Mehr Aufschluss hatte ich mir erhofft aus dem Dokumentarfilm, den
ich gestern Abend gesehen habe, The United States of Hoodoo, von dem deutschen Regisseur Oliver Hardt und dem
Amerikaner Darius James sozusagen als MC. Wie der Titel schon andeutet, geht
der Film davon aus, dass es in den USA eine unterschwellige, einende
Spiritualität gibt, die auf afrikanischen Traditionen beruht. Um dies zu
untersuchen, werden verschiedene Schauplätze bereist, New York, Kalifornien,
Mississippi und zu einem beträchtlichen Teil auch New Orleans. Sehr oft halten
wir uns aber auch in dem rumpligen Haus in Neuengland auf, das Darius James von
seinem verstorbenen Vater geerbt hat und das voller afrikanischer Masken hängt.
Und das ist ein bisschen das Problem des Films: Er zeigt zwar viele
interessante Dinge, wie eine afrikanische Grabstätte mitten im
Wallstreetviertel in New York, aber er tut das alles über die nicht besonders
aufregende spirituelle Suche von Darius James, die ihn zu verschiedenen
Freunden und Bekannten führt, die mit ihm über den Musiker Robert Johnson, die
Sklaverei und Gumbo-Rezepte reden. Ein Film also, der nicht fundiert und seriös informiert und dessen persönlicher
Hintergrund keine spannende Pointe oder Auflösung findet, konzeptuell,
inhaltlich nicht überzeugend.
Sehenswert ist er aber schon allein wegen des weichen,
warmen Südstaatenlichts, das ich in den Bildern aus dem Mississippidelta
wieder erkannt habe und dann erst recht in den grünen Gassen im Bywater-Viertel
in New Orleans. Aber auch wegen der Eindrücke von New Orleans (Häuser, Paraden,
Beerdigung, Friedhof, Sehenswürdigkeiten), wegen der Bilder von einer
Voodoozeremonie und wegen der interessanten Menschen, denen wir auf diese Weise
begegnen, darunter auch dem Musiker Hassan Sekou Allen (ursprünglich aus Los
Angeles), der, wie die Musiker es so machen, den Rhythmus von New Orleans
vorklatscht. Ob die Voodoopriesterin Sallie Ann Glassman in der in New Orleans
gewachsenen Tradition steht, bezweifle ich ein wenig, denn sie stammt aus
Neuengland und hat ihre Ausbildung in Haiti erfahren.
Das wirklich interessante Thema ist also ein bisschen
verschenkt worden und hätte mehr Tiefe verdient. Mein stets sehr
kritischen Begleiter bemängelte vor allem die Selbstdarstellung des Erzählers und
so sind wir auch nicht zu dem angekündigten Gespräch geblieben. Gesehen haben
wir den Film in dem spirituell ausgerichteten Kino & Café am Ufer im
Wedding. Ab morgen läuft er in Berlin nur noch im Eiszeit-Kino (19.15 Uhr), sicher auch in vielen anderen Städten, und da er u.a. von ZDF und Arte gefördert wurde, ist er vielleicht auch irgendwann im Fernsehen zu sehen. In dieser Rezension im Spiegel ergeben die verschiedenen Fäden eine logischere Verknüpfung, als es mir gelingen wollte.
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