Samstag, 2. März 2013

Ein gewichtiges Problem

Im Moment übersetze ich gerade die autobiografische Erzählung einer New Yorker Mutter, die berichtet, wie sie ihre adipöse Siebenjährige auf Diät setzte, weil nichts anderes half -- über den zähen und nervenaufreibenden Kampf und die Hürden, die sich ihr in den Weg stellten. Als Übersetzerin darf ich natürlich eigentlich keine Meinung haben, aber ich glaube, und sie schreibt es auch selbst, dass Ihr angespanntes Verhältnis zum Essen und zu ihrem Körper sicher auch zu der Situation ihrer Tochter beigetragen hat. Dass aber so ein Buch überhaupt geschrieben wird, liegt daran, dass es mehr als nur ein persönliches Problem ist.
Meine Autorin hält übrigens nichts von Bewegung per se und schon gar nicht fürs Abnehmen. Sie zitiert auch einen Ernährungsprofessor, Eric Ravussin, der mit seinen Forschungen ihre Theorie zu unterstützen scheint. Eric Ravussin ist, wie der Zufall es so will, Mitarbeiter und Direktor der Abteilung für Diabetes und Metabolismus am Pennington Biomedical Research Center an der Perkins Road in Baton Rouge, wo ich viele Jahre lang mit dem Auto dran vorbeigefahren bin.
Dann dachte ich mir, ich müsste doch mal nachschauen, wo denn Louisiana bei den Fettleibigkeitsraten steht. Es ist ja bekannt, dass es in den USA inzwischen als Epidemie bezeichnet wird. Hier ein paar Zahlen. 35,7% Prozent der US-Amerikaner sind adipös, wobei der Anteil unter nichthispanischen Schwarzen mit 49,5% am höchsten ist. Die Südstaaten sind am meisten betroffen, aber auch Teile des Mittelwestens, während es im Südwesten und in Neuengland ganz gut aussieht. Karten und mehr Zahlen von den Centers of Disease Control und Prevention hier. Bei den Statistiken für adipöse Kinder zeigt sich eine besondere Häufung unter einkommensschwachen Familien auch in Kalifornien, den Carolinas, Kentucky und unter einigen Indianervölkern. Gleichzeitig ließ sich aber einer kleiner Abfall der Rate unter Kindern feststellen. Hier.
Louisiana ist stolz auf seine Esskultur, die allerdings auch recht gehaltvoll ist. Es ist der fünftdickste Staat der USA: 64,9% der Erwachsenen sind übergewichtig oder adipös. Seit 1990 hat der Prozentsatz um 135% zugenommen. Übrigens hat auch in Deutschland inzwischen fast jeder zweite Übergewicht, jeder sechste ist fettsüchtig (hier). In Österreich sind mehr als die Hälfte der Männer übergewichtig (55%), davon 13% adipös; bei den Frauen sind es etwa 30%, davon ebenfalls 13% adipös; bei Schulkindern sind 11% übergewichtig, davon 8% stark, hier. Auch in der Schweiz sind 30% der Bevölkerung übergewichtig und jedes 5. Kind, hier. Neben den USA bringen übrigens auch Ägypten und Teile der Pazifikinseln ordentlich etwas auf die Waage.
First Lady Michelle Obama versucht ja mit ihrer Let's Move-Kampagne gegen Adipositas bei Kindern vorzugehen, weil sie Sport für hilfreich hält. Ob dieses Video hier tatsächlich hilft, weiß ich nicht, aber ich finde es sehr amüsant. Michelle Obama und Talk-Show-Gastgeber Jimmy Fallon tanzen The Evolution of Mom Dancing (Die Evolution des Mutti-Tanzens), hier (Es ist das mittlere Video, die vorgeführten Tanzschritte tragen Namen).
Letzten Sonntag war übrigens der Rock 'n' Roll New Orleans Half Marathon bei mäßig warmem Wetter (12-15 Grad, Sonnenschein). Gewonnen hat die Äthiopierin Meseret Defar (hier), die natürlich wie die meisten Marathonläufer sehr drahtig ist. Zum Glück ist New Orleans (im Gegensatz zu Berlin) wirklich wirklich platt; es gibt an dem Sonntag nicht so viel Verkehr, allerdings auch nur wenig Publikum. Als Zuschauerin erinnere ich mich an die entspannte, freundliche Atmosphäre bei weichem Wetter und daran, dass auch ältere, auch dickere Läufer/innen, denen es schwerfiel, ihr Bestes gaben. Bravo!

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