Heute in der Times-Picayune: Tolle Fotos vom Running of the Bulls vom Wochenende. Garantiert ohne tote Stiere und aufgeschlitzte Menschen... Siehe hier.
Mehr über den Encierro vom letzten Jahr hier.

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Montag, 15. Juli 2013
Donnerstag, 1. November 2012
Louisiana Book Festival
Vergangenen Sonnabend fand in Baton Rouge das diesjährige
Louisiana Book Festival statt, bei dem 145 Autoren lasen oder über ihre Bücher
sprachen. Den Louisiana Writer Award (Schriftstellerpreis) für 2012 erhielt
John Biguenet, ein aus New Orleans gebürtiger Autor, der dort sehr präsent ist, von dem ich bisher aber nur kurze Sachen gelesen habe. Er übersetzt auch
aus dem Französischen und sein Roman Oyster
ist in französischer Übersetzung erschienen (als Le Secret du Bayou, ohne Übersetzer). In einer
Berliner Bibliothek findet sich sein Werk zu Übersetzungstheorien, doch er ist
vor allem auch Theaterautor und eines seiner Hörspiele (Wundmale) soll im WDR bzw. im
Österreichischen Rundfunk gelaufen sein. Mir gefällt auch sein präziser und
sachlicher Blog, den er nach Katrina für die New York Times verfasst hat. Ein
Autor, der für uns Deutschsprachige noch zu entdecken ist.
Beim Louisiana Book Festival gab es auch eine
Kunstausstellung, Essen, Geschichtenerzähler für Kinder und „Wordshops“ für
Schreibende. Beeindruckt hat mich, dass sich gleich auf der ersten Seite eine Rubrik mit dem Titel „Special Needs“
(Besondere Bedürfnisse) befindet, mit Hinweisen auf barrierefreie Parkplätze
und Transportservice. Dort ist auch ein Foto mit einer Gebärdendolmetscherin für
Gehörlose zu sehen, denn kostenloses Gebärdendolmetschen wurde gewährleistet. Außerdem bot das Programm eine „Lesung aus Braille“, organisiert
vom Nationalen Blindenverband in Louisiana. Man mag das als Politische
Korrektheit verteufeln (die ich persönlich für richtig und wichtig halte),
doch ist es nicht denkbar, dass man sich als Betroffene mit diesem Begriff besser und gleichberechtigter
angesprochen fühlen könnte? Abgesehen von Begrifflichkeiten scheint es mir, dass die
Berliner Literaturfestivals bezüglich der Einbeziehung von Menschen mit
Behinderungen (oder mit besonderen Bedürfnissen) noch Nachholbedarf haben.
Samstag, 27. Oktober 2012
Voodoo Experience und anderes
Die Red Stick Ramblers, eine Cajun-Band, die ich kannte, als
wir alle noch jünger waren, spielt in dieser Saison in der Fernsehserie
Treme als Hintergrundband der Geigerin Annie (Lucia Micarelli). Der Frontmann
Linzay Young war auch in Anthony Bourdains No Reservations beim Kochen bei den Cajuns auf dem Lande zu sehen
und dort spielte die Band auch, siehe hier. Dieses Wochenende sind sie im Acadian Village in
Lafayette Gastgeber des 5. Blackpot-Festival and Cook-Off. Dort werden also
Cajun-Bands musizieren, und gekocht wird auch, und zwar um die Wette. Es gibt
eine Teilnahmegebühr und am Ende werden drei Preise für das beste
Essen vergeben.
In New Orleans findet unterdessen noch bis morgen Voodoo Experience, ein Musikfestival, im City Park statt. Gestern spielte dort Neil
Young mit Crazy Horse (hier übrigens seine Version von Fats Dominos "Walkin' To New Orleans") und auch ansonsten ist es einfach ein normales Festival mit
einigen lokalen Brassbands und so weiter. Dieses Jahr soll zum ersten Mal Camping im City Park angeboten werden, damit man unter den
Sternen ruhen kann. Mit Voodoo hat das sicherlich nicht viel zu tun, auch wenn
es unheimliche Kreaturen und Geräusche im Park geben mag.
Auf NPR habe ich gestern einen interessanten Beitrag über
Voodoo, Drachen, Vampire und Zombies gehört, die der Wissenschaftsjournalist Matt Kaplan erforscht und mit natürlichen Zusammenhängen (meist Gasen) erklärt hat. Die
Sendung findet man hier.
Interessiert hat mich das, weil ich im Moment gerade Brains. A Zombie Memoir (Hirn. Ein
Zombie-Geschichte) von meiner Freundin Robin Becker lese. Eigentlich bin ich für so etwas zu zart besaitet, aber wer über absurde Details von körperlicher Zersetzung und Zerstörung hinwegsehen oder sie witzig finden kann, wird an dieser grotesken Geschichte
große Freude haben. Es geht um einen Collegeprofessor, der als Zombie zwar
nicht mehr sprechen, aber dafür noch rational denken und schreiben kann und Gleichgesinnte
um sich schart, um eine Art Zombie-Revolte anzuzetteln. Weil ich jetzt
manchmal nachts aufschrecke, bin ich froh, nicht im Park zu übernachten, sondern die heute Nacht zurückerstattete Stunde hier zu Hause in aller Ruhe auskosten zu können.
Donnerstag, 23. August 2012
Ideal und Wirklichkeit
Ich bin immer wieder überrascht, wie New Orleans auch in
deutschsprachigen Landen zelebriert wird. So bin ich im Internet auf
Restaurants gestoßen, die es in verschiedenen Städten gibt.
