Donnerstag, 15. September 2011

In memoriam Wardell Quezergue (12. März 1930 - 6. September 2011)

Vergangene Woche starb der „kreolische Beethoven“: der Arrangeur, Produzent, Bandleader und Komponist Wardell Quezergue. Für New Orleanser Musiker war er wie Beethoven, weil sich bei ihm alles „groß“ anhörte, so auch seine typischen, synkopierten Hornarrangements der sechziger und siebziger Jahre. Für den Musikethnologen Nick Spitzer ist seine Musik eine „Enzyklopädie des Sounds von New Orleans“.
Aufgewachsen in der 7th Ward; beide Eltern spielten Instrumente und auch seine älteren Brüder waren Jazzmusiker. Das klingt recht typisch für einen kreolischen Musiker aus New Orleans, und so kommt es, dass die Musik in der Stadt wirklich allgegenwärtig ist.
Wardell Quezergue sagte: „Wenn ich etwas höre, fange ich gleich an, es zu arrangieren.“ Er arbeitete mit lokalen Größen wie Professor Longhair, Fats Domino, Dr. John, Smoky Johnson zusammen, aber auch mit Stevie Wonder, Paul Simon, den Temptations... Zu seinen bekanntesten Hits gehören „Iko Iko“ von den Dixie Cups (der New-Orleans-Klassiker!), „Mr. Big Stuff“ von Jean Smith und „Big Chief“ von Professor Longhair. 
Im Jahr 2000 komponierte er A Creole Mass (Eine kreolische Messe) und löste damit ein Versprechen aus dem Jahr 1951 ein. Es ist ein freudiges und festliches Gebet, ein Dank für sein wunderbares Überleben im Koreakrieg. Während seiner Stationierung in Japan lernte er auch seine Frau Yoshi Tamaki kennen, die auch in diesem Jahr verstorben ist.
Im Hurrikan Katrina 2005 verlor Wardell Quezergue fast alles, darunter auch seine umfangreiche Notensammlung. 2006 gab es deshalb Benefizkonzerte für ihn. 2009 erhielt er einen Ehrendoktortitel von der Loyola University in New Orleans für seine Förderung von Musikern, besonders auch am Anfang ihrer Karriere. Ebenfalls 2009 wurde am Lincoln Center of Performing Arts in New York ein Hommagekonzert mit bekannten Musikern für ihn gespielt, das er auch selbst dirigierte. Noch im August 2011 arbeitete er an neuen Projekten.
Nachrufe finden sich auch auf der Seite des Radiosenders WWOZ und im britischen Telegraph, mit schönen Fotos. Zuerst über ihn erfahren habe ich natürlich auf NPR.
Noch nie von ihm gehört? Ja, Wardell Quezergue blieb lieber im Hintergrund und bewirkte dort vieles für viele Musiker. Umso mehr, dachte ich mir, gebührt ihm hier dieser winzige Moment im Rampenlicht. 

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