibt es einen besseren öffentlichen Ausdruck der Freude? Wo sonst auf der Welt wachen Bläser und Trommler am Morgen auf, schnallen sich die Instrumente an und laufen herum, um einen heillosen Aufruhr zu veranstalten und Hunderte, Tausende Lemminge tanzen hinterher?“*
Mich bestürzt das zutiefst. Mardi Gras, Second Lines, Musik, Feste, Geselligkeit, kostenlos und draußen, sind hier überlebenswichtig, halten die Menschen trotz enormer Unannehmlichkeiten, Probleme, Ängste in der Stadt. Diese Traditionen haben New Orleans nach Katrina überhaupt erst wieder auf die Beine gebracht. Was wenn sie nicht mehr gelebt werden können, weil es zu gefährlich ist?
Robin Bevans, Mitorganisatorin der Mahnwache und Mitglied in der Social Aid Task Force, meint: „Der Code des Schweigens muss enden. Wenn wir aufstehen und uns Gehör verschaffen, dann wird so etwas vielleicht aufhören.“ Vielleicht. Hoffentlich. Was sonst?
Siehe auch NOLA Shooting American Voices, Times-Picayune.
* S. 223/24 Meine Übersetzung.
„There is a tangible freedom in dancing in the street. I ask you: What better public expression of joy exists? Where else in the world do horn players and drummers just wake up in the morning, strap on their instruments, and start wandering around making an unholy racket and then hundreds, thousands of dancing lemmings fall in and follow them to the sea?“
Donnerstag, 14. Februar 2013
Mardi Gras in den Medien
Heute ist schon Donnerstag, der Tag nach Aschermittwoch, wo schon längst alles vorbei ist. Hier aber einige Berichte aus den Medien, die den diesjährigen Super Gras (d.h. Super Bowl und Mardi Gras zusammen) natürlich vor dem Hintergrund der Zerstörung durch Katrina sehen.
Hier ein Bericht im Österreichischen Radio oe1; hier einige Fotos auf News.at (aus denen deutlich erkennbar ist, dass der Fotograf auf falsche Blondinen steht) -- man sollte einfach ignorieren, dass hier durchgängig von St. Louis, New Orleans die Rede ist.
In der Süddeutschen Zeitung war gestern ein schöner Artikel, allerdings mit einigen Ungenauigkeiten. Meine Leser-E-Mail kommt irgendwie technisch dort nicht an, deshalb hier:
„Danke für den schönen Beitrag. Zwei kleine Korrekturen: Die 'throws' (Geworfenes) können auch Plastikbecher, Perlenketten oder anderer Tinnef sein und Frauen müssen nicht die Brüste zeigen, aber einige Touristinnen im French Quarter tun es scheinbar gern.
Hier ein Bericht im Österreichischen Radio oe1; hier einige Fotos auf News.at (aus denen deutlich erkennbar ist, dass der Fotograf auf falsche Blondinen steht) -- man sollte einfach ignorieren, dass hier durchgängig von St. Louis, New Orleans die Rede ist.
In der Süddeutschen Zeitung war gestern ein schöner Artikel, allerdings mit einigen Ungenauigkeiten. Meine Leser-E-Mail kommt irgendwie technisch dort nicht an, deshalb hier:
„Danke für den schönen Beitrag. Zwei kleine Korrekturen: Die 'throws' (Geworfenes) können auch Plastikbecher, Perlenketten oder anderer Tinnef sein und Frauen müssen nicht die Brüste zeigen, aber einige Touristinnen im French Quarter tun es scheinbar gern.
Die Krewe sind historisch nach der ethnischen Herkunft
getrennt. 1991 wurde eine Verordnung erlassen, dass die Krewes auch Menschen
anderer Hautfarbe aufnehmen müssen. Darauf hin stellten einige Krewes ihre
Umzüge ein, darunter The Knights of Momus (Die Ritter des Momus), die bis heute
nur noch interne Maskenbälle abhalten. Die Mardi Gras Indians sind übrigens
keine Indianer, sondern Afroamerikaner, die sich in farbenprächtigen
indianischen Kostümen verkleiden und deren Vereine untereinander konkurrieren.“
Auch in der Süddeutschen einige Fotos vom Karneval hier.
