Meine Zweige machten mich auch nicht so recht glücklich.
Seltsame klebrige schwarze Krümel lagen darunter auf dem Tisch und immer wieder
starrte die Katze nach oben in die Zweige, wo sich eine grüne Raupe wand, die
ich später irgendwo in der Wohnung wieder fand. Vor allem aber waren die sich
langsam auffaltenden Blätter sehr seltsam, in einem fremden Grün, gezackt und
ein bisschen fedrig.
Seltsam ist auch die Landschaft, in der ich jetzt lebe. Sie
ist struppig, nicht wie die typische weite und sanfte Berlin-brandenburgische
Wald-Wasser-Wiesen-Landschaft. An den Eschenahornen hängen auch die
vertrockneten Früchte vom letzten Jahr und die
Bäume haben kaum einen Stamm, sondern bestehen fast nur aus Ästen, die direkt
aus dem Boden zu wachsen scheinen.
Auf einer der vielen Besuchertafeln hier in der Umgebung heißt es: Das Gegenteil
von Wildnis. Denn die Bäume sehen zwar wild aus, aber so wie ganz Mitteleuropa
seit Jahrhunderten eine stark durch den Menschen geprägte Kulturlandschaft ist,
so waren die Rieselfelder, die hier früher waren, ein besonders starker
Eingriff, der die Gegend zeichnet. Seit den achtziger Jahren versucht man hier
wieder „Natur“ entstehen zu lassen, mit wild lebenden Rindern und Pferden und
verschiedenen Landschaftsformen: Heide, Kiefernschonungen, Wassergräben und
auch Kunst in der Natur usw.
Nicht eingeplant war wohl der Eschenahorn. Er gehört zu den
invasiven Neophyten, den nicht heimischen Spezies, die sich ausbreiten und
heimische Pflanzen verdrängen (siehe hier) und ist ein äußerst erfolgreicher Pionierbaum (siehe hier). Tatsächlich soll der Acer negundo schon 1688 aus Nordamerika bei uns eingeführt worden sein. In den USA heißt er Box elder oder
Boxelder maple usw. und ist vor allem in der östlichen Hälfte bis hoch nach
Kanada zu finden, auch in Louisiana, aber da fällt er nicht so auf, weil dort alles wild und struppig
aussieht. So habe ich ein bisschen Amerika direkt hinterm Haus. Trotz
des fremden Eschenahorns fühlen sich hier jede Menge Wildtiere und Vögel zu
Hause. Ich auch.
Mein neuer Arbeitsplatz. Im Hintergrund auch Eschenahorn.