Die Tulane University zählt durchaus zu den renommierten
privaten Universitäten der USA, vor allem für Humanwissenschaften,
Französisch und Italienisch, dachte ich. Im Internet habe ich gesehen, dass manche es als „Harvard des Südens“ bezeichnen, was sicher etwas
übertrieben ist, und andere als „Jewlane“, weil wohl ein großer Anteil der
Studenten aus reichen jüdischen Familien stammt. Tulane ist teuer, hat einen gepflegten, mit Lebenseichen beschatteten Campus (Foto) gleich an der St. Charles
Avenue und die Bibliothek ist sicherlich die best bestückte im Staate Louisiana
und vermutlich in Mississippi, Alabama und Arkansas noch gleich mit und steht auch
der Öffentlichkeit (mir zum Beispiel) offen.
Was ich aber bisher nicht wusste, ist, dass Tulane auch eine
School of Social Work hat (eine Fakultät für Soziale Arbeit), die allerdings
nur Magister- und Doktorstudiengänge anbietet. Darunter gibt es sehr interessante
Kombinationen, wie Magister in Sozialer Arbeit mit Public Health
(Volksgesundheit), mit Zertifikat in Disaster Mental Health (psychische
Gesundheit bei Katastrophen) und einen Magister in Globaler Sozialer Arbeit,
der, so heißt es, besonders für die Arbeit beim Roten Kreuz, der UNO, im Peace Corps
usw. ausbildet.
Die Studentin interessiert sich für ein Doktorat in
einem von zwei interdisziplinären Programmen, die ebenfalls in Folge von
Hurrikan Katrina aufgelegt wurden. Das eine ist in Aging Studies
(Altersstudien) und das andere heißt City, Culture, and Community (Stadt,
Kultur und Gemeinschaft/Gesellschaft) und integriert Lehrkräfte aus der
Soziologie und Urbanen Studien, Architektur, Recht, Human- und
Naturwissenschaften. Das Programm befasst sich mit den Zusammenhängen zwischen der
physischen und der bebauten Umwelt und sozialen, wirtschaftlichen und
politischen Institutionen und Prozessen, die für städtische Räume
prägend sind. New Orleans, vor allem nach Katrina, bietet natürlich jede
Menge Anschauungsmaterial.
So gibt es zum Beispiel, davon ganz unabhängig, ein Sommerprogramm für
New Orleanser Schüler, das die nichtkommerzielle Organisation Kids Rethink New Orleans
Schools (Kinder überdenken New Orleans’ Schulen – Rethink) seit 2006
ausrichtet. Dabei treffen sich sechs Wochen lang Grund- und Mittelschüler aus New
Orleans und erarbeiten Vorschläge für ihre Schulen, besonders auch was die
Schulkantine und das Essen betrifft. 2007 konnten die Rethinkers durchsetzen,
dass die Sporks abgeschafft wurden (eine Kombination aus Löffel und Gabel), die
sie als entwürdigend empfanden. Inzwischen haben sie so einige Verbesserungen
erzielen können, aber die Einführung von Metallbesteck wird „aus Sicherheitsgründen“
weiterhin nicht erfolgen. (Mehr hier.)
Solche und andere Programme gibt es natürlich viele und bestimmt wird auch an der Tulane University über ihren Nutzen geforscht. Das Studium ist teuer, aber es gibt Stipendien und Assistenzstellen und eine unvergessliche Lebenserfahrung. Und ich hätte vielleicht schon nächstes Jahr einen neuen Kaffeeklatschkontakt in New Orleans...
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