Auch in der Süddeutschen einige Fotos vom Karneval hier.
Dienstag, 12. Februar 2013
Odalie
Es ist Fastnacht, Mardi Gras, und in New Orleans, Südlouisiana, in Teilen von Mississippi und Alabama wird heute die Post abgehen! Wir hier in Berlin essen aus Anlass des Tages einen Pfannkuchen.
Aber damit Ihr nicht völlig darben müsst, biete ich Euch hier ein Schmankerl, so hoffe ich: Meine Übersetzung einer Karnevalsgeschichte von Alice Dunbar-Nelson (1875-1935), einer auf Deutsch noch unentdeckten kreolischen Autorin, Journalistin, politischen Aktivistin aus New Orleans, die u.a. mit der Harlem Renaissance verbandelt war.
Die Geschichte „Odalie“ veröffentlichte sie im Alter von 20 Jahren, deshalb mag man ihr die Melodramatik nachsehen. Sie beschreibt einen Karneval ihrer Zeit im French Quarter von New Orleans und erzählt von einem jungen Mädchen noch vor ihrer Zeit, für die zum Karneval und auch an den anderen Tagen definitiv nicht die Post abging (und das Leben von Frauen thematisiert sie auch in ihren späteren Texten. Hier also eine Weltpremiere: „Odalie“ von Alice Dunbar-Nelson erstmals auf Deutsch. Das Original findet sich hier.
Alice Dunbar-Nelson
* Es sind immer die Frauen, die unglücklich sind.
Aber damit Ihr nicht völlig darben müsst, biete ich Euch hier ein Schmankerl, so hoffe ich: Meine Übersetzung einer Karnevalsgeschichte von Alice Dunbar-Nelson (1875-1935), einer auf Deutsch noch unentdeckten kreolischen Autorin, Journalistin, politischen Aktivistin aus New Orleans, die u.a. mit der Harlem Renaissance verbandelt war.
Die Geschichte „Odalie“ veröffentlichte sie im Alter von 20 Jahren, deshalb mag man ihr die Melodramatik nachsehen. Sie beschreibt einen Karneval ihrer Zeit im French Quarter von New Orleans und erzählt von einem jungen Mädchen noch vor ihrer Zeit, für die zum Karneval und auch an den anderen Tagen definitiv nicht die Post abging (und das Leben von Frauen thematisiert sie auch in ihren späteren Texten. Hier also eine Weltpremiere: „Odalie“ von Alice Dunbar-Nelson erstmals auf Deutsch. Das Original findet sich hier.
Alice Dunbar-Nelson
ODALIE
Dann und wann kommt der Karneval zur Zeit des guten Sankt
Valentin und manchmal kommt er erst spät in den warmen Märztagen, wenn der
Frühling schon da ist und das Grün des Grases das Grün der königlichen
Standarten aussticht.
Viele Tage vor dem eigentlichen Karneval gewandet sich New
Orleans in sein Festkleid. Hier und dort erscheinen die Karnevalsflaggen mit
ihrem leuchtenden Grün, Violett und Gelb, und dann, wie von Zauberhand,
erflammen die Straßen und Gebäude und platzen aus den Knospen wie der Mohn, in
ein herrliches Feuerwerk der Farben, das die Sinne in eine wohlige Akzeptanz
von Wärme und Schönheit tunkt.
Am Fastnachtsdienstag, wie Sie wissen, ist es eine Stadt,
die von all der Narretei toll geworden ist. Ein riesiger Maskenball, der sich
bei Tageslicht auf die Straßen ergießt, eine Stelldichein aller Nationen auf
gemeinsamen Boden, ein Potpourri aus jeder erdenklichen menschlichen Zutat –
all das kann es nur vage beschreiben. Es gibt Musik und Blumen, Schreie und
Gelächter und Lieder und Frohsinn, und niemals ein schmerzendes Herz, das
seinen Kummer zeigt oder das Glück der Straßen trübt. Eine wundersame Sache,
dieser Karneval!