Das New Orleans in Bielefeld, Markt 17, bietet zum Beispiel Gumbo
und Jambalaya, Hurricane-Cocktails und Eigenkreationen wie einen
French Quarter Salad mit Garnelen, Zwiebeln und Kräutern. Auch in Bad
Oeynhausen gibt es ein Restaurant mit Namen New Orleans und in Herford lädt die Musikkneipe New Orleans zu
einer reichhaltigen Karte mit Burgern und Chicken-Dingsbums und
Ofenkartoffeln. Aufgefallen ist mir ein Dessert mit Namen „Blueberry
Hill“, ein Eierkuchen mit Blaubeerfüllung. In Wismar befindet sich ein Hotel New Orleans mit einem Restaurant und einem
French Quarter Café. Die Webseite schwärmt von der südlouisianischen Küche:
„pralle Sandwiches, saftige Steaks, knusprige Chicken, knackige Salate und
vieles mehr.“
Dann die Festivals. Das New Orleans Festival in Innsbruck
ist sicherlich das „authentischste“, denn Innsbruck hat seit 1995 eine
Städtepartnerschaft mit New Orleans. Dazu gibt es auch ein reges
Austauschprogramm mit der University of New Orleans, dessen europäische Tour
ich zwei Sommer jeweils 2-3 Tage lang in Berlin begleitet habe. Das Festival
nahm im Juni vier Tage lang die Innenstadt von Innsbruck in Beschlag, mit
jeweils einer „Marching Band“ um 15 Uhr und nachfolgenden Konzerten mit Tiroler
Musikern und dem Gitarristen Les Getrex (der früher mit Fats Domino musiziert
hat) und seiner Band Creole Cooking. Es war das 14. Festival und es ging am
Sonntag mit einer Gospelmesse im Dom zu St. Jakob und einem Gospelbrunch auf
dem Marktplatz zu Ende.
Ende Mai fand auch das 13. Fürther New Orleans Festival
statt, bei dem über drei Tage vor allem lokale „amerikanische“ Bands
aufspielten und aus New Orleans niemand angekündigt war.
Tja, und dann gibt es noch New Orleans meets Zofingen, ein Städtchen in der Schweiz mit 11.000 Einwohnern.
Das Festival fand am 2. Juli, einem Montag, ab 17 Uhr in der Altstadt statt,
auch vor allem mit lokalen Musikern. Als ich dann auf das
Organisationskomitee klickte und das Foto sah, hat es auch bei mir KLICK gemacht.
Wer kennt sie nicht, die schmerbäuchigen Dixielandbands, die „authentischen“
New Orleans Jazz spielen und sich und ihre Fans in irgendeine heile
Fantasiewelt mit festen, immer wiederholten Noten und Formeln, mit einer
schöneren Vergangenheit transportieren. Bei all diesen Festivals, Restaurants, oft auch in Krimis
und Fantasy-Büchern geht es nämlich um New Orleans als Mythos und nicht als reale
Stadt. Dieser Mythos setzt sich aus Musik, Küche, eventuell auch Architektur
und anderem zusammen, greifbareren, auch eher reproduzierbaren, konsumierbaren und vermarktbaren Dingen als zum Beispiel Liebe und Eleganz (Paris) oder
Großstadtchaos, Tempo, Wolkenkratzer, Feuerleitern (New York). Deshalb
vielleicht ist er so stark und so verbreitet.
Meine ursprüngliche Faszination für New Orleans hatte sicherlich
auch ein wenig mit dem Mythos zu tun. Aber als ich dann in der realen Stadt war, und zwar nicht als klassische Touristin, habe ich mich ganz neu
verliebt. New Orleans selbst erliegt auch immer wieder seinem Mythos, und nicht nur die freundlichen Herren mit grauem Haar. Doch ist die Stadt nie statisch, nie festgeschrieben, immer im Werden, Machen und Entstehen, immer in der
Improvisation.
Es ist natürlich Unsinn, einen Mythos gerade rücken zu wollen, wie ich es hier auch immer wieder versucht habe. Es ist nämlich genau das Prinzip des Mythos, dass er unverrückbar ist, dass er, so wie er ist, den ihn Beschwörenden etwas gibt, ihnen Freude bereitet und sie irgendein Wohlbefinden damit assoziieren. Ein Mythos, und also auch der Mythos New Orleans, gehört allen und sie haben ein gutes Recht darauf.
PS: 28. August: In Frankfurt am Main gibt es auch ein New-Orleans-Restaurant, das King Creole.
PS: 28. August: In Frankfurt am Main gibt es auch ein New-Orleans-Restaurant, das King Creole.
Donnerstag, 9. August 2012
French Film Fest
Morgen beginnt das New Orleans French Film Festival. Vom
10. bis 16. August werden täglich bis zu drei französische Filme mit englischen
Untertiteln gezeigt, sowie ein amerikanischer Film von 1957, Funny
Face mit Audrey Hepburn, der in New York
und Paris spielt. Die anderen französischen Filme sind durchweg aktuell, so Nathalie küsst (La délicatesse, engl. Delicacy) mit
Audrey Tautou, der auch bei uns im Kino lief.
