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Montag, 7. September 2015

10 Jahre nach Katrina

Wie ein Hurrikan sind die Katrina-Erinnerungsartikel, -filme und andere Beiträge über uns hinweggezogen. Aus der Flut möchte ich zwei Sendungen empfehlen, die mich berührt haben. Auf Arte noch ein paar Tage lang zu sehen ist ein sehr aktueller Dokumentarfilm Only New Orleans, in dem es um damals und heute geht. Es kommen viele Musiker zu Wort, u.a. auch Davis Rogan, das Vorbild für die von Steve Zahn gespielte Rolle des Davis McAlary in der Serie Treme, Irma Thomas, Familienmitglieder der Andrews/Hill-Dynastie, von denen Trombone Shorty vielleicht der bekannteste und kommerziell erfolgreichste ist, und -- wie immer der vollendete Gentleman -- der große Allen Toussaint, der berichtet, dass die Zeit nach Katrina ihm auch Chancen eröffnet hat. Vom Mann hinter den Kulissen, dem Komponisten und Produzenten, hat er sich nämlich zum Performer entwickelt, der auch selbst mit seinen Liedern auftritt. Gezeigt werden übrigens auch Bilder aus der Ninth Ward, u.a. des Make It Right NOLA-Projekts von Brad Pitt, über das ich kürzlich gelesen habe, dass viele der Entwürfe doch nicht gebaut wurden, weil sie zu teuer waren und das erforderliche Geld nicht aufgetrieben werden konnte. Aber das Viertel wiederbelebt und aufgewertet hat das Projekt allemal. Der Film wurde erst in diesem Sommer fertiggestellt. Ich kenne den Ausspruch übrigens als "Only in New Orleans".
Dann habe ich auf NPR noch eine Folge von This American Life gehört, Nr. 565, Lower 9 +10. Darin geht es um die völlig zerstörte und weggeschwemmte Lower Ninth Ward, deren Bilder damals um die Welt gingen. Thematisiert wird, dass die Bewohner sich dagegen verwahrt haben, dass die Reisebusse zum Gaffen durch ihr Viertel fuhren, und es geht um alte und neue Bewohner, z.B. einen Postangestellten, der ein Cafe mit Kopierladen und anderen Dingen eröffnet hat, um das Viertel wieder zu beleben, um das Ringen einer zugezogenen jungen weißen Familie um Akzeptanz, um Anklänge an einen früheren Hurrikan von 1927, bei dem auch ein Viertel geopfert wurde, um die Innenstadt zu retten. Für mich am beeindruckendsten war die letzte kleine Geschichte um einen jungen Mann, der damals 23 war und seitdem versucht hat, seinen besten Freund von damals wiederzufinden, Samuel, von dem er hofft, dass er noch lebt. Wie durch ein Wunder bringen die Radioleute die beiden per Telefon wieder zusammen. Beide sind sehr bewegt, beide hatten gehofft und nacheinander gesucht, und man hört die alte Vertrautheit und Zuneigung in ihren Stimmen. In ihrer Sprache aber hört man auch die Welten, die sich inzwischen zwischen ihnen aufgetan haben. Der eine ist in New Orleans geblieben und klingt wie jemand von der Straße, und der andere lebt nach einer Odyssee in einem anderen Bundesstaat und hört sich sehr erwachsen und gebildet an. Auch das hat also der Hurrikan gemacht. Verlinkt ist auch eine frühere Sendung, die vor zehn Jahren gleich nach dem Unglück aufgenommen und gesendet wurde.

Mittwoch, 13. März 2013

Mississippi

Im ARD-Fernsehen lief am Montag der erste Teil des Zweiteilers Mississippi, genauer gesagt Der wilde Norden, den man sich diese Woche noch in der Mediathek ansehen kann, siehe hier. Am nächsten Montag läuft Teil 2, Die große Flut.
Auf der Webseite gibt es auch Verweise auf den Film Mississippi -- Eine amerikanische Legende, der schon im Januar im SWR lief, sowie auf den Beitrag Nostalgiefahrt auf dem Mississippi im Deutschlandfunk, allerdings schon vom letzten Sommer, aber doch interessant zu lesen. Letzten Freitag lief im Hessischen Rundfunk der Beitrag New Orleans: von schwarzen Indianern und weißer Magie.