Aber die alten Freunde da im Französischen Viertel, die
alles wissen und manch eine Geschichte kennen, berichten von einem trauernden
Herzen zur Fastnacht vor vielen Jahren. Natürlich war es ein Frauenherz, denn
„Il est toujours les femmes qui sont malheureuses“* geht ein altes Sprichwort,
und vielleicht stimmt das. Diese Frau – anderswo würde man sie ein Kind nennen,
außer in diesem Land der tropischen Fülle und der Frühreife – verlor ihr Herz
an einen, der nichts davon wusste, übrigens durchaus eine übliche Geschichte,
die aber ihr Vater, der hochmütige Richter, für ziemlich geschmacklos gehalten
hätte, hätte er davon gewusst.
Odalie war schön. Odalie war auch stolz, aber gütig genug
gegen jene, die ihrem zarten Gemüt gefielen. In dem alten französischen Haus
auf der Royal Street, mit seinen altertümlichen Fenstern und dem spanischen
Hof, grün und kühl und durch das Plätschern einer Fontäne und das Trillern von
Vögeln in ihren Käfigen mit Musik erfüllt, lebte Odalie in klosterähnlicher
Abgeschiedenheit. Monsieur le Juge war darauf bedacht, dass kein Falke in den
Käfig eindringen und sein Täubchen stehlen konnte, und so gab es zwar keine
Mutter, doch eine strenge Tante wachte als Anstandsdame über das Mädchen.
Ach, die Vorkehrungen der Tante! Leuchtende Augen auf der
Suche nach anderen leuchtenden Augen, in denen der Geist der Jugend und des
Übermuts lauert, halten überall Ausschau, selbst in der Kirche. Pflichtbewusst
brachte man Odalie jeden Sonntag zur Messe in die Kathedrale, und Tante Louise,
die über ihren Perlen fromm mit dem Kopf nickte, bemerkte das Erröten und die
bedeutungsvollen Blicke nicht, einen ganzen Code aus Signalen, die zwischen
Odalie und Pierre, dem mittellosen, jungen Gerichtsbeamten, hin und hergingen.
Vielleicht liebte Odalie, weil es nicht viel Anderes zu tun
gab. Wenn man in einem großen französischen Haus mit der grimmigen, schläfrigen
Tante und ohne Kameraden seines Alters eingeschlossen ist, wird das Leben
stumpf und man wartet auf irgendein neues Gefühl, vor allem wenn in den Adern
das ungestüme spanisch-französische Blut tost, auf das Monsieur le Juge so
stolz war. Also hielt Odalie an den Wochentagen das Traumbild ihres Pierre fest
in den Armen und spielte ihm bebende, kleine Liebeslieder, wenn la Tante in der
Dämmerung über ihrem Andachtsbuch döste, und sonntags bei der Messe gab es
wieder Blicke und Erröten und vielleicht in einem besonders in Erinnerung
gebliebenen Augenblick, während la Tante ihren letzten Kniefall machte, das
Berühren von Fingerspitzen am Weihwasserbecken.
Dann kam die Karnevalszeit und ein kleines Herz schlug
schneller, als das graue Haus auf der Royal Street seine bunten Fahnen
heraushängte und die trostlose Fassade mit leuchtenden Farben schmückte. Es
sollte eine Zeit der Freude und der Muße werden, wo alle überall hingehen
konnten und man auf der Straße sprechen konnte, mit wem man wollte. Unbewusst
wurden Pläne formuliert und die kleine Odalie war glücklich, je näher die Zeit
rückte.
„Stell dir doch mal vor, Tante Louise,“ rief sie, „was das
für eine glückliche Zeit sein wird!“
Aber Tante Louise brummte nur irgendetwas, wie es ihre Art
war.
Endlich war Fastnacht gekommen und schon früh hörte Odalie
durch das Fenster das Klingeln der närrischen Glocken an den Kostümen der
Maskierten, das Klimpern von Musik und den Widerhall von Liedern. Hoch zu ihren
Ohren drang das Gelächter der älteren Maskierten und das Kreischen der kleinen
Kinder, die sich vor ihrem eigenen Anblick unter der Maske und dem Dominomantel
fürchteten. Was für eine Aufregung, draußen in dem kunterbunten, fröhlichen
Gedränge zu sein, die Royal Street zur Canal Street hinabzuschreiten, wo das
Leben und die Welt war!