Selbst gesehen habe ich den Film Die Liebenden – Von der Last, glücklich zu sein
(Les bien-aimés, engl. Beloved) mit Catherine Deneuve, Ludivine Sagnier, Chiara Mastroianni und
Milos Forman, der von den komplizierten Lieben einer Mutter und ihrer Tochter
erzählt, mit Verwirrungen, Weltschmerz und doch einer gewissen melancholischen
Leichtigkeit, wobei Prag 1968 auch kurz auftaucht und die Figuren immer wieder
anfangen zu singen, wie im Musical. Vielleicht nicht ganz ausgereift (Prostitution ist im französischen Film so nonchalant), aber 1. ist Catherine Deneuve immer sehenswert und 2. gibt es einige kleine Weisheiten
über die Liebe.
Ausgerichtet wird das Festival von der New Orleans Film Society gemeinsam mit dem Französischen Konsulat in New Orleans, und das zum 15. Mal. New Orleans ist für Franzosen ein
beliebtes Reiseziel, aber das Konsulat engagiert sich auch, um französische
Kultur zu vermitteln. Erst im Juli fand in der Historic New Orleans
Collection ein Vortrag französischer
Schauspieler zu dem französischsprachigen Plantagenbesitzer, Staatsmann,
Philanthropen und Dichter Julien Poydras (1746-1824) statt, bei dem auch eines
seiner Gedichte zur Wiedereroberung von Baton Touge durch die Spanier verlesen
wurde. Das Konsulat selbst befindet sich ganz passend in der Poydras Street im Central Business District.
Ende der neunziger Jahre habe ich einmal den großen
französischen Dichter und Philosophen Michel Deguy in meinem kleinen Toyota
nach New Orleans chauffiert, wo er ein Treffen mit dem damaligen Konsul
hatte. Ich musste unbedingt mit, und Michel Deguy „übersetzte“ mir später aus dem Diplomatischen, dass der
Konsul New Orleans zwar ganz okay fände, aber viel lieber in Washington an der
Botschaft geblieben wäre. Es gibt übrigens auch zwei Honorarkonsuln in New Orleans; zum Französischlernen gibt es eine Alliance Française.
Das Festival findet im Prytania Theatre in Uptown statt, unweit der Creole Creamery, wo man davor oder danach oder davor
und danach auf ein traumhaftes Eis einkehren sollte.
Freitag, 6. Juli 2012
Essence
Vom 5. bis 8. Juli ist das diesjährige Essence Music Festival, das seit 1995 jährlich (mit Ausnahme von 2006) in New Orleans stattfindet. Es ist ein Festival der afroamerikanischen Musik, das von der Frauenzeitschrift Essence ausgerichtet wird, einer Zeitschrift für schwarze berufstätige Frauen, die ich übrigens auch eine Zeit lang gelesen habe. Die andere schwarze Frauenzeitschrift, Ebony, gibt es bereits seit 1945, Essence erst seit 1970 (entstand also aus der 68er Bewegung) und hat ausdrücklich das Ziel, Frauen zu empowern (also zu bestärken, ermächtigen). Zum Beispiel hatte Essence eine Kampagne gegen frauenfeindliche Texte im Hip Hop.
Beim diesjährigen Festival treten neben der genialen New Orleanser Blaskapelle Rebirth Brass Band, auch die Pointer Sisters, Chaka Khan, Aretha Franklin und viele andere auf. Das vollständige Programm ist hier.
Die Konzerte finden im Superdome-Footballstadium und im Ernest. M. Morial Convention Center statt, und das ruft bei mir wiederum unangenehme Erinnerungen wach. Es waren nämlich dies die beiden Orte, aus denen während der menschgemachten Katastrophe nach Hurrikan Katrina tagelang Bilder um die Welt gingen, von gestrandeten, mittellosen Geflüchteten, meist Schwarzen, die dort wochenlang ohne Hilfe ausharrten.
Als ich 2006 am Convention Center vorbeilief, stand es noch leer, und der Superdome wurde im September 2006 vor 70.000 Zuschauern, Altpräsident Busch, U2 und anderen mit einem Sieg der New Orleans Saints wieder eingeweiht. Vielleicht setzt ja das Essence Music Festival genau das richtige Zeichen an dieser Stelle: mit guter Musik, die längst nicht nur Schwarze gern hören.
Beim diesjährigen Festival treten neben der genialen New Orleanser Blaskapelle Rebirth Brass Band, auch die Pointer Sisters, Chaka Khan, Aretha Franklin und viele andere auf. Das vollständige Programm ist hier.
Die Konzerte finden im Superdome-Footballstadium und im Ernest. M. Morial Convention Center statt, und das ruft bei mir wiederum unangenehme Erinnerungen wach. Es waren nämlich dies die beiden Orte, aus denen während der menschgemachten Katastrophe nach Hurrikan Katrina tagelang Bilder um die Welt gingen, von gestrandeten, mittellosen Geflüchteten, meist Schwarzen, die dort wochenlang ohne Hilfe ausharrten.
Als ich 2006 am Convention Center vorbeilief, stand es noch leer, und der Superdome wurde im September 2006 vor 70.000 Zuschauern, Altpräsident Busch, U2 und anderen mit einem Sieg der New Orleans Saints wieder eingeweiht. Vielleicht setzt ja das Essence Music Festival genau das richtige Zeichen an dieser Stelle: mit guter Musik, die längst nicht nur Schwarze gern hören.
Dienstag, 1. Mai 2012
Festival International de Louisiane
Letzte Woche sind meine Facebookfreunde aus Austin, Texas,
mal wieder in ihr heimatliches Louisiana gefahren sind und zeigten sporadische
Fotos von Konzerten mit den Red Stick Ramblers und Andre Thierry. Eigentlich
hätte ich selbst darauf kommen müssen: Na klar, das Festival International in
Lafayette, der Hauptstadt der Cajuns, ca. 240 Kilometer westlich von New
Orleans – wirklich, so weit? In den USA verliert man einfach die Dimensionen.
