Ich reise gern. Weniger spektakulärer Landschaften
oder Berg- oder Strandwanderungen wegen, sondern weil ich auf fremde Länder und Leute
neugierig bin. Wenn ich allein reise, kann ich ganz anonym sein, nur Augen und
gelegentlich Mund, muss nichts leisten oder beweisen oder irgendwie sein: BIN
einfach. Das mag ich.
Das versüßt auch die beschwerliche Reise in die USA (16-17
Stunden) ein wenig. Doch weil es meine zweite Heimat ist, ist es nicht
irgendeine Reise. Ich war jetzt seit drei Jahren nicht dort und nach so langer
Zeit frage ich mich, ob mir das Geld und die kleinen Dinge des Alltags wieder
vertraut sein werden. Mich nerven die Einreiseformalitäten noch viel mehr als sonst (die wollen gar nicht, dass man sie besucht!), und
ich habe zum ersten Mal wirklich Angst vor der Kriminalität, vor allem in New
Orleans.
Was ich aber völlig vergessen hatte ist der veränderte
Bewusstseinszustand vor der Reise, wo ich gedanklich und emotional nicht
mehr hier, aber natürlich auch noch nicht angekommen bin. Eine Art Trance, so
etwas wie umgekehrtes Jet Lag; früher hatte ich das vor den Reisen
zurück nach Berlin. Dieses Mal hat es besonders zeitig eingesetzt, wohl weil
ich mich so intensiv mit Hurrikan Isaac beschäftigt habe.
Morgen in aller Frühe fliege ich los. Die große Rezension der großen
Lillian-Hellman-Biografie wird warten müssen. Es wird erst einmal ruhig werden hier im Blog, denn ich werde auftanken. Auch das mag ich am
Reisen: Dass die Zeit stehen bleibt, das Leben für einen Moment angehalten
wird. In diesem Sinne: Bis danach, mit Klarheit und wieder ganz hier!
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