Es waren müde Augen, mit denen Odalie schließlich auf das
heitere Treiben blickte, müde, Pulk über Pulk Maskierter und Unmaskierter zu
beobachten, in die Wagenladungen singender Musikanten und in die Kutschen der
Feiernden zu schielen, in der Hoffnung auf einen Blick auf Pierre den Treuen. Die
Umzugswagen mit ihren rot drapierten Pferden rumpelten vorbei und verloren
langsam ihren Charme, die Kostüme sahen billig aus, sogar die Fahnen in
fröhlichen Farben flatterten Odalie traurig zu.
Fastnacht war doch ein ermüdender Tag, seufzte sie, und
Tante Louise stimmte ihr ausnahmsweise zu.
Es war sechs Uhr, die Zeit, wo alle Masken abgenommen werden
müssen. Die langen roten Strahlen der untergehenden Sonne funkelten quer über
die bunten Kostüme der Karnevalisten, die demaskiert Richtung Heim zogen, um
sich vor dem letzten wilden Tollen der Nacht auszuruhen.
Die Toulouse Street herunter kam die fröhlichste aller
Scharen. Junge Männer und Frauen im zarten, feenhaften Gewand, Tänzer und Kleider
des malerischen Empires, ein oder zwei Schmetterlinge und ab und zu eine Dame
mit gepudertem Haar und der Anmut alter Zeiten. Mit unmaskierten Gesichtern
sangen sie, tanzten Richtung Tante Louise und Odalie. Da stand sie mit
glänzenden und tränenschweren Augen, denn ganz vorn lief Pierre, Pierre der
Treulose, die Arme um die schlanke Taille eines Schmetterlings geschlungen,
dessen flitterndes gepudertes Haar über die Spitzenrüschen seines Empirerocks
floss.
“Pierre!” rief Odalie leise. Niemand hörte sie, denn es war
nur ein schwacher Hauch, der unbeachtet verhallte. Die lachende Schar bewarf
sie mit Blumen und Naschereien und ging ihres Wegs, und selbst Pierre sah sie
nicht.
Wissen Sie, wenn man hinter den düsteren Wänden eines Hauses
auf der Royal Street eingesperrt ist, mit niemandem außer einer Tante Louise
und einem verbitterten Richter, wie soll man da lernen, dass es auf der Welt
Treulose gibt, die einem bei der Messe zärtlich in die Augen schauen und mit
liebkosenden Fingern das Weihwasser reichen, ohne Hals über Kopf verliebt zu
sein? Es gab niemanden, der das Odalie hätte erklären können, und so saß sie an
diesen matten ersten Tagen der Fastenzeit zu Hause und hätschelte ihre kostbare
tote Liebe und trauerte, wie es Frauen seit undenklichen Zeiten immer wieder
tun, über die Untreue eines Mannes. Und als sie eines Tages darum bat, ins
Ursulinenkloster zurückkehren zu dürfen, wo sie ihre Kindheitstage verbracht
hatte, allerdings jetzt als Nonne, da befanden es Monsieur le Juge und Tante Louise durchaus als das Schicklichste und Günstigste für sie; denn wie sollten Sie um das Geheimnis jener Fastennacht wissen?
Übersetzt von Ina Pfitzner
Übersetzt von Ina Pfitzner
* Es sind immer die Frauen, die unglücklich sind.
** Monsieur le Juge: der Herr Richter
Sonntag, 10. Februar 2013
Nachrichten vom Mardi Gras
Am Sonnabend kam es auf der Bourbon Street im French Quarter zu einer Schießerei, bei der zwei Frauen und zwei Männer verletzt wurden, einer davon schwer. Die Polizei vermutet, dass es zwischen Touristen zu Auseinandersetzungen kam. (Amerika: Noch Fragen, warum die Beschränkung von Schusswaffen eine gute Idee sein könnte?) Das ist natürlich im French Quarter besonders beängstigend, weil sich dort in den engen Straßen die Massen drängen wie sonst vielleicht in Rio. Im zweiten Teil des Videos ein Bericht über eine Massenpanik beim Karneval in Rio. Hier.
