Das Festival läuft über vier Tage und trifft immer auf das erste Wochenende von Jazz Fest, so dass die Entscheidung manchmal
nicht leicht fällt. Und eigentlich ist sie doch ganz leicht. Das Festival
International ist nämlich etwas ganz Besonderes. Es ist nicht kommerziell und
es verteilt sich über das ganze Stadtzentrum von Lafayette, mit mehreren Bühnen,
Kunstmärkten und Fressständen usw. Es ist privat, ungezwungen und immer
unglaublich heiß. Die Konzerte sind kostenlos und das Festival wird von der
ganzen Stadt und von Freiwilligen organisiert, so dass die Stimmung immer
entspannt und sehr freundlich ist.
Aber das Allerbesonderste ist, dass es ein vorwiegend
frankophones Festival ist, wo die gesamte musikalische Creme des ländlichen
Louisianas spielt, Cajun und Zydeco-Bands und zugleich so eine Art
Weltmusikfestival, mit Musikern aus dem frankophonen
Kanada, aus Afrika, aus der Karibik, selbst aus Kuba. Sie eint das Lateinische/Französische und zugleich spielen sie eine eigene authentische Musik, die, und diesen Eindruck vermittelt das Festival, fast universeller ist, mehr „Welt“, als das globalisierte Musikbusiness.
In Lafayette spielten unter anderem die Red Stick Ramblers (nächsten Sonntag auch beim Jazz Fest),
die auch in Anthony Bourdains No Reservations über Essen in Louisiana auftauchten (siehe hier), eine
Cajun Swing Band, die sich in den 90er Jahren in Baton Rouge gründete (eben jener texanische Freund spielte dort Bass). Einer
der Mitbegründer ist der junge Joel Savoy, aus der berühmten Savoy Family Cajun
Band. Seine Eltern Marc und Ann Savoy musizieren seit 1977 zusammen. Der jüngere
Sohn Wilson Savoy, der einmal in einem meiner Deutschkurse ein äußerst
talentierter Schüler war, spielt auch bei den Lost Bayou Ramblers und den Pine Leaf Boys.
Beim Festival International war ich auch mit französischen
Freunden und es bringt mein kleines französisches Ich auf eine Art zum
Schwingen, die so ganz anders ist als in Paris oder Frankreich. Denn obwohl das
20. Jahrhundert das Französische der Cajuns und der Kreolen im Alltag fast
völlig ausgemerzt hat, außer bei sehr alten Menschen, ist die französische
Seele Louisianas lebendig, bewahrt vor allem in der melancholischen und doch
auch lebensfrohen Musik, die lebt und sich entwickelt und weitervererbt wird.
Durch das Festival steht sie in Verbindung mit anderen frankophonen Kulturen
der Welt, wo allerdings wie in Kanada auch die Sprache noch Teil der Identität
und Kultur ist.
Auch die 17 Hippies versuchen sich manchmal an Cajun-Musik
und viele Nachahmer in Las Vegas, Atlantic City, Branson, Missouri, oder auch
auf der Bourbon Street in New Orleans. 2009 war ich zufällig zum Wassermusik-Festival im Berliner Haus der
Kulturen der Welt. Als aus dem Tanzsaal Cajun-Musik klang, war ich deshalb erst einmal sehr
skeptisch. Aber dann zog mich die Musik hinein und näher und verzauberte
mich. Da war sie die Cajun-Musik ganz pur, einfach nur ein paar Männer mit strahlend weißen
Hemden, Akkordeon, Gitarre, Stimmen – Ray Abshire, von dem ich noch nie gehört
hatte. Das war es. So muss es sein. Und jetzt seufze ich ganz tief: Vielleicht
schaffe ich es ja nächstes Jahr, live vom Festival International zu berichten.
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