Ihren Namen verdankt die Zeitung dem ursprünglichen Preis
von 1 Picayune (einer spanischen Währungseinheit) bei ihrer Gründung 1837
und der Fusion mit dem Konkurrenzblatt Times-Democrat 1914. Bereits seit den 60er Jahren hat sie das lokale
Zeitungsmonopol inne. Wikipedia bewertet sie als gemäßigt-konservativ, wobei ich sie einfach immer nur als schlicht und seriös und vielleicht nicht
übermäßig progressiv gelesen habe.
1992 verfasste ich für ein Fulbright-Einführungsprogramm meine erste akademische Arbeit auf Englisch: ein Vergleich der New York
Times, der Los Angeles Times, des St. Louis Post-Dispatch und der New Orleans
Times-Picayune bezüglich ihrer Berichterstattung über Deutschland. Dabei
schnitt sie gar nicht schlecht ab.
Während Hurrikan Katrina arbeitete die Redaktion (Internet- und Druck-) heroisch
weiter, zuerst in den eigenen Gebäuden, dann auf dem Campus der Louisiana State
University, mit Schlafsäcken und Luftmatratzen. Drei Tage lang gab es nur
Internetausgaben, danach wurde wieder gedruckt. Auch in dieser Zeit
der Medienhysterie zeichnete sie sich durch besonnene Berichterstattung vor Ort
aus und war für viele Leser, auch in der Evakuation im ganzen Land verteilt,
eine emotionale und informative Verbindung nach Hause. Für diese
Berichterstattung erhielt sie verschiedene Preise, darunter auch den
Pulitzerpreis. Auch mit den Ereignissen nach Katrina setzte sich die
Times-Picayune kritisch auseinander, vor allem auch mit der FEMA, der
Katastrophenmanagementagentur, die grandios versagt hatte. Auch sonst wendet sie sich immer mit investigativen Serien brisanten Themen, wie jetzt gerade zur Gefängniskultur in Louisiana.
Einige jetzt bekannte Autoren haben früher für das Blatt gearbeitet, darunter William Faulkner, Chris Rose, der für seine
Katrina-Kolumnen bekannt wurde (1 Dead in Attic), James Gill, Lolis Eric Elie (der bei der Fernsehserie Tremé mitarbeitet), die Literaturkritikerin Susan Larson
und Gwenn Thompkins von NPR.
Gerade heute las ich, dass die Zeitung in eine neue Firma
überführt wird und ab Herbst nur noch drei Mal wöchentlich gedruckt erscheint (also nicht mehr Sonntag früh zum Zeitungsautomaten an der Ecke schlendern, einen Croissant beim französischen Bäcker daneben kaufen und den Sonntag gemächlich Zeitung lesend einläuten). Mein
Freund Rex schrieb dazu auf Facebook: „Erst K&B (eine alteingesessene
Drogeriekette, die vor ein paar Jahren verschwand), dann Katrina und jetzt
das.“ Auch mich macht das tieftraurig. Und so ist aus dieser kleinen Lobeshymne fast ein Nachruf geworden.
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