Bei der Endymion-Parade am Sonnabend Abend kam es zu einem kleinen Zwischenfall. Das viel erwartete Mega-Float "Pontchartrain Beach Then and Now", 111 Meter lang und aus 9 Teilen bestehend, kam an der Kreuzung Orleans Avenue und North Carrollton Avenue nicht um die enge Ecke und musste in zwei Teile zerlegt werden, was den Umzug um 15 bis 20 Minuten verzögerte. Hier.
Hier noch die Möglichkeit per Livecam einige Paraden mitzuverfolgen, wenn gerade welche sind. Den nervigen Audiokommentar kann man zum Glück herunterdrehen.
Ich erinnere mich übrigens noch daran, dass zur Fastnacht im French Quarter auch immer Demonstranten unterwegs waren, die die Ausschweifenden mit ihren Transparenten daran erinnerten, dass Jesus sie liebt usw. Aber am Aschermittwoch ist doch sowieso alles vorbei...
Bei der Endymion-Parade am Sonnabend Abend kam es zu einem kleinen Zwischenfall. Das viel erwartete Mega-Float "Pontchartrain Beach Then and Now", 111 Meter lang und aus 9 Teilen bestehend, kam an der Kreuzung Orleans Avenue und North Carrollton Avenue nicht um die enge Ecke und musste in zwei Teile zerlegt werden, was den Umzug um 15 bis 20 Minuten verzögerte. Hier.
Hier noch die Möglichkeit per Livecam einige Paraden mitzuverfolgen, wenn gerade welche sind. Den nervigen Audiokommentar kann man zum Glück herunterdrehen.
Ich erinnere mich übrigens noch daran, dass zur Fastnacht im French Quarter auch immer Demonstranten unterwegs waren, die die Ausschweifenden mit ihren Transparenten daran erinnerten, dass Jesus sie liebt usw. Aber am Aschermittwoch ist doch sowieso alles vorbei...
Montag, 7. Januar 2013
Freitag, 4. Januar 2013
Mardi Gras in der Straßenbahn
Kaum sind die Jahresendfestivitäten vorbei, beginnt in New Orleans schon die schönste Festsaison, der Karneval, der dieses Jahr nur bis 12. Februar dauert. Los geht es in der 12. Nacht, also am Dreikönigstag, 6. Januar, mit zwei Umzügen, der Krewe de Jeanne d'Arc, die seit einigen Jahren am Geburtstag derselben mit mittelalterlichen Kostümen und Zubehör der Schutzpatronin der Stadt gedenkt. Ein anderer Verein sind die Phunny Phorty Phellows (Funny Forty Fellows -- Lustige vierzig Typen), die seit den 1980er Jahren ihren Umzug in der Straßenbahn auf der Canal Street vollführen. Das nenne ich nachhaltig und umweltfreundlich!. Ihre Leib- und Magenband sind die Storyville Stompers. Hier ein Video und mehr Details.
Als ich im September in New Orleans war, habe ich für meinen Freund Tino Kotte vom Verkehrsclub Deutschland ein paar Fotos zur Verkehrssituation gemacht.
Hier die neuen Straßenbahnen, die seit ein paar Jahren wieder auf der Canal Street fahren.
Ein Exemplar der alten Straßenbahn, die auf der St. Charles Avenue fahren. Hier nahe der Endstation auf der Carrollton Street mit kleiner Statue einer Straßenbahn daneben. Diese gibt es auch erst seit ein paar Jahren, aber ich finde diese Miniaturen herzallerliebst.