Freitag, 17. August 2012

Im Radio

Ende des Monats jährt sich der Hurrikan Katrina mit nachfolgender Überflutung zum siebenten Mal und auch NPR wird wohl wieder darüber berichten, vielleicht auch, wie jedes Jahr, dieselbe Familie in New Orleans anrufen, um zu sehen, wie es so steht.
Anfang dieser Woche gab es auch einige kleine Berichte aus New Orleans:
& Tell Me More sprach mit der Autorin und Journalistin Gwen Thompkins, die seit einiger Zeit für den lokalen NPR-Sender eine neue Sendung macht, Music Inside Out (Musik in- und auswändig). Dafür interviewt sie Musikmenschen aus Louisiana: Musiker, Autoren, Komponisten, Produzenten usw. Dabei waren bisher Irma Thomas, Allen Toussaint und die Opernsängerin Givonna Joseph mit der Opéra Créole. Das vollständige Interview findet sich hier
Bei der Gelegenheit habe ich noch ein ganz neue NPR-Sendung in New Orleans entdeckt: Out to Lunch (Zu Tisch), wo ein Finanzprofessor der Tulane University neue Unternehmer im Commander’s Palace zum Mittagessen trifft, darunter jemanden, der für seine Kunden in Houston, Texas, bei IKEA einkauft und die Möbel auch zusammenbaut (Bluebag), einen Fitnessguru und das Geschäft The Occasional Wife (Die gelegentliche Ehefrau), die man anheuern kann, damit sie den Haushalt und das Familienleben organisiert.
& Marketplace berichtete, dass der Posaunist Stafford Agee von der Rebirth Brass Band seit einem halben Jahr auch Blasinstrumente repariert, in seiner Firma Rebirth Instrument Repair. Er erzählt, dass das besonders für die Schüler in den Schulorchestern wichtig ist, weil ein gut funktionierendes Instrument ihre Motivation erhöht. Das erinnert mich an den jungen Musiker Dinerall Shavers, (2007 erschossen; ich habe hier über ihn geschrieben), der meinte, dass man, wenn man ein Instrument in der Hand hat, keine Waffe in der Hand haben kann. Es ist sozusagen Stafford Agees Flügelschlag des Schmetterlings. Abends steht er weiterhin mit der wohl beliebtesten Band der Stadt auf der Bühne. Das Unternehmen finanziert sich zu einem Teil aus Spenden. Das Gespräch ist hier.
& Noch einmal auf Tell Me More ging es um den Botanischen Garten von New Orleans, der sich im City Park befindet und natürlich in den Fluten auch verwüstet wurde. Der Direktor Paul Soniat, der einer alten New Orleanser Familie entstammt, spricht über die große Hilfsbereitschaft, die dem Botanischen Garten einen Neuanfang ermöglichte. Die Interviewerin fragt den Direktor auch noch über sein Hobby, das Musikmachen, und schließlich wird sein bekanntestes Stück, Below the Waterline, eingespielt, das in Folge von Katrina entstand. Nur in New Orleans, oder? Das Gespräch ist hier.

Montag, 27. Februar 2012

Ein Montagmorgen auf NPR Berlin

Für alle, die es noch nicht wissen, National Public Radio hat seit einigen Jahren einen eigenen Sender in Berlin auf 104,1 und produziert auch einige kleine Berlin-spezifische Segmente, die ich persönlich meistens nicht so reizvoll finde. Aber es hat die meisten anderen tollen Programme, die ich schon in den USA über Jahre hinweg an verschiedenen Orten liebte: Fresh Air, All Things Considered usw.
Der heutige Morgen war auf NPR Berlin besonders New-Orleans-intensiv. Zuerst lief eine Wiederholung der Sendung State of the Re:Union - New Orleans: The Big Easy vom Herbst. Darin ging es um Bürgerinitiativen gegen die hohe Kriminalität nach Hurrikan Katrina, um die jungen zugewanderten Helfer und das Anwachsen der Latinobevölkerung nach Katrina und die dort entstandene Hiphop-Richtung Bounce und viele andere Dinge. Auf der Webseite kann man sich die Sendung anhören und findet viele andere Quellen und Links.
Danach lief Ira Glass' This American Life, heute unter dem Titel "Held Hostage" (In Geiselhaft). Darin kamen auch einige Hausbesitzer in New Orleans vor, die irgendein Verrückter mit selbst gefälschten gerichtlichen Dokumenten immer wieder aus ihren Häusern drängen wollte, so dass sie ständig ihr Recht einklagen mussten.
Anschließend lief Le Show von Harry Shearer, der manchmal auch aus New Orleans sendet und immer wieder auf seinen preisgekrönten Film The Big Uneasy aufmerksam macht, in dem er die mangelhafte Arbeit des für die Deiche zuständigen Army Corps of Engineers anprangert. Eine Sendung, wie sie bei uns unmöglich wäre, weil sie nur aus dem meist satirischen Monolog des Moderators und gelegentlichen Dialogen mit verstellten Stimmen besteht. Heute gratulierte Harry Shearer dem New Orleanser Autor Lolis Eric Elie zum Erhalt des 43. NAACP Image Awards in der Kategorie "Outstanding Writing in a Dramatic Series" (Hervorragendes Skript für eine dramatische Fernsehserie) für seine Mitarbeit an Treme. Der NAACP ist die National Association for the Advancement of Colored People, die seit 1909 bestehende Bürgerrechtsorganisation, die vor allem Afroamerikaner fördert und eigentlich nur noch in der Abkürzung benannt wird, da die Bezeichnung "colored people" heute überholt und unangemessen ist. Zu meiner Zeit war Lolis Eric Elie noch ein junger Kolumnist bei der New Orleans Times-Picayune. Jetzt gibt es von ihm Bücher, einen Dokumentarfilm über das Faubourg Treme, und das Journalismus-Institut der New Yorker Columbia University ernannte ihn zum Alumnus of the Year.
Eine Sendung vermisse ich hier in Berlin ganz besonders: American Routes, die von dem New Orleanser NPR-Sender WWNO produziert wird. Hiermit lege ich NPR Berlin diese tolle Musiksendung mit und von dem Ethnomusikologen Nick Spitzer wieder einmal ans Herz. Ich werde auch ganz bald wieder etwas spenden...