Freitag, 30. August 2013

Acht Jahre danach


Gestern vor acht Jahren fegte Hurrikan Katrina über die Bundesstaaten Mississippi und Louisiana hinweg, wobei New Orleans zunächst relativ gut davonkam, bis die Dämme brachen und die Stadt voller Wasser lief. Acht Jahre! 
Bücher, Filme, auch Lieder haben das Ereignis dokumentiert und den Untergang von New Orleans besungen. Untergegangen ist New Orleans nicht, aber die Stadt hat sich, auch in den trocken gebliebenen Gebieten, radikal verändert, ähnlich wie Berlin seit der Wende. Über tausend Menschen kamen damals ums Leben und Tausende verloren ihre Häuser und kehrten nicht zurück. Auch viele ältere Akademiker, die einmal von Berufs oder der Faszination wegen in die Stadt gezogen waren, ließen sich anderswo nieder, in Asheville, North Carolina, zum Beispiel. Es wurde renoviert, verschachert, gentrifiziert, was das Zeug hielt, und dass Ex-Bürgermeister Ray Nagin jetzt wegen krummer Geschäfte vor Gericht steht, macht die Entwicklung nicht rückgängig. 
Hübsch ist es geworden, sauber und farbenfroh, und zugleich boomt die Kriminalität, obwohl die Offiziellen behaupten, New Orleans habe kein Kriminalitätsproblem, sondern nur ein Mordproblem.
Gestern wurde mit persönlichen Berichten an Katrina erinnert. Hier eine Fotoserie, damals und heute. Interessant auch diese Kampagne zur Umbenennung von Hurrikanen.

Freitag, 9. August 2013

Rerun: The hole in the ozone layer


Sunday, 26 August 2012

A few years ago, when the discussion about the climate crisis and the hole in the ozone layer was still raging, we were assured that the state of Brandenburg in northern Germany would turn into a steppe and that Brandenburg—and thus Berlin as well—would enjoy a Mediterranean climate. So far that hasn’t really happened; if anything, summers have become cooler.
The USA on the other hand has been scorched by one heat wave after another. Like our showery April-style summers here in Germany, the high temperatures in the USA seem to be a direct result of climate change.
The fact that spring is coming earlier each year also appears to be behind the fires raging in the USA, mainly in the west. Recently there have been fires in Arizona and Colorado; now they are mainly in northern California and Idaho. So far this year, 1,423 forest fires have destroyed over 12,065 square miles. You can find out more on the website of the US Department of Agriculture’s Forest Service.
Another problem attributed to mild winters and early springs is the West Nile Virus, which is occurring more frequently in Louisiana and other states. 1,118 people have already been infected this year (suffering from meningitis, encephalitis etc.) and a total of 41 have died. 75% of the cases occurred in 5 states: Texas, Mississippi, Louisiana, South Dakota and Oklahoma—almost half of them in Texas. 6 people have died in Louisiana so far. A few weeks ago, aerial spraying of pesticides against mosquitoes in Dallas caused some controversy.
This reminds me of the little trucks which used to drive through my tree-lined quarter in Baton Rouge each spring and summer, spraying death to the insects. It probably wasn’t very healthy, but it was certainly effective. The Center for Disease Control recommends various products designed to deter mosquitoes, of which DEET was the only product I could find among those tested and approved by the German consumer’s association Stiftung Warentest—and even that carries health risks. So the best advice is to stay indoors, wear long sleeves, and get rid of standing water and other places where mosquitoes breed.
Global warming also means that Mississippi water levels are lower than ever before, so that it is no longer navigable further north, not far from Greenville, Mississippi. By the middle of the month, 97 ships were stranded there after a barge went aground (see here). But when Mississippi water levels are so low and less water is flowing into the Gulf of Mexico, salt water flows back from the Gulf into the river, whose lower reaches are below sea level, by up to one mile a day. This usually happens once every 8-10 years, but it now seems to be occurring more frequently, partly because the navigational channel further north is being dug deeper all the time to enable bigger ships to pass. This impacts the drinking water supply, alongside other negative effects.
Plaquemines Parish lies right on the Gulf and has been directly affected by various hurricanes (Katrina, Rita and Gustav, among others) as well as the disastrous oil spill; it now buys drinking water from New Orleans as well as purchasing some further north which is carried down in barges. Now New Orleans itself is also threatened (see here).
What’s more, Hurricane Isaac has now crossed Cuba and Haiti and is on its way to south Florida and the Keys (including Key West), before carrying on towards the Gulf coast (see here). Current evacuation routes for New Orleans have already been determined. So in fact I should be pleased, sitting here at my desk in the middle of August, wrapped up in a woolly jumper and thick socks—at least I can relax and work without being threatened by any natural disasters.
Translated by Bridget Schäfer