Das Festival läuft über vier Tage und trifft immer auf das erste Wochenende von Jazz Fest, so dass die Entscheidung manchmal
nicht leicht fällt. Und eigentlich ist sie doch ganz leicht. Das Festival
International ist nämlich etwas ganz Besonderes. Es ist nicht kommerziell und
es verteilt sich über das ganze Stadtzentrum von Lafayette, mit mehreren Bühnen,
Kunstmärkten und Fressständen usw. Es ist privat, ungezwungen und immer
unglaublich heiß. Die Konzerte sind kostenlos und das Festival wird von der
ganzen Stadt und von Freiwilligen organisiert, so dass die Stimmung immer
entspannt und sehr freundlich ist.
Aber das Allerbesonderste ist, dass es ein vorwiegend
frankophones Festival ist, wo die gesamte musikalische Creme des ländlichen
Louisianas spielt, Cajun und Zydeco-Bands und zugleich so eine Art
Weltmusikfestival, mit Musikern aus dem frankophonen
Kanada, aus Afrika, aus der Karibik, selbst aus Kuba. Sie eint das Lateinische/Französische und zugleich spielen sie eine eigene authentische Musik, die, und diesen Eindruck vermittelt das Festival, fast universeller ist, mehr „Welt“, als das globalisierte Musikbusiness.
In Lafayette spielten unter anderem die Red Stick Ramblers (nächsten Sonntag auch beim Jazz Fest),
die auch in Anthony Bourdains No Reservations über Essen in Louisiana auftauchten (siehe hier), eine
Cajun Swing Band, die sich in den 90er Jahren in Baton Rouge gründete (eben jener texanische Freund spielte dort Bass). Einer
der Mitbegründer ist der junge Joel Savoy, aus der berühmten Savoy Family Cajun
Band. Seine Eltern Marc und Ann Savoy musizieren seit 1977 zusammen. Der jüngere
Sohn Wilson Savoy, der einmal in einem meiner Deutschkurse ein äußerst
talentierter Schüler war, spielt auch bei den Lost Bayou Ramblers und den Pine Leaf Boys.
Beim Festival International war ich auch mit französischen
Freunden und es bringt mein kleines französisches Ich auf eine Art zum
Schwingen, die so ganz anders ist als in Paris oder Frankreich. Denn obwohl das
20. Jahrhundert das Französische der Cajuns und der Kreolen im Alltag fast
völlig ausgemerzt hat, außer bei sehr alten Menschen, ist die französische
Seele Louisianas lebendig, bewahrt vor allem in der melancholischen und doch
auch lebensfrohen Musik, die lebt und sich entwickelt und weitervererbt wird.
Durch das Festival steht sie in Verbindung mit anderen frankophonen Kulturen
der Welt, wo allerdings wie in Kanada auch die Sprache noch Teil der Identität
und Kultur ist.
Auch die 17 Hippies versuchen sich manchmal an Cajun-Musik
und viele Nachahmer in Las Vegas, Atlantic City, Branson, Missouri, oder auch
auf der Bourbon Street in New Orleans. 2009 war ich zufällig zum Wassermusik-Festival im Berliner Haus der
Kulturen der Welt. Als aus dem Tanzsaal Cajun-Musik klang, war ich deshalb erst einmal sehr
skeptisch. Aber dann zog mich die Musik hinein und näher und verzauberte
mich. Da war sie die Cajun-Musik ganz pur, einfach nur ein paar Männer mit strahlend weißen
Hemden, Akkordeon, Gitarre, Stimmen – Ray Abshire, von dem ich noch nie gehört
hatte. Das war es. So muss es sein. Und jetzt seufze ich ganz tief: Vielleicht
schaffe ich es ja nächstes Jahr, live vom Festival International zu berichten.
Mittwoch, 4. April 2012
Neville Brothers, Jazz Fest und Radio
Die NPR-Sendung Beale Street Caravan aus Memphis wird vom Touristenbüro der Stadt Memphis (Convention and Visitor’s Center) gesponsort und auch von der Tennessee Arts Commission und Arts Memphis. Das wundert mich eigentlich ein bisschen, denn vor allem macht die Sendung Werbung für das Jazz Fest, von dem immer wieder Live-Mitschnitte die ganze Sendung bestreiten. Das New Orleans Jazz & Heritage Festival, wie es offiziell heißt, findet aber nun mal in New Orleans statt, dieses Jahr vom 27. April bis 6. Mai. Auch dieses Jahr wird es garantiert wieder sehr voll und sehr heiß: Die Menschen (auch viele Touristen) werden sich unter den wenigen vereinzelten Bäumen versammeln, louisianisches Essen essen und Bier trinken, und sie werden auf verschiedenen Bühnen und in Zelten am laufenden Band tolle Musik hören und dazu tanzen. Dieses Jahr auch dabei: Bruce Springsteen und die E Street Band und viele Musiker aus Louisiana.
