Dienstag, 22. Mai 2012

Hinter Gittern

Die New Orleans Times-Picayune veröffentlicht zur Zeit eine Serie über das Gefängnissystem in Louisiana. Der erste Beitrag, am Sonntag vor einer Woche, begann gleich mit ein paar schockierenden Fakten, hier wörtlich von mir übersetzt:
„Louisiana ist die Gefängnishauptstadt der Welt. Der Bundesstaat hält mehr seiner Einwohner pro Kopf im Gefängnis fest als alle anderen Bundesstaaten der USA. Erster in den USA bedeutet erster auf der Welt. Louisianas Häftlingsrate ist fast drei Mal so hoch wie die im Iran, sieben Mal so hoch wie in China und 10 Mal so hoch wie in Deutschland.“
Der Grund dafür, so die Journalistin Cindy Chang, ist die Kommerzialisierung des Gefängnissystems, das in Louisiana 182 Millionen Dollar wert ist. Das heißt, wenn die Gefängnisse nicht immer gut gefüllt sind, dann geht diese Industrie Bankrott. In Louisiana sind noch dazu einige der Gefängnisbetreiber in abgelegenen Landkreisen (parishes) zugleich Sheriffs und sorgen dafür, dass sie und ihre Kollegen immer gut besetzt sind. Und dank einer starken Gefängnislobby werden auch keine Gefängnisreformen durchgeführt.
Ich hatte letzte Woche Besuch von meinem Cousin und Familie aus St. Louis im Bundesstaat Missouri (11 Stunden nördlich von New Orleans) und sprach mit ihm über diesen Beitrag. Er fragte mich, warum die Kriminalität in den USA denn wohl so viel höher sei als hier (wo er sich auch wirklich sehr sicher fühlte). Als ich ihm sagte, dass ich einen direkten Zusammenhang zwischen der Legalisierung von Waffen und der Kriminalität sehe, war er überrascht, denn auch er hat Schusswaffen und führt sich dadurch in seinem Haus in einer sozial schwachen Gegend sicherer. Er ist wirklich keine Ausnahme.
Der Beitrag in der Times-Picayune ist nur der Anfang einer längeren Serie und einige Artikel wurden bereits von anderen Medien im Lande übernommen. Vielleicht, und ich glaube fest daran, bewirkt er etwas.

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