Dienstag, 5. Juni 2012

New Orleanser Institutionen

Gestern fand auf dem Parkplatz vor dem Rock ‚n’ Bowl in Mid City eine Kundgebung zur Rettung der Times-Picayune statt. Der Autor Michael Tisserand und die Gründerin der Louisiana Bucket Brigade (einer Umweltorganisation) Anne Rolfe hatten geladen und es kamen ungefähr 300 Menschen. Es spielten der Liedermacher Alex McMurray, der große Komponist und Pianist Allen Toussaint, der Trompeter Kermit Ruffins und einige andere. Einige ehemalige und aktuelle Mitarbeiter der Times-Picayune kamen auch, von denen einige durch einen Blogeintrag in der New York Times von ihrer bevorstehenden Entlassung erfahren hatten. Der Schriftsteller Rodger Kamenetz hatte letzte Woche auf Facebook die Gründung einer neuen Zeitung vorgeschlagen, denn er befürchtet, dass die Times-Picayune, selbst wenn sie erhalten bliebe, möglicherweise kommerzieller und konservativer werden würden. Die Aktivisten sagen den Besitzern einen langen und heißen Sommer voraus. Es werden bereits T-Shirts gedruckt, eines trägt die Aufschrift: The Some-Times Picayune (Wortspiel: die Manchmal-Picayune).
Auch der Besitzer des Rock ‚n’ Bowl John Blancher war da und tanzte mit der Menge. Das Rock ‚n’ Bowl ist seit 1988 eine Institution in New Orleans, geht aber schon auf Anfänge von 1941 zurück. Es ist nicht besonders günstig gelegen (nur mit dem Auto erreichbar), aber dort gibt es neben den Bowling-Bahnen Musikkonzerte von richtig guten Bands. Das ist natürlich nichts für die ganz verbissenen Bowler, aber es macht Spaß! John Blancher meinte, dass die Times-Picayune gerade auch für Geschäftsleute in der Stadt eine wichtige Funktion habe. Nach einem Artikel über das Rock n’ Bowl 1989 war die Auslastung des Ladens von 60 auf 600 Spiele an einem Wochenende hochgeschnellt. Gestern gab es, soweit ich ersehen konnte, kein Programm im Rock ‚n’ Bowl, sonst wären viele der Demonstranten sicher gleich dageblieben.
Die Times-Picayune hat jetzt in kurzer Folge das Layout ihrer Webseite verändert und ist für mich fast unlesbar geworden. Auch über die aktuellen Aktivitäten und Proteste wird nicht berichtet. Dafür gibt es ein anderes heiß geliebtes Blatt, der Gambit Weekly, eine wöchentliche, früher kostenlose (jetzt vielleicht auch noch?) Programmzeitung, die schon immer lokaler, unkonventioneller und witziger war und auf der Webseite regelmäßig über die Querelen um die Times-Picayune berichtet. Noch ist zu dem Thema nämlich nicht alles gesagt.

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