Fotografiert habe ich auch diese sharrows (zusammengesetzt aus share + arrow, teilen + Pfeil), die seit ein paar Jahren in Louisiana eingeführt wurden, damit Autofahrer darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie die Straße mit den Radfahrern teilen müssen. Mir gefällt der Gedanke sehr, Tino Kotte war skeptisch, dass das funktioniert. Ich habe mehr Radfahrer gesehen als sonst ohnehin schon, auch auf den Straßen mit sharrow. Hier Magazine Street im Warehouse District.
Auf der Carrollton St. habe ich auch diesen Mann mit Rollstuhl auf dem Fahrradstreifen gesehen. Nun hat ja New Orleans im Gegensatz zu anderen amerikanischen Städten fast durchgehend Bürgersteige, aber oft sind sie schmal, und der Beton ist durch die alten Bäume und möglicherweise auch Überschwemmungen aufgebrochen und sehr unwegsam.
An der Carrollton St. /Ecke S. Claiborne habe ich diesen Bus gesehen und wie der junge Mann sein Fahrrad in den Ständer vorn eingehängt hat und dann eingestiegen ist. Ich war begeistert und mir gefiel auch, dass so ein Bus nicht immer ganz nagelneu sein muss. Tino Kotte war wieder skeptisch und meinte, das widerspräche dem Prinzip des Öffentlichen Nahverkehrs, denn am besten sollte er die ganze Strecke mit dem Fahrrad fahren und nicht sein Fahrrad transportieren lassen. Andererseits weiß ich auch, dass die Busse im allgemeinen nicht sehr zuverlässig und oft auch keine Fahrpläne ausgehängt sind. Als ganz früher auf der Canal St. noch Busse statt Straßenbahnen fuhren, kamen die allerdings ziemlich oft.
Als ich im September in New Orleans war, habe ich für meinen Freund Tino Kotte vom Verkehrsclub Deutschland ein paar Fotos zur Verkehrssituation gemacht.
Hier die neuen Straßenbahnen, die seit ein paar Jahren wieder auf der Canal Street fahren.
Ein Exemplar der alten Straßenbahn, die auf der St. Charles Avenue fahren. Hier nahe der Endstation auf der Carrollton Street mit kleiner Statue einer Straßenbahn daneben. Diese gibt es auch erst seit ein paar Jahren, aber ich finde diese Miniaturen herzallerliebst.
Auf der Carrollton St. habe ich auch diesen Mann mit Rollstuhl auf dem Fahrradstreifen gesehen. Nun hat ja New Orleans im Gegensatz zu anderen amerikanischen Städten fast durchgehend Bürgersteige, aber oft sind sie schmal, und der Beton ist durch die alten Bäume und möglicherweise auch Überschwemmungen aufgebrochen und sehr unwegsam.
An der Carrollton St. /Ecke S. Claiborne habe ich diesen Bus gesehen und wie der junge Mann sein Fahrrad in den Ständer vorn eingehängt hat und dann eingestiegen ist. Ich war begeistert und mir gefiel auch, dass so ein Bus nicht immer ganz nagelneu sein muss. Tino Kotte war wieder skeptisch und meinte, das widerspräche dem Prinzip des Öffentlichen Nahverkehrs, denn am besten sollte er die ganze Strecke mit dem Fahrrad fahren und nicht sein Fahrrad transportieren lassen. Andererseits weiß ich auch, dass die Busse im allgemeinen nicht sehr zuverlässig und oft auch keine Fahrpläne ausgehängt sind. Als ganz früher auf der Canal St. noch Busse statt Straßenbahnen fuhren, kamen die allerdings ziemlich oft.
Dienstag, 21. Februar 2012
This just in
Ein Freund aus Baton Rouge sandte mir diesen Hinweis: Schon wieder eine Sendung über New Orleans, diesmal im Saarländischen Rundfunk, letzten Mittwoch, 15.2.2012, 21 Uhr, unter dem Titel weitweitweg - Karneval in New Orleans. Die 45-minütige Sendung ist insgesamt sieben Tage lang in der Mediathek anzusehen, also vielleicht heute und morgen noch.
Die Sendung und der Begleittext finden sich hier. Im dazugehörigen Blog lese ich, dass es sich um den Film von Karl Teuschl handelt, der am 2. Januar als New Orleans - zwischen Rhythmus und Ruin auf 3sat lief und den ich am 14. Januar hier besprochen habe.