Vorletzte Woche ging es im Beale Street Caravan um die Neville Brothers, die sich für die Jazz Feste 2008 und 2011 wieder zusammengefunden hatten. Es ist eine Rhythm & Blues-Band, bestehend aus den vier Brüdern Art, Charles, Aaron und Cyril Neville, die 1989 auch hierzulande mit „Yellow Moon“ einen Hit hatte. Die Nevilles sind neben den Marsalis die wohl bekannteste Musikerdynastie aus New Orleans. Auf ihrer Webseite heißt es „New Orleans’ First Family of Funk“; dort wird man auch mit „Yellow Moon“ begrüßt. Sie haben einzeln, zusammen oder als The Meters immer wieder Hits produziert. Eine Tochter, Charmaine Neville, erregte mit einem anklagenden Interview, das sie wenige Tage nach Katrina (am 5. September 2005) gab, nationales Aufsehen.
Ihr Onkel, Cyril Neville, der seitdem in Austin, Texas, lebt, schrieb in einem bewegenden Artikel darüber, „warum er nicht zurück nach New Orleans“ gehe. Das war im Dezember 2005. Im August 2007, nach seinem Konzert (mit Gaynielle Neville) im Garbáty in Berlin-Pankow, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und fragte ihn, ob er denn wirklich nicht zurückgehen wolle. Darauf meinte er: „Nein, da gibt es nichts für mich.“ In dem Artikel beklagt er die mangelnde Unterstützung der Stadt für ihre Musiker, von denen die wenigsten in New Orleans wirklich ihr Geld verdienen könnten. Ohne wirtschaftliche Gleichstellung, Eigentum und Steuersenkungen, wie sie das French Quarter bekomme, sehe er keine Zukunft für Afroamerikaner in der Stadt. Die betroffenen Viertel sollten eigene Tourismuskommissionen haben und eigene Hotels und Restaurants errichten können. Cyril Neville lebt immer noch in Austin, aber singen und musizieren tut er über New Orleans. Am 27. Oktober 2012 zusammen mit Devon Allman auch im Quasimodo in Berlin.
Dass New Orleans nicht gut für seine Musiker sorgt, sah man auch daran, dass Fats Domino, der große R & B-Musiker der 60er und 70er Jahre, zunächst in Katrina vermisst war, bevor er mehrere Tage später mit dem Hubschrauber evakuiert wurde. Der Produzent und Komponist Allen Toussaint verlor in dem Hurrikan sein Haus samt Steinway-Flügel und Instrumenten sowie seiner Bibliothek.
Hier habe ich eine ganz hoffnungsvolle Sendung entdeckt, die vor zwei Wochen im Bayrischen Rundfunk lief und die man hier hören kann: „New Orleans – Schwarz ist das Herz“. Ein wirklich interessanter Lagebericht mit wirklich groovender Musik. Kudos dem Journalisten Jonathan Fischer.
Samstag, 24. März 2012
Von Literatur und historischen Verwerfungen
Sonntag ist der letzte Tag des Tennessee Williams New Orleans Literary Festival, das seit Mittwoch läuft. Seminare, Lesungen, Veranstaltungen mit unzähligen Autoren aus den gesamten USA. Dabei ist auch eine junge afroamerikanische Autorin Gwen Thompkins, ursprünglich aus New Orleans, die sich wie so viele zuerst in der Tageszeitung New Orleans Times-Picayune ausprobierte, bevor sie Redakteurin und Ostafrikakorrespondentin für National Public Radio war. Vor kurzem habe ich von ihr eine Radiokolumne über politische Meinungsverschiedenheiten gehört. Der Eintritt zum Festival ist teuer geworden und es gibt unglaublich viele Vortragende und Vorträge. Morgen endet es mit dem bereits beschriebenen Stanley and Stella Shouting Contest.
Dieser Tage hörte ich auch noch über ein anderes Literaturfestival: Das Internationale Poesie-Festival Meridian Czernowitz, das vom 6. bis 9. September 2012 stattfindet und nach Paul Celans Büchnerpreisrede von 1960 benannt ist. Das ehemals habsburgische, dann rumänische, heute ukrainische Czernowitz war ja die Heimatstadt von Paul Celan, Rose Ausländer, Gregor von Rezzori und vielen anderen, und auch von Joseph Schmidt, dem Sänger von „Ein Lied geht um die Welt“. In den neunziger Jahren rückte die Stadt in dem Film Herr Zwilling und Frau Zuckermann auf den deutschsprachigen Radarschirm und seit 2005 können wir dorthin visafrei reisen.
Ich fühlte mich dort wie im falschen Film, eine historische Stadt mit den falschen Menschen. Doch seit damals beeindruckt es mich, wie man versucht, an die dort vergessene Vergangenheit anzuknüpfen, eben zum Beispiel mit diesem Festival. Die Teilnehmer kommen vor allem aus der Ukraine, Polen und deutschsprachigen Ländern. Es kommen auch Pierre Joris aus den USA und Hans-Michael Speier aus Berlin.
Ich fühlte mich dort wie im falschen Film, eine historische Stadt mit den falschen Menschen. Doch seit damals beeindruckt es mich, wie man versucht, an die dort vergessene Vergangenheit anzuknüpfen, eben zum Beispiel mit diesem Festival. Die Teilnehmer kommen vor allem aus der Ukraine, Polen und deutschsprachigen Ländern. Es kommen auch Pierre Joris aus den USA und Hans-Michael Speier aus Berlin.
Was das mit New Orleans zu tun hat? Hier Auszüge aus einem Exposé, das ich 2006 schrieb:
„Nach der Aufhebung der Visumpflicht für die Ukraine 2005 beschloss ich, von Krakau aus nach Tscherniwzy zu fahren, auf den Spuren von Paul Celan. In strömendem Regen stapfte ich durch die Straßen und suchte nach dem mythischen Czernowitz, nach Zipfeln seiner farbenreichen und schmerzlichen Geschichte. Doch ich fand, so schien es, nur Gebäude, Gedenktafeln, Grabsteine...
