Dienstag, 26. November 2013

Abgedreht!

Auf Arte habe ich diese abgedrehte Sendung gesehen, mit dem Untertitel "ungewöhnlicher Blick auf Kunst und Kultur". Die Verbindung zwischen den einzelnen Beiträgen war etwas willkürlich; lose bezog es sich auf den Mississippi, den gleichnamigen Bundesstaat, Louisiana und New Orleans, aber die einzelnen Teile waren ganz interessant. Es ging um die Darstellung der Sümpfe in verschiedenen Filmen ("Bayou im Film"), um Schall und Wahn von William Faulkner, um "Die Verschwörung der Idioten" von John Kennedy Toole, Jerry Lee Lewis (zum Beispiel Great Balls of Fire), von dem ich nicht wusste, dass er aus Louisiana stammt und dass er noch lebt, die Fernsehserie Treme und die lebendige Musikszene von New Orleans (kurzes Interview mit Trombone Shorty) und schließlich den Rapper Lil Wayne, der inzwischen mehr Hits in den Charts gehabt haben soll als Elvis Presley. Wie das aufgemacht ist, ist tatsächlich bizarr und der kleine Beitrag über Oprah Winfrey ist nichtssagend und gemein, aber ansonsten kann man sich die Sendung in der Mediathek ansehen (wiederholt wird sie am 27. November 2013 um 6.45 Uhr).

Freitag, 22. November 2013

Silicon Bayou

Seit in den neunziger Jahren eine Freundin von mir bei der damals noch winzig kleinen Louisiana Film Commission gearbeitet hat, ist New Orleans und Louisiana ein bedeutender Filmstandort geworden, zumindest ein beliebter Drehort, nach Hollywood und New York an dritter Stelle. Das hat mit Steuervorteilen und anderen Anreizen zu tun. Was zart und mickrig anfing, trägt jetzt dicke, saftige Früchte. So sehr, dass sich inzwischen der Name Hollywood South für Louisiana als Filmort durchgesetzt hat.
Inzwischen hat sich noch ein anderer Vergleich mit Kalifornien eingebürgert: Silicon Bayou, denn auch immer mehr Computerfirmen siedeln sich hier an. Die BBC hat einen kleinen Beitrag dazu hier. Neben den Steuervorteilen sind es die geringen Lebenskosten und die Lebensqualität, die junge Tech-Menschen nach New Orleans ziehen. Es mangelt zwar noch ein bisschen an Kapital, heißt es in dem Beitrag, aber wie in Silicon Valley ist die Konzentration für die Branche inspirierend. Vor allem aber kommen die Leute nach New Orleans und verlieben sich in die Stadt. Und dass die viel mehr zu bieten hat, als die Straßenmusiker am Jackson Square, mit denen der Beitrag beginnt und schließt, das merkt man nicht immer als Tourist, aber das merkt man, wenn man dort lebt. Hier ein Link zu der Webseite Silicon Bayou News.
Interessant ist übrigens, dass viele dieser Entwicklungen nach Hurrikan Katrina begonnen haben, der nicht nur ein Riesenvakuum herbei gefegt hat, sondern auch in mancher Hinsicht eine Art tabula rasa hinterließ. Nach dem Motto "schöner, schneller, sauberer". Das hat viel Positives, aber nicht nur, wie alle schon länger ansässigen Berliner wissen.

Freitag, 1. November 2013

Was du nicht siehst -- Dans tes yeux

Gestern habe ich einen kleinen Film auf Arte gesehen. Sophie Massieu, eine Blinde, bereist in einer kleinen Serie (mit dem Titel Was du nicht siehst -- Dans tes yeux) die Welt und versucht, ungewöhnliche Blickwinkel auf die Orte zu zeigen, indem sie sich Einheimische als Reiseführer aussucht.
New Orleans und Louisiana überhaupt besuchen Franzosen gern, so wie auch andere frühere Kolonien, vielleicht, weil es exotisch und trotzdem vertraut ist, vielleicht auch, weil man an eine für manche "glorreiche" Vergangenheit erinnert wird. 
Wie bei Arte so üblich, kann man den Film auf Deutsch oder Französisch sehen. Sophie Massieu lässt sich durch New Orleans von Charmaine Neville führen, der Tochter von einem der Neville Brothers, die selbst Musikerin ist und berichtet, dass ihre Familie seit acht Generationen Musiker sind. Sie nimmt sie mit zum Gottesdienst in eine afroamerikanische Kirche, zeigt ihr das Musician's Village und fährt mit ihr zu einem leer stehenden, verlassenen, umzäunten Viertel, an dem man seit Hurrikan Katrina nichts gemacht hat.
Dann geht sie noch zu einer Voodoopriesterin, lässt sich die Zukunft voraussagen, einen GrisGris anfertigen und einen Tanz mit Musik aufführen.
Am nächsten Tag fährt Sophie mit einem richtigen Cajun, Norbert LeBlanc, hinaus in die Sümpfe, wo sie Reiher und Alligatoren sichten und er ihr eine Lotusblüte pflückt. Mit ihm spricht sie Französisch, und ich war überrascht, wie fließend und normal er Französisch sprach, obwohl er -- trotz weißem Rauschebart -- noch gar nicht so alt war.
Abends geht es dann noch zu einem Konzert, wie ich glaube, in den Snug Harbor-Klub in the Marigny, gleich neben dem French Quarter. Gesungen hat Charmaine Neville, und Sophie war mit einer Art Rassel auch beteiligt.
Sehenswert fand ich das, vermittelt liebenswerte kleine Eindrücke. Was mir ein bisschen fehlte, waren die genauen Bezeichnungen der Orte (ich hätte gern gewusst, wo die Kirche, das verlassene Viertel, der Sumpf war, Snug Harbor habe ich mir von der Tür umgedreht zusammengereimt), und dass z.B. Charmaine, Charmaine Neville war, habe ich nur kurz im Abspann erhaschen können. Der Film dauert eine halbe Stunde und läuft noch ein paar Tage lang hier.