Dienstag, 29. November 2011

Johanna von (New) Orléans

Im French Quarter, unweit des Jackson Square, wo sich die Decatur Street mit der North Peters Street gabelt, ist ein kleiner dreieckiger Platz, auf dem eine Statue der Jeanne d’Arc steht. Der Platz heißt wohl Place de France, und die Statue war 1958 ein Geschenk des französischen Volkes (zum Vergleich: Die New Yorker haben die Freiheitsstatue bekommen und wir Berliner einen bizarren 124,5°-Bogen am Tauentzien).
Die Verbindung zu New Orleans besteht einerseits durch den Namen, (New) Orleans oder auf Französisch La Nouvelle Orléans, und andererseits darin, dass ja Johanna von Orléans gegen die Engländer kämpfte, so wie Andrew Jackson und die Amerikaner gegen die Invasion der Briten am 8. Januar 1815 in der Schlacht von New Orleans.
Seit 2008 gibt es eine Krewe de Jeanne d'Arc, d.h. einen Karnevalsverein, in New Orleans, der auch an die historische Nähe zu Frankreich erinnern will. Laut der Krewe ist die Heilige Johanna die inoffizielle Schutzpatronin der Stadt, und wie es sich so fügt, ist ihr Geburtstag am 6. Januar, Epiphanias, Twelfth Night (dem Weihnachtszwölften) oder Dreikönigstag, dem Tag, an dem in New Orleans offiziell die Karnevalssaison beginnt und der bis vor kurzem noch paradefrei war, denn jetzt findet natürlich die Joan of Arc Parade an dem Tag statt. 
Zur Prinzessin des Umzugs wird eine Jungfrau von Orléans (Maid of Orleans) gekürt. Man trägt Kostüme der damaligen Zeit und manchmal auch Pferde. Natürlich sind die meisten Mitglieder Frauen und meine Freundin Lil ist eine davon (auf diesem Blog im lila Gewand). Aber in einem kürzlichen Facebook-Eintrag las ich: „We have found our 8 monk bouncers...“ (Wir haben unsere acht Türstehermönche gefunden...)
An dem hübschen kleinen Platz befinden sich übrigens einige nette Geschäfte. Seit meinem ersten Aufenthalt 1990 liebte ich Kaldi’s Coffee Museum, ein zweistöckiges Café im damals noch ganz neuen Latte-Stil, das leider vor ein paar Jahren geschlossen hat. Und zu Füßen von Johanna habe ich damals auch meine ersten New Orleanser Punks gesehen. So touristisch es nämlich ist, das French Quarter ist auch Heimat für Künstler, Lebenskünstler, Alternative - und eine militante Jungfrau...

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