Kurz nach meiner Rückkehr Ende August 2005 kamen schlechte Nachrichten aus New Orleans: Hurrikanwarnung, Evakuation, Erleichterung, als Katrina an der Stadt vorbeizog, dann die gebrochenen Dämme, die Überflutung und Verwüstung, die Verzweiflung und Not der Flüchtlinge, die ausbleibende Hilfe.
Auf den ersten Blick scheinen Czernowitz/Tscherniwzy und New Orleans nichts gemeinsam zu haben. Die eine Stadt liegt auf dem eurasiatischen Kontinent, mit entsprechendem Klima und Vegetation, galt als vielsprachig und multikulturell und wechselte allein in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehrmals die nationale Zugehörigkeit, Kultur und Sprache. Die andere ist eine subtropische Hafen- und Touristenstadt am Golf von Mexiko, gilt als rein englischsprachig und gehört seit 1803 zu den USA. Die eine war die Hauptstadt eines Landes, in dem „Bücher und Menschen“ lebten und ist der Ursprungsort der „Todesfuge“; die andere ist bekannt als „the Big Easy“ und die Geburtsstätte des Jazz. Die eine gilt als „verschollene Stadt“; von der anderen meinen einige, daß sie nicht wieder aufgebaut werden sollte. Das Trauma, das die beiden Städte – um 60 Jahre versetzt – erlitten haben, ist nicht vergleichbar: Czernowitz wurde vom Zweiten Weltkrieg und von der Shoah heimgesucht und darin ausgelöscht. New Orleans versank in den menschengemachten Folgen des Hurrikans. Und doch gibt es Parallelen.
Vor der Katastrophe waren sowohl Czernowitz als auch New Orleans stolz auf ihre einzigartige „Persönlichkeit“ und Identität. Beide verstanden sich als Vorposten einer Kultur und als Hort der kulturellen Differenz: Czernowitz als mitteleuropäisch innerhalb von Osteuropa und New Orleans als karibisch/kreolisch in Nordamerika. Beide Städte waren multikulturell, fortschrittlich und emanzipiert in einem unterentwickelten traditionellen Umland. Und tatsächlich waren es Kulturstädte, in denen die Beschäftigung mit und die Ausübung von Kultur zum Alltag gehörten, in Form von Hochkultur, die genossen und geschätzt wurde, die aber auch Bestandteil der eigenen, gelebten, „ethnischen“ Kultur war. Widmete man sich in Czernowitz vor allem der Literatur, so lebte und atmete man in New Orleans Musik. Ihre jeweilige Katastrophe hatte eine dramatische Veränderung der Bevölkerungsstruktur zu Folge, die im Ergebnis ähnlich ist: Die jüdischen Bewohner von Czernowitz, die während des Zweiten Weltkriegs und der Shoah vertrieben bzw. vernichtet wurden, sind durch Ukrainer und Russen ersetzt worden, während in New Orleans mexikanische Tagelöhner die Arbeitsstellen der zuvor meist afroamerikanischen Arbeiter (oft Kreolen) übernommen haben, die wegen des Mangels an erschwinglichem Wohnraum und funktionierenden Schulen nicht aus der Evakuierung zurückkehren konnten. Dies sind aber genau die Bevölkerungsgruppen, deren kulturelle Ausdrucksformen (d.h. Literatur bzw. Musik) die Kultur und die Identität ihrer Städte und die Selbstwahrnehmung ihrer Bewohner besonders geprägt haben. Nach der Katastrophe haben beide Gruppen ihre Städte aus der Ferne besungen, beschrieben und beklagt. Jetzt scheinen sie beide nur noch als Legende, in der Erinnerung und in der Literatur oder Musik zu existieren: Das historische Czernowitz verschwand mit dem Zweiten Weltkrieg, so heißt es, und möglicherweise erleben wir gerade den Untergang von New Orleans."
So schrieb ich 2006. Vieles davon ist immer noch wahr, doch New Orleans lebt weiter, das weiß ich jetzt. Viele seiner Bewohner fehlen immer noch, aber es überlebt auch dank seiner Feste und Traditionen (Mardi Gras und auch das Tennessee Williams Festival wurden gleich 2006 wieder gefeiert) und dank seiner Kunst und Kultur. Czernowitz wünsche ich, dass es - auch durch dieses Festival - seine Seele, seine Vergangenheit wieder findet. Es ist auf einem guten Weg, glaube ich.
Montag, 14. November 2011
New Orleans Fringe Festival
Eigentlich ist New Orleans keine Theaterstadt, würde ich sagen. Ein paar Stücke und Einakter von Tennessee Williams spielen hier, unter anderem Endstation Sehnsucht und Die Glasmenagerie, und es ist ein beliebter Schauplatz für Filme (vor allem Krimis und Unheimliches), Literatur und Fantasyromane. Aber Theater?
Da gab es doch eigentlich nur Le Petit Théâtre du Vieux Carré (Das kleine Theater im French Quarter, seit 1916) und das Saenger Theatre, ein großes varietéartiges Haus, wo ich mal „The Fiddler on the Roof“ (Der Fiedler auf dem Dach) gesehen habe. Beide Theater wurden vom Hurrikan Katrina betroffen und sind derzeit geschlossen.
