Freitag, 10. Mai 2013

Bonnie und Clyde in Donaldsonville

Seit ein paar Tagen ist die Railroad Avenue in Donaldsonville für Filmaufnahmen gesperrt: Sony Productions dreht eine zweiteilige Miniserie, The Story of Bonnie und Clyde, die auf A & E, Lifetime und History gesendet werden soll. Es spielen Emile Hirsch und Holliday Grainger in den Hauptrollen (nachdem Hilary Duff schwanger geworden war, angeblich 100.000 Dollar Ablöse erhalten und sich die ursprüngliche Bonnie, Faye Dunaway, über sie lustig gemacht hatte). In Nebenrollen spielen William Hurt und Holly Hunter. Es soll auch in St. Gabriel, Port Allen und St. Francisville gedreht werden.
Donaldsonville, unweit der Sunshine Bridge über den Mississippi, ist ein Städtchen an der River Road zwischen Baton Rouge und New Orleans gelegen (in der sogenannten Cancer Alley in den River Parishes, wo wegen der vielen petrochemischen Fabriken die Krebsrate besonders hoch ist). Auch Donaldsonville hat eine Chemiefabrik, einen Golfplatz und seit ein paar Jahren einen Riverwalk, ein befestigtes Stück Uferpromenade mit Bänken und Laternen und Blick auf den Mississippi, wo man sich früher durch wildwachsende Bäume und Dickicht und Unkraut den Weg an den Fluss bahnen musste. Es leben etwa 7.600 Einwohner in der Stadt, meist verstreut, sehr viele davon sind Afroamerikaner.
Das Besondere an Donaldsonville ist, dass es dort nicht nur viel Geschichte sondern auch ein winziges historisches Stadtzentrum gibt, eben entlang der Railroad Avenue, die den früheren Bahnhof mit der River Road verbindet. Es gibt ein historisches Gerichtsgebäude (die Stadt war von 1830-31 Louisianas Hauptstadt), alte Läden und Restaurants, von denen viele jetzt geschlossen sind, aber The Grapevine, das im Jahr 2001 eröffnet wurde, scheint zu florieren (mir hat es jedenfalls im Herbst dort geschmeckt).
Unweit vom Zentrum steht auch die riesige katholische Kirche. An einem Ende der Railroad Avenue gibt es einen kleinen jüdischen Friedhof, die Synagoge überlebt als Handwerkermarkt und das traditionelle Lehman Kaufhaus fungiert seit Jahren als Touristenzentrum und Museum, ist aber immer geschlossen, wenn ich da bin. Ein paar Straßen weiter gibt es jetzt auch ein kleines River Road African American Museum. Mary Gehmans Verlag Margaret Media ist hier angesiedelt und seit einiger Zeit veranstaltet sie eine wöchentliche Talenteshow, die jetzt gerade Pause macht.
Hier fand also am Dienstag Abend eine wilde Filmschießerei statt, die man bei einer Party im Victorian Bed & Breakfast auf der Railroad Avenue beobachten konnte. So viel Aufregung erlebt Donaldsonville nicht oft. Auch unser The River-Festival mit Malerei, Musik, Lesungen, das wir 2001 in unserer River Road Residence veranstaltet haben, kann da sicher nicht mithalten.

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