Die Cajun-Hauptstadt Lafayette, Louisiana, ist eine der
wenigen Städte der USA, die über ein städtisches Breitband-Internet-System
verfügen. LUS Fiber ist eine Tochter von Lafayette Utilities System, dem
stadteigenen Stromanbieter, und bietet neben einer Internetverbindung mit einer
Geschwindigkeit von 100 Megabit pro Sekunde auch Kabelfernsehen und Telefon an.
Das ließ sich nicht ohne massiven Widerstand,
Fehlinformationskampagnen und sogar Klagen vor Gericht seitens zweier privater
Anbieter durchsetzen, doch 2007 entschied das Oberste Gericht von Louisiana
zugunsten der Stadt. Mehr als 1.200 Kilometer Glasfaserkabel wurden dazu unter
der 120.000 Einwohner-Stadt verlegt. Anders als bei anderen Anbietern ist die angekündigte Übertragungsgeschwindigkeit hier gewährleistet. Damit ist
Lafayette nicht nur eine der Cyber-Avantgarde-Städte, sondern es haben sich
auch Firmen neu angesiedelt, wie zum Beispiel Skyscraper Holding, die wegen der
entstehenden Kostenersparnis von Los Angeles nach Lafayette gezogen sind.
Die Gastroenterology Clinic of Acadiana konnte fast völlig in eine
elektronische Klinik umgewandelt werden und gestattet Internet-Konsultationen
zwischen Krankenpflegern und Ärzten in verschiedenen Teilen der Stadt. Noch ist nicht sicher, ob sich das System finanziell tragen wird, doch
heißt es, dass schon der Firmenzuzug und der schnelle Internetzugang für Schulen, Bibliotheken und
private Haushalte die Sache wert sind. Siehe hier.
New Orleans ist in anderer Hinsicht wegweisend. Die Stadt,
die für ihre Korruption und Vetternwirtschaft berühmt-berüchtigt ist/war,
bemüht sich seit Hurrikan Katrina um Behebung des Problems, durch neue
Strukturen bei der Polizei, die Auflösung der Schulbehörde usw. Bürgermeister
Mitch Landrieu setzt sich seit seiner Amtseinführung für mehr Transparenz und
Effektivität der Arbeit der Stadtregierung ein. Eine Mittel dazu ist die
Webseite data.nola.gov, die seit August 2011 Budgetdaten usw. veröffentlicht.
Noch ist die Auflistung im Entstehen, doch die Benutzer können Anregungen
dafür geben, welche Daten genau sie sich wünschen.
Die aus Spenden finanzierte Organisation Code for America setzt sich ebenfalls für
mehr Transparenz ein, die das Verhältnis von Bürgern und Regierenden verbessern soll. Dazu werden bestimmte
Städte ausgewählt und dann Fellows rekrutiert, also junge Programmierer
und Webdesigner. In New Orleans wurde auf diese Weise mit OpenSource-Programmen eine Webseite erstellt, die verlassenen
und verkommenen Häusern gewidmet ist. Diese können nicht nur das Stadtbild verschandeln,
sondern wie wir über die Theorie der zerschlagenen Fenster (Broken windows
theory) wissen, Vandalismus und schwerwiegendere Kriminalität zur Folge haben, und deshalb wird das eigentlich auch geahndet. Auf blightstatus.nola.gov lässt
sich jetzt der Status solcher Adressen einsehen; aktualisiert wird jeden Dienstag,
17 Uhr Ortszeit. Gelesen hatte ich darüber u.a. hier in der taz.
Ein
wenig erinnert mich das an eine andere Webseite, besser gesagt einen Blog
namens Squandered Heritage (Vergeudetes Erbe), auf dem die Begründerin Karen
Gadbois Häuser dokumentierte, die nach Katrina abgerissen wurden oder zum
Abriss vorgesehen waren, manchmal für die Eigentümer im Exil die einzige
Informationsquelle. Inzwischen hat sie eine preisgekrönte Webseite gegründet, The Lens (Die Linse), die sich mit Politik,
Umwelt, Schulen, Bebauungsplanung, Strafjustiz, investigativem Journalismus
beschäftigt, auf der Squandered Heritage als Rubrik fortgeführt wird. Seit der Entkernung der Tageszeitung Times-Picayune, die seit Oktober nur noch drei Mal wöchentlich als Druckausgabe erscheint, ist The Lens noch wichtiger geworden.
Hier noch ein Hinweis auf eine kleine Aktion, über die ich
auf Facebook erfahren habe. Hurrikan-Katrina-Veteranen haben kleine Weisheiten
und Wünsche für von Hurrikan Sandy betroffene New Yorker geschrieben und sich
damit fotografieren lassen. Von Herzen, und das ist sehr berührend. Hier.
Irgendwie ist eben doch alles verbunden.
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