Diese Woche findet jedoch schon zum vierten Mal das New Orleans Fringe Festival statt, das Theater in die ganze Stadt bringen wird, vor allem in die Viertel Bywater und Marigny gleich beim French Quarter. An fünf Tagen, vom 16. bis 20. November 2011, treten 70 Theatergruppen auf. Am Wochenende sind Familientage, es finden Maskenumzüge statt, Kunst wird gezeigt, und es gibt die Aktion BYOV (Bring your own venue - Bring deinen eigenen Veranstaltungsort), bei der an ungewöhnlichen Orten Theater gespielt wird, wie zum Beispiel im Aquarium, im Zeitgeist-Kino, in einem Kampfsportstudio...
Zu gern würde ich New Orleans mal als Theaterstadt erleben.
Mittwoch, 9. November 2011
Words & Music: A Literary Feast
Gleich hinter der St. Louis Cathedral am Jackson Square im French Quarter, also drei Minuten vom Mississippi entfernt, befindet sich die „Piratengasse“, die Pirate’s Alley.
William Faulkner (1897-1962) stammte aus dem hübschen Städtchen Oxford im Bundesstaat Mississippi, Heimat von Ole Miss, der University of Mississippi. Oxford liegt ca. 580 km oder 5-6 Autostunden nördlich von New Orleans und wenn man einen Teil der Strecke auf dem Natchez Trace Parkway fährt, einer malerischen historischen Landstraße, dann dauert es natürlich noch länger. (Man könnte zum Beispiel bis Tupelo, Mississippi, fahren und sich das winzige Holzhäuschen ansehen, in dem Elvis Presley geboren und aufgewachsen ist. Westlich von Tupelo, verkehrsmäßig etwas abgeschnitten, liegt Oxford.)
1925 zog William Faulkner für einige Monate in die Piratengasse, verkehrte bei dem Schriftsteller Sherwood Anderson in den Pontalba Apartments gleich um die Ecke, der ihn ermunterte, Romane und über seine Heimat zu schreiben. So entstand sein erster Roman Soldier’s Pay (Soldatenlohn) sowie Sherwood Anderson and Other Famous Creoles gemeinsam mit William Spratling. Und dann verließ er New Orleans und wurde Nobelpreisträger.
William Faulkner (1897-1962) stammte aus dem hübschen Städtchen Oxford im Bundesstaat Mississippi, Heimat von Ole Miss, der University of Mississippi. Oxford liegt ca. 580 km oder 5-6 Autostunden nördlich von New Orleans und wenn man einen Teil der Strecke auf dem Natchez Trace Parkway fährt, einer malerischen historischen Landstraße, dann dauert es natürlich noch länger. (Man könnte zum Beispiel bis Tupelo, Mississippi, fahren und sich das winzige Holzhäuschen ansehen, in dem Elvis Presley geboren und aufgewachsen ist. Westlich von Tupelo, verkehrsmäßig etwas abgeschnitten, liegt Oxford.)
1925 zog William Faulkner für einige Monate in die Piratengasse, verkehrte bei dem Schriftsteller Sherwood Anderson in den Pontalba Apartments gleich um die Ecke, der ihn ermunterte, Romane und über seine Heimat zu schreiben. So entstand sein erster Roman Soldier’s Pay (Soldatenlohn) sowie Sherwood Anderson and Other Famous Creoles gemeinsam mit William Spratling. Und dann verließ er New Orleans und wurde Nobelpreisträger.
Viele Jahre später kauften die Schriftstellerin Rosemary James und ihr Mann Joe DiSalvo das Haus in der Piratengasse und eröffneten einen feinen kleinen Buchladen. Ihre Pirate’s Alley Faulkner Society organisiert seit den 90er Jahren das jährliche Festival Words & Music: A Literary Feast (ein literarisches Fest/Festschmaus). Es findet hauptsächlich im edlen Hotel Monteleone statt (an das mich hier noch ein Silberlöffelchen erinnert) und bedeutet fünf Tage voller Lesungen, Werkstätten, Theateraufführungen, einem Schreibwettbewerb für verschiedene Sparten, Musik und Tanz. Teilnehmen werden Andrei Codrescu und Rodger Kamenetz, bei denen ich u. a. studiert habe, weitere New Orleanser Größen wie Robert Olen Butler und John Biguenet und viele Autoren von anderswo. Die Gewinnerbeiträge des Wettbewerbs werden in der Zeitschrift The Double Dealer Redux veröffentlicht, die jährlich erscheint, neu gegründet nach dem Vorbild der gleichnamigen Zeitschrift der 20er Jahre, die zuerst Faulkner und Hemingway veröffentlichte.
Das Festival beginnt heute und dauert bis 13. November; heute bei 20 Grad mit etwas Regen. Liebe Kurzentschlossene, es ist ein FEST!
Donnerstag, 29. September 2011
Tennessee-Williams-Jahr?
In Berlin war dieses Jahr eine Art inoffizielles Tennessee-Williams-Jahr zum 100. Geburtstag des Dramatikers. Thomas Lanier Williams (1911-1983) wuchs in Columbus, Mississippi, auf—dem, was eigentlich mit dem „tiefen Süden“ gemeint ist. Er studierte in St. Louis, Missouri, und begann dort zu schreiben. Er nannte sich Tennessee, weil die Familie väterlicherseits von den ersten Pionieren dort abstammte und vermachte später sein Erbe an die Alma Mater seines Großvaters in Sewanee, Tennessee. Doch als er 1939 nach New Orleans kam, sollte ihn die Stadt nie mehr loslassen und wurde Schauplatz seiner bekanntesten Stücke. Hier blühte er auf, fand seine Stimme, begann seine Homosexualität offen zu leben, wurde weltberühmt.
Das English Theatre in Berlin zeigte im Frühjahr Summer and Smoke (Sommer und Rauch, 1948) mit der beeindruckenden Carrie Getman als Alma Winemiller, Tochter eines Pastors (wie auch TWs Großvater). Sie gab ganz passend die propere Debütantin und southern belle (Südstaatenschönheit), bei der es unter dem zarten Teint brodelt und deren Liebe nicht stattfinden kann, weil der lebensfreudige Dandy ihr nichts entgegenzusetzen hat (und ein bisschen galt das auch für die Inszenierung).
In New Orleans ist übrigens jedes Jahr Tennessee-Williams-Jahr. Seit 1987 findet Ende März immer das Tennessee Williams Literary Festival im French Quarter statt, mit Lesungen, Vorträgen, Theater und verschiedenen Wettbewerben: Der Lyrik-Wettbewerb für das nächste Jahr ist schon geschlossen, aber für Belletristik und Einakter sind Einreichungen noch bis zum 15. bzw. 1. November möglich. Es winkt die VIP-Teilnahme am nächsten Festival (21. bis 25. März 2012), Flug, Übernachtung im French Quarter...
Das English Theatre in Berlin zeigte im Frühjahr Summer and Smoke (Sommer und Rauch, 1948) mit der beeindruckenden Carrie Getman als Alma Winemiller, Tochter eines Pastors (wie auch TWs Großvater). Sie gab ganz passend die propere Debütantin und southern belle (Südstaatenschönheit), bei der es unter dem zarten Teint brodelt und deren Liebe nicht stattfinden kann, weil der lebensfreudige Dandy ihr nichts entgegenzusetzen hat (und ein bisschen galt das auch für die Inszenierung).
Im Berliner Ensemble lief Endstation Sehnsucht (A Streetcar Named Desire, 1947) in der Regie von Thomas Langhoff, die Geschichte zwischen Blanche und Schwager Stanley und ihrer jüngeren Schwester Stella. Es spielte Dagmar Manzel, die für meine Begriffe zu viel „manzelt“. Vages New-Orleans-Gefühl mit einer kleinen Band, aber das Ganze irgendwie bemüht, unglaubwürdig, seltsam unberührend.
Und dann war da noch Die Glasmenagerie (The Glass Menagerie, 1944) im Maxim-Gorki-Theater, in der Inszenierung von Milan Peschel, wo sich eine tragische Konstellation aus Bruder, behinderter Schwester, neurotischer Mutter in purem Slapstick, Klamauk und Siebziger-Jahre-Design auflöste.
Die Stücke und ihre Figuren sind verschroben, schmerzlich und zutiefst wahr. Vor allem die intensiven Frauenfiguren haben eine Dringlichkeit, einen existentiellen Schmerz, der sie an den männlichen Figuren scheitern lässt. Und auch New Orleans, das sonst meist für Ausschweifungen und Frohsinn steht, ist in diesen und anderen Stücken von Tennessee Williams eine weltschmerzende Dame.
Doch zeigen uns die deutschen Aufführungen nicht, was uns der Dichter heute und hier zu sagen hat. Dabei gibt es noch immer Frauen und Männer, die mit sich, mit einander, mit der Welt kämpfen. Und New Orleans, wo Endstation Sehnsucht und Die Glasmenagerie spielen, ist in den letzten Jahren auf besondere Weise ins Bewusstsein der Welt gerückt. Eine gut gemeinte und doch halbherzige Hommage?
Doch zeigen uns die deutschen Aufführungen nicht, was uns der Dichter heute und hier zu sagen hat. Dabei gibt es noch immer Frauen und Männer, die mit sich, mit einander, mit der Welt kämpfen. Und New Orleans, wo Endstation Sehnsucht und Die Glasmenagerie spielen, ist in den letzten Jahren auf besondere Weise ins Bewusstsein der Welt gerückt. Eine gut gemeinte und doch halbherzige Hommage?
In New Orleans ist übrigens jedes Jahr Tennessee-Williams-Jahr. Seit 1987 findet Ende März immer das Tennessee Williams Literary Festival im French Quarter statt, mit Lesungen, Vorträgen, Theater und verschiedenen Wettbewerben: Der Lyrik-Wettbewerb für das nächste Jahr ist schon geschlossen, aber für Belletristik und Einakter sind Einreichungen noch bis zum 15. bzw. 1. November möglich. Es winkt die VIP-Teilnahme am nächsten Festival (21. bis 25. März 2012), Flug, Übernachtung im French Quarter...
Samstag, 10. September 2011
New Orleans Seafood Festival
In New Orleans findet übrigens dieses Wochenende zum fünften Mal das Seafood Festival statt, wo viele bekannte Restaurants ihr Essen anbieten und renommierte Köche schaukochen. Dann kann man natürlich auch Tinnef und Kunsthandwerk erwerben und zur Live-Musik tanzen, u.a. zu Trompeter Kermit Ruffins und Band und der U.S. Navy Jazz Band. Dieses Jahr geht es bei dem Festival vor allem darum, den Leuten zu zeigen, dass nach der BP-Ölkatastrophe im letzten Jahr die Meeresfrüchte wieder „schmackhaft und ölfrei“ sind, wenn auch teurer als vorher. Das Festival wurde übrigens zum gleichen Zweck nach Hurrikan Katrina ins Leben gerufen. Könnte man sagen, dass es in New Orleans viele Festivals gibt? You bet (Na logo)!
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