Montag, 5. August 2013

Briefe: Kurztrip entlang der Memory Lane


Es ist Sommer, Zeit zum Ausmisten. Ich habe mir eine Tüte mit alten Briefen vorgenommen: Ach, ich sehe sie kurz durch, dachte ich mir, schmeiße die Hälfte weg, und dann suche ich ein schönes Plätzchen dafür. Es kam anders.
Es handelt sich vor allem um die Zeit von 1992 bis 1993, als ich ein Jahr in Ohio war, das ich jetzt fast eine ganze sehr bewegende Woche lang lesend wieder erlebt habe. Zunächst einmal sind da die Handschriften, die ich nicht mehr zu lesen gewöhnt bin, die auf sorgfältig ausgewähltem und manchmal bewusst improvisiertem Untergrund (Brief- oder Schreibpapier, Notizzettel, verschiedene Kartenkonstellationen, Kalenderblätter usw.) ein kleines gestaltetes Kunstwerk erschaffen. Jeder einzelne Brief! Der Umschlag gehört natürlich dazu, und wo er fehlt, ist der Brief irgendwie nackt.
Dann die Erzählungen, meistens ausführlich mit richtigen Spannungsbögen: Alltagseindrücke, Auswanderungspläne, Liebesgeschichten, Liebesbeteuerungen und viele Andeutungen zur damals aufkommenden Ausländerfeindlichkeit in D. und den beruflichen und anderen Umbrüchen und Unsicherheiten im Osten der Republik. Auch Karten von amerikanischen Freunden mit Reise- und Lageberichten. Vor allem aus den Briefen von Zuhause steigt viel Wärme auf, nebelt mich ein, berührt mich, wie es enge Freundschaften und Familienbande tun. Zwischen den Zeilen lese ich, was ich damals geschrieben, gefühlt und erlebt habe. Dass dieser persönliche kleine Roman für mich entstehen konnte, hat mit dem Genre/Medium Brief zu tun. Aber auch damit, dass ich weg war und ein Umfeld zurückließ, das mir solche Briefe schrieb.
Das Ritual, dieser Moment der Einkehr und des ganz bei dem Anderen Seins, der es war, wenn man sich eine Kerze anzündete, sich hinsetzte und ein Brief schrieb, das erlebe ich heute nicht mehr, auch wenn ich mal eine Brief schreibe. Stattdessen ist viel Unruhe in mir, die auch diese Aufgabe schnell hinter mich bringen möchte. Vielleicht ist uns ein solches Geschenk an Zeit, Gedanken und Gefühl heutzutage zu groß geworden.
Quälend war es, die Briefe von meinem Damaligen zu lesen, mit dem ich nie hätte zusammen sein sollen; was ein anderer Ehemaliger mir in seinem abgegriffenen Brief mitteilen wollte, verstand ich dieses Mal sofort. Den einen Brief von dem Einen habe ich lange hinausgezögert. Zu Recht. Manche Dinge bringen mich auch nach Jahrzehnten noch zum Schmelzen.
1992 war für mich das Jahr, als ich auf kastenförmigen grauen Apple-Computern am Antioch College mit E-Mail anfing. Mit Freude. Ich liebe E-Mail. Und doch werde ich die E-Mails von verflossenen Lieben und Freunden später nicht in einer Tüte oder einem Karton finden und neugierig durchstöbern. Privates und Berufliches vermischt und verwischt sich per E-Mail. Fühlen wir auch anders? Zurückdrehen kann und will ich die Zeit nicht, aber im Rückblick sehe ich, was mir heute vielleicht fehlt. Bald werde ich meiner besten (Brief-)Freundin aus jener Zeit, jetzt in Wales, einen ausführlichen, jetzt wieder ersten, Brief schreiben.