Happy Mardi Gras everyone!
Die Sendung und der Begleittext finden sich hier. Im dazugehörigen Blog lese ich, dass es sich um den Film von Karl Teuschl handelt, der am 2. Januar als New Orleans - zwischen Rhythmus und Ruin auf 3sat lief und den ich am 14. Januar hier besprochen habe.
Happy Mardi Gras everyone!
Montag, 20. Februar 2012
Mardi Gras
In New Orleans und Südlouisiana ist heute Lundi Gras, der Tag vor Mardi Gras, Französisch für "Fetter Dienstag", also Fastnachtsdienstag, der auch dem ganzen Karneval seinen Namen gab. Gestern fanden mindestens vier Paraden nur in New Orleans selbst statt, ganz abgesehen von den Vororten, heute drei, und morgen ist der Höhepunkt mit der sehr beliebten afroamerikanischen Parade Zulu und der traditionellen Rex-Parade. Ich konnte auf die Schnelle nicht herausfinden, wer dieses Jahr King Zulu ist, aber bei Bacchus am Sonntag war der Schauspieler Will Ferrell König. Es gäbe so viel zu berichten, auch über die Mardi Gras Indians, den Cajun Mardi Gras auf dem Lande, die gestern leider verregnete, wilde Spanish Town Parade in Baton Rouge mit Rasenmäherballett, über die Touristen und die protestierenden Christen im French Quarter...
Aber meine Fernberichterstattung muss auf die Schnelle bleiben, denn am Sonnabend, 18.2.2012, gab es bei mir den Karneval der Literaturen. Zum 5. Mal habe ich hier im urlutherischen, wie ein Besucher meinte, "karnevalskargen" Berlin eine kostümierte Karnevalslesung und -feier veranstaltet. Das war lange Zeit nicht einfach, da oft nur sehr wenige Besucher kamen (einmal waren wir zu dritt). Doch seit ich im letzten Jahr ausdrücklich auch Karnevalsmuffel einlade, setzt es sich langsam durch. Auch dieses Jahr lasen wir Texte zum Karneval, darunter mit verteilten Rollen Tennessee Williams' Lord Byron's Love Letter; die besten literarischen Kostüme wurden prämiert, tja und jetzt greift der Ernst des Lebens wieder um sich. Spätestens am Aschermittwoch ist auch in New Orleans alles vorbei, aber bis dahin Laissez les bons temps rouler!, wie es dort heißt, Lasst die guten Zeiten rollen!
Aber meine Fernberichterstattung muss auf die Schnelle bleiben, denn am Sonnabend, 18.2.2012, gab es bei mir den Karneval der Literaturen. Zum 5. Mal habe ich hier im urlutherischen, wie ein Besucher meinte, "karnevalskargen" Berlin eine kostümierte Karnevalslesung und -feier veranstaltet. Das war lange Zeit nicht einfach, da oft nur sehr wenige Besucher kamen (einmal waren wir zu dritt). Doch seit ich im letzten Jahr ausdrücklich auch Karnevalsmuffel einlade, setzt es sich langsam durch. Auch dieses Jahr lasen wir Texte zum Karneval, darunter mit verteilten Rollen Tennessee Williams' Lord Byron's Love Letter; die besten literarischen Kostüme wurden prämiert, tja und jetzt greift der Ernst des Lebens wieder um sich. Spätestens am Aschermittwoch ist auch in New Orleans alles vorbei, aber bis dahin Laissez les bons temps rouler!, wie es dort heißt, Lasst die guten Zeiten rollen!
Montag, 30. Januar 2012
Winterwetter
Hier in Berlin rüttelt seit einigen Tagen der sibirische Frost an den Fenstern und begehrt zähnefletschend Einlass. Auf den Straßen schneidet er durch den Mantel ins Fleisch und kneift mit eiserner Faust in die Nase. Doch mit dem Frost kam die Sonne, von Kälte verschleiert, aber eindeutig, nach wochenlangem Regen. Ein Hauch von Schnee liegt auch noch, und so strömten die Berliner gestern wie zum Osterspaziergang ins Freie, kletterten auf die Aussichtspunkte und spielten im Park Boule.
Aus New Orleans erreichten mich letzte Woche Nachrichten über Januarrekordtemperaturen von 25 Grad. Das Winterwetter verläuft dort in kleinen Zyklen: Auf die Wärme folgen Gewitter (letzte Woche mit Warnungen vor Überflutungen und Tornados), danach ist es kalt, sonnig und trocken (am Wochenende waren zwischen 7 und 15 Grad) und dann wird es immer wärmer und feuchter, bis es wieder gewittert und so weiter - und so ist es heute teils bewölkt und die Temperaturen liegen zwischen 12 und 21 Grad.
Nächsten Sonnabend beginnen die Karnevalsumzüge mit der Parade der Krewe de Vieux. Karneval in New Orleans kenne ich sonnig; nur 1991 wateten wir manchmal - danach - über die Canal Street (die aber aus anderen Gründen so heißt).
Aus New Orleans erreichten mich letzte Woche Nachrichten über Januarrekordtemperaturen von 25 Grad. Das Winterwetter verläuft dort in kleinen Zyklen: Auf die Wärme folgen Gewitter (letzte Woche mit Warnungen vor Überflutungen und Tornados), danach ist es kalt, sonnig und trocken (am Wochenende waren zwischen 7 und 15 Grad) und dann wird es immer wärmer und feuchter, bis es wieder gewittert und so weiter - und so ist es heute teils bewölkt und die Temperaturen liegen zwischen 12 und 21 Grad.
Nächsten Sonnabend beginnen die Karnevalsumzüge mit der Parade der Krewe de Vieux. Karneval in New Orleans kenne ich sonnig; nur 1991 wateten wir manchmal - danach - über die Canal Street (die aber aus anderen Gründen so heißt).
Donnerstag, 5. Januar 2012
Morgen, Kinder, wird’s was geben!
Am 6. Januar ist Twelfth Night oder Epiphany oder eben Epiphanias oder Dreikönigstag und in New Orleans bedeutet das: Die Karnevalssaison beginnt! Der 6. Januar 2012 ist aber auch der 600. Geburtstag von Jeanne d’Arc und so wird der morgige Umzug (parade) der Krewe of Joan of Arc besonders üppig sein (über die Krewe habe ich hier schon berichtet). Er beginnt um 18 Uhr und führt durch das French Quarter, wo er an Johannas Reiterstatue endet. Es gibt Pferde, Fackeln, historische Kostüme und Schwerter und viel Fußvolk. Der hölzerne Umzugswagen (float) wurde im Tischlereiprogramm des Delgado Community College gezimmert. Künstler und Firmen vor Ort haben auch die kleinen zu verteilenden Geschenke (throws) angefertigt oder gespendet: Gebetskarten, Postkarten, Doubloons (einfache Gedenkmedaillen), Ringlutscher und vieles mehr. Der Umzug wird von Mönchen beschützt, die dann auch beim späteren Ball als Rausschmeißer fungieren. Es gibt einen Halt an der St. Louis Cathedral auf dem Jackson Square und nach der Parade eine King Cake Ceremony (Königskuchenzeremonie). Die king cakes isst man während der ganzen Mardi-Gras-Saison, ein sehr gezuckerter, ringförmiger Hefeteigkuchen, mit Kollegen, Freunden und Familie. Darin befindet sich ein plastenes Jesus-Baby (in Frankreich: fève) und wer das findet, muss den nächsten Königskuchen kaufen. Abgeleitet ist das natürlich von der französischen galette des Rois, die, sagen wir mal, differenzierter im Geschmack ist und in Frankreich nur am 6. Januar gegessen wird. In Louisiana kann man bis zum eigentlichen Fat Tuesday (Fastnachtsdienstag) am 21. Februar Königskuchen essen (hier der Countdown) und bis dahin gibt es noch viele Umzüge. Ich werde morgen versuchen, mit einer galette des Rois auch hier ein wenig Festtags- und Feierstimmung zu verbreiten...
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