Politisch korrekte oder inklusive Sprache ist etwas in Misskredit geraten, vor allem bei sich für
besonders unangepasst haltenden Kritikern, die sich an bestimmten Ausartungen
festbeißen. Ich persönlich bin ein großer Fan davon, mit oder über Leute(n) so zu sprechen, wie sie es gern möchten und dass sie sich respektiert
fühlen. Deshalb gibt es für meine Studentinnen auch immer eine Seminarsitzung
zu dem Thema, und die Geschichte vom Vater und seinem Sohn und ihrem Unfall
zeigt, dass sich seit 1992, als ich sie kennengelernt habe, nicht viel geändert
hat.
Auf dem Arbeitsblatt zu meinem Seminar heißt eine Frage: “When is it okay to use the N-Word”
in English or a word like “Tunte” in German?” Die richtige Antwort heißt
natürlich nie, es sei denn, man ist selbst schwarz oder schwul. Ein Wort
könnte ich noch hinzufügen: Coonass als Bezeichnung für Cajun.
Cajuns heißen die Nachfahren französischer Einwanderer, die
im 18. Jahrhundert von den Engländern aus Nova Scotia in Kanada vertrieben
wurden und vorwiegend auf dem Land leben. Aus verschiedenen Gründen sprechen
sie heute im Alltag kaum noch ihr archaisches Französisch, aber sie
haben sich eine reiche und lebendige Kultur bewahrt. Und auch wenn sie sich im
20. Jahrhundert vielleicht manchmal dafür geschämt haben und es für ihr
Französisch, das ja kein “richtiges” Französisch ist, immer noch tun, so sind sie heute auch stolz.
Für “Coonass” gibt es verschiedene Herkunftserklärungen:
eine führt es auf das moderne französische Wort „connasse“ zurück, das im 2.
Weltkrieg von den Franzosen für alliierte Cajuns verwendet worden sei. Ich
halte das schon deshalb für abwegig, weil es eine abwertende Bezeichnung für
eine Frau ist und deshalb ganz sicher nicht für Soldaten verwendet wurde und weil das Französische wie auch das Deutsche niemals eine grammatisch eindeutig weibliche Form für einen Mann verwenden würde.
Andere assoziieren es mit dem coon von raccoon (Waschbär), was eine sehr
abwertende Bezeichnung für einen Afroamerikaner ist, und der „ass“ wäre dann
dessen Hinterteil.
Egal, woher es kommt, man sollte es vielleicht kennen, um
Postkarten oder T-Shirts wie „You know you’re a coonass when...“ zu verstehen,
aber verwenden sollte man es nicht. Das wurde jetzt einem Abgeordneten in Texas ziemlich
unmissverständlich auch von
Mit-Republikanern klar gemacht. Dennis Bonnen hatte den Begriff in einer
Anhörung zum Umgang mit den vielen unbegleiteten Einwandererkindern für Kinder
aus Louisiana verwendet, die nach Hurrikan Katrina nach Texas kamen und dort in
die Schulen integriert werden mussten. Besonders auf Kinder angewendet, stießen
sich viele an dem Wort und warfen ihm u.a. vor, dass er keine Vorstellung von „Inklusion“
habe (hier und hier). Eine Umfrage auf nola.com (der Webseite der New Orleans Times-Picayune) hat wiederum gezeigt, dass einige das Wort mit Stolz für
sich verwenden (hier).
Für Shane Bernard, der Autor von The Cajuns:
Americanization of a People zeichnet sich je nach Klassenzugehörigkeit eine
unterschiedliche Haltung zu dem Wort ab, wo die mittleren und oberen Schichten
es strikt ablehnen, während die Arbeiterklasse damit stolz auf die ethnische
Herkunft verweist. Aber für uns Ausländer, die vermutlich nicht von Cajuns
abstammen, wäre es (politisch) korrekt und auf der sicheren Seite,
das Wort nicht zu verwenden (hier). Warum also nicht einfach Cajun?