Sonntag, 13. Mai 2012

Limonade

„Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Zitronenlimonade“ heißt ein Spruch, der auf Dale Carnegie zurückgehen soll. Der Spruch ist gut, aber ich kenne kaum Leute, die 1. wirklich Zitronen vom Leben bekommen haben und 2. Limonade machen. Vielleicht liegt das auch daran, dass unser Wetter hier in Berlin Limonade selten erforderlich macht. Denn eine richtige echte Zitronenlimonade ist wahrscheinlich das Erfrischendste auf der Welt: beim Marathon, im Park Sanssouci oder auch am Ende einer Lausitz-Wanderung an einem heißen, staubigen Tag – nicht Bionade, nicht Fanta, nicht Sprite – richtige Limonade aus Zitronen.
Vermutlich hätte mein Körper gar nicht so eine verschrobene Lust darauf, wenn er nicht mit der belebenden Wirkung von Limonade in Extremsituationen vertraut wäre. Denn in den USA, in New Orleans, zum Beispiel während des glühend heißen Jazzfests, tauchen sie überall auf: von eifrigen, ernsthaften Kindern betriebene Limonadenstände am Straßenrand.
Martha, die Tochter meiner Freundin, ist jetzt 10 und damit im besten Limonadenstandbetreiberalter. Beim diesjährigen Jazzfest hatte sie ihren Stand gleich neben einem Sandwichimbiss in der Ponce de Leon St., die zum Festivalgelände führt. Martha, so berichtet mir ihre Mutter, hat über 50 Dollar verdient und ungefähr die Hälfte der SPCA, dem Tierschutzverein, gespendet. Ihre Mama hat auf Facebook ein Foto veröffentlicht, und auch ich bin mächtig stolz auf Martha. Ich versetze mich aber auch in die Touristen hinein, die eine tolle Erfrischung bekamen und noch dazu das erfrischende, quirlige, kluge, typisch New-Orleansige Persönchen Martha erleben durften.
Vor vielen Jahren hat mir das Leben mal richtig viel Saures beschert. Zitronen waren das, glaube ich, nicht. Sowieso hätte ich damals keinen Mumm gehabt, Limonade zu machen. Aber jetzt steht im Sommer eigentlich immer welche bei mir im Kühlschrank.

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