Mittwoch, 12. Oktober 2011

Oktoberfest in New Orleans

Dieses und nächstes Wochenende richtet das Deutsche Haus. The German Presence in New Orleans sein Oktoberfest aus, dieses Mal in dem westlichen Vorort Kenner. Dort gibt es natürlich Bier, Sauerkraut, Bratwurst, Kartoffelsalat und andere typische Köstlichkeiten (oder muss es heißen „köstliche Typischkeiten“?). Außerdem "live Polka and oompah music, and the now-famous German chicken dance", d.h. live Polka- und Umptata-Musik und der jetzt berühmte Ententanz. 
Ja, das Bild der deutschen Kultur in den USA hat mir schon immer großes Unwohlsein verursacht. Im Mittelwesten ist ja die deutsche Präsenz viel stärker, in St. Louis (Missouri), Chicago (Illinois), Cincinnati (Ohio). Dort kommen auch die deutschsprachigen Zeitungen voller Nazimief her, die noch nicht mitbekommen haben, dass das jetzt hier zum Glück ein anderes Land ist. Deutsche Kultur in den USA ist vor allem bayrisch und sehr konservativ.
Glücklicherweise gibt es noch die Goethe-Institute, die gerade die moderne deutsche Kultur vermitteln. In Cincinnati bemühte man sich zum Beispiel, die sozial schwache (und vorwiegend schwarze) Bevölkerung des angrenzenden Viertels "Over the Rhine" (Über den Rhein) in die Arbeit des Goethe-Instituts einzubinden. Aber ach, Cincinnati wurde geschlossen; das Goethe-Institut in Houston, Texas, wo ich Thomas Brussig kennen gelernt habe, auch, St. Louis usw. Gerade in St. Louis gibt es aber wiederum ein herausragendes Deutsch-Institut an der Washington University und eine spektakuläre Expressionismussammlung im Kunstmuseum.
Die kleine deutsche Gemeinde in New Orleans ist sicherlich harmlos. Ich erinnere mich an ein Oktoberfest in den neunziger Jahren im Washington Square Park im Marigny, das schon durch den malerischen, mit hohen Bäumen bestandenen Platz und die lauen Abende traumhaft war. In den letzten Jahren fand es wohl im Deutschen Haus selbst in Mid-City statt. Dieses Haus (seit 1928) musste jetzt geräumt werden, da das gesamte Gebiet (auch eins mit Geschichte) zugunsten eines riesigen und äußerst umstrittenen Krankenhausprojekts abgerissen wird. Insofern hat es auch eine gewisse Brisanz. Deshalb, trotz Männerdiskutierklub und "Saengerchor": Happy Oktoberfest, New Orleans!

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