Louvers (oder Britisch: louvres) ist Englisch für
die schräg gestellten Leisten, zum Beispiel an Fensterläden, die auf Deutsch
meist als Lamellen bezeichnet werden. Lamellen heißen auch die Membranen auf
der Unterseite von Pilzen und deshalb bin ich mit dem deutschen Wort nicht ganz
zufrieden, denn anders als vielleicht die filigranen Lamellen an den Plastejalousien
(mini blinds) aus China, sind Louvers an Fensterläden, französischen Türen und
anderswo sehr stabil und starr und aus festem Holz, für die Jahrhunderte
gebaut.
Für mich und für die Filmindustrie sind Louvers Hinweis und Symbol
für den amerikanischen Süden, besonders Louisiana, wo sie zur traditionellen
(und wie das Brad-Pitt-Projekt Make It Right Nola zeigt auch zur modernen) Architektur einfach dazugehören, in Form von
Fenster- oder Türläden, aber nicht nur. So gesehen zum Beispiel in der
Verfilmung von Endstation Sehnsucht
oder in Unterwegs nach Jack
Kerouac, der derzeit in den Kinos läuft.
Auf dem langen Flug habe ich The Best Marigold Hotel gesehen – ein wirklich hübscher und durchaus
bewegender Film über ältere Briten (mit Judi Dench, Maggie Smith usw.), die in
einem verfallenen Hotel in Indien einen ruhigen Lebensabend suchen und dann
doch etwas Anderes finden. Und weil alles so klein und so eng und so unbequem
war, ist mein Blick immer wieder abgeschweift: auf den Bildschirm eines
Passagiers zwei Reihen schräg vor mir. Dort gab es dann eine heiße Liebeszene,
so wie Hollywood es sich vorstellt, wenn ein Paar sich endlich zum ersten Mal
liebt, und diese fand in weichem, warmem Licht und hinter Louvers statt. Das
hat mich neugierig gemacht.
Also habe ich mir nach dem Happy End von Marigold Hotel noch diesen Film angesehen, The
Lucky One (dt. Für immer der
Deine). Es ist die Verfilmung eines
gleichnamigen Romans von Nicholas Sparks, der allerdings statt in North
Carolina in Louisiana spielt, wo man sich freigiebig der anderen Symbole und Stereotypen bedient: Lebenseichen, tolles Plantagenhaus, Zydecomusik usw. Die Schauspieler
sind hübsch, die Landschaften auch und die Geschichte gibt sich ernst und
dramatisch. Logan, ein ehemaliger Marine, macht sich von Colorado aus mit
seinem Hund zu Fuß auf den Weg nach Louisiana, um eine junge Frau zu aufzuspüren,
deren Foto er im Irakkrieg gefunden hat. Wie die etwas Voyeurismus
suggerierende Szene hinter Louvers jedoch andeutet, kann ihre Liebe nicht einfach
so drauf los erblühen, sondern es gibt einige Hürden. Er erzählt ihr nicht, wer
er ist und woher er kommt; sie war schon einmal verheiratet und hat ein Kind; der Exmann ist ein dysfunktionaler Loser und Polizist, der sie terrorisiert und
den Jungen zu einem Mann machen will und als Pfand gegen sie in der Hand hat.
Logan hingegen ist ein richtig männlicher Engel, versteht sich mit allen prima
und hält den Ex in Schach. Der ertrinkt in einer äußerst dramatischen
Unwetterszene am Schluss und dann gibt es Friede Freude Eierkuchen.
Eine erstaunliche Stärke hat der Film: Er schafft es, eine Höchstzahl von Klischees in
sich zu vereinen – Handlung (Liebe, böser Gegenspieler und dessen Tod, Krieg,
Tod des Bruders, über den die Frau nicht hinwegkommt), Louisiana, die Art der Schauspielerei (sie wird einmal fuchtig und reißt Büsche aus und wirft Blumentöpfe um), lieber, gut aussehender Typ, scheinbar ganz ohne Frau, der trotz kurzem Hinweis auf PTSD am Anfang Hunde und Kinder liebt und
Frauen auch. Ein kleines Detail hat mich doch beeindruckt: Beth war vor ihrer
Heirat Mitglied der Leichtathletikmannschaft der Tulane University.
Der
Leuchtturm, der in dem bewussten Foto hinter Beth zu sehen ist und Logan zu ihr
führt, befindet sich in Port Eads, ganz im Süden Louisianas, wo das Land in den
Golf von Mexiko übergeht. Seit Hurrikan Katrina ist er nur noch vom Wasser und
von der Luft aus zu erreichen.
Es soll insgesamt schon sieben Verfilmungen nach Nicholas
Sparks geben und bei allen soll der Verbrauch von Tempotaschentüchern zu einem
Engpass geführt haben. Bei uns lief der Film im Frühjahr und erreichte Platz 3. Gedreht wurde ausschließlich in der Gegend von